Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
erleuchtet waren. Vor der ersten geschlossenen Tür, deren bronzener Türknauf eine schier unwiderstehliche Verlockung war, blieb sie stehen und überlegte. Dann legte sie die Hand darum und drehte ihn, sodass die Tür sich einen Spaltbreit öffnete. Weit genug, um die Wärme eines gut brennenden Feuers in ihrem Gesicht zu spüren und den schwachen Geruch nach Zigarillorauch und Pimentöl wahrzunehmen. Nicht zu vergessen das langsame, beruhigende Atmen des Mannes in dem Bett, das ihr verriet, dass sie ihn trotz ihrer Dummheit nicht umgebracht hatte. Dieser Mann musste erst noch aus ihrem Leben verschwinden ...
Trotz des Laudanumnebels, in dem er schwamm, spürte Aidan Cats Gegenwart. Ein Vibrieren in der Luft. Ein nachdenkliches, bedeutungsschweres Schweigen. Am Horizont aufziehende Stürme. Er spürte ihren Blick in dem Prickeln seiner Haut und in der Hitze, die in ihm aufwallte, und die nichts mit seiner erhöhten Temperatur zu tun hatte. Er stellte sich Cats blitzende grüne Augen vor, den seidigen Glanz ihres Haars und das zauberhafte Erröten ihrer wie Perlmutt schimmernden Haut. Er wollte sie beruhigen, ihr sagen, dass alles gut werden würde. Aber sein betäubter Verstand hatte sich von seinem Körper losgelöst, sodass er nur daliegen und Schlaf vortäuschen konnte.
Noch lange nachdem sie sich zurückgezogen hatte, quälten ihn Träume von ihr, in denen er sie nicht als die Diebin sah, die er eingestellt hatte, sondern als eine Frau, die strahlend, furchtlos und energiegeladen war wie eine Königin. Eine Frau, die ihn verstand. Eine Frau zum Lieben.
6. Kapitel
C at war umgeben von Päckchen. Einige hatte sie schon geöffnet, um ihren Inhalt zu durchforsten, andere waren noch mit braunem Papier und Bindfaden verpackt. Aidans aus dem Krankenzimmer geblaffter Befehl war binnen weniger Tage Wirklichkeit geworden. Eines der Privilegien eines Earls vermutlich, selbst wenn er nicht der Reichste war.
Sehr zu Mrs. Flanagans Erstaunen hatte Cat es schon lange aufgegeben, die Pakete zu durchstöbern. Aus irgendeinem Grund hatte dieses Übermaß an schönen Dingen sie nicht erfreut. Im Gegenteil, die Zurschaustellung von Kilronans Gönnerschaft hing wie ein Stein um ihren Nacken. Wie ein Gewicht, das sie an diesem Ort und bei diesem Mann festhielt, obwohl ihre Vernunft ihr riet, so schnell wie möglich wegzulaufen.
Gelangweilt strich sie mit der Hand über die leeren Tische, hob die wenigen herumliegenden Magazine auf, nur um sie sogleich wieder zurückzulegen. Da Aidan noch das Bett hüten musste, hatte sie nichts, um die vielen leeren Stunden auszufüllen, und überdies auch längst vergessen, wie man sich einigermaßen gelassen dem Müßiggang hingeben konnte. Nichts zu tun zu haben und nirgendwohin gehen zu können, war ausgesprochen langweilig für sie.
Ein Klopfen an der Eingangstür rief die geschäftige Mrs. Flanagan herbei. Zunächst waren nur gedämpfte Stimmen in der Halle zu hören, die dann aber lauter und schriller wurden, und die Tür zum Salon öffnete sich einer perfekt frisierten und elegant gekleideten jungen Frau, die in Cats Alter oder ein wenig jünger war, mit tiefblauen Augen und schönem Haar, das die Farbe von reifem Sommerweizen hatte. Bei ihr waren Mrs. Flanagan und eine ältere, unscheinbare Dame, die neben der Lebendigkeit ihrer Begleiterin regelrecht im Hintergrund verblasste.
Für einen Moment schnürte Panik Cat die Kehle zu, und sie wünschte verzweifelt, der Teppich unter ihren Füßen möge sie verschlingen. Sie warf Mrs. Flanagan einen eindringlichen Blick zu, aber die Haushälterin schien immun zu sein gegen ihre stumme Bitte. Oder vielleicht war sie selbst zu aufgeregt, um sich um Cats Nervosität zu sorgen. Auf jeden Fall sah sie ein bisschen blass um die Nasenspitze herum aus.
»Miss O’Connell, darf ich ...«, begann sie in schon fast entschuldigendem Ton.
»Siehst du, Stow?«, übertönte die junge Frau Mrs. Flanagans Versuch, sie vorzustellen. »Ich wusste ja, dass sie hier sein würde!« In einer Wolke aus teurem Duft und Musselin schwebte sie durch den Salon und brachte ihre üppige Figur auf eine Art und Weise in Bewegung, die in der richtigen Gesellschaft alle Blicke auf sie lenken musste.
Nur war Cat nicht die richtige Gesellschaft.
Sie besann sich jedoch lange genug auf ihre gute Erziehung, um einen Knicks zu machen und der jungen Dame einen Sessel anzubieten. Miss Osborne schien jedoch keine Eile zu haben, Platz zu nehmen, sondern tat in etwa das, was auch
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