Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
Cat gerade noch getan hatte: Langsam drehte sie sich um sich selbst und ließ ihren Blick über alle Ecken und Winkel des Zimmers gleiten, als versuchte sie, im Geiste seinen Inhalt einzuordnen. Ihr scharfer Blick verweilte lange auf dem Stapel Päckchen – und dem Morgenrock, der aus einem von ihnen herausschaute. Ein anderer Karton, dessen Seidenpapier zurückgeschlagen war, offenbarte viele Paare Strümpfe und drei Unterröcke.
Cat errötete vor Ärger und Beschämung.
»Ein gut eingerichteter Raum«, bemerkte Miss Osborne, während sie um eine Hutschachtel herumtrat, als wiche sie den Hinterlassenschaften eines Hundes aus. »Ein bisschen langweilig, aber nichts, was die Hand einer Frau nicht im Nu in Ordnung bringen könnte. Meinst du nicht auch, Stow?«
Stow stimmte ihr geistesabwesend zu, während sie, offenbar nicht so geschickt darin wie Miss Osborne, Aidans Großzügigkeit zu ignorieren, mit großen Augen die noch geschlossenen Päckchen anstarrte.
Miss Osborne, die ihre Begutachtung anscheinend beendet hatte, richtete ihren Blick wieder auf Cat, die still und von Übelkeit gequält dagesessen und gewartet hatte.
Mrs. Flanagan versuchte es erneut. »Es tut mir leid, aber Seine Lordschaft ist nicht ...«
»Nicht zu sprechen für Besucher?«, unterbrach Miss Osborne. »Oh, das weiß ich.« Sie wandte sich an Cat. »Mr. O’Gara hat mir von Lord Kilronans Zusammenstoß mit diesen grässlichen Strauchdieben erzählt. Hätte man mich nicht gebeten, gestern Abend bei einem Wohltätigkeitskonzert zu singen, wäre ich natürlich sofort hierhergeeilt. Und heute Morgen musste ich mich mit einigen Mitgliedern des Komitees für das Magdalenenheim zusammensetzen.« Ihre scharfen Augen verengten sich. »Vielleicht haben Sie ja schon davon gehört.«
Cats Hände ballten sich zu Fäusten. »Nein, aber es muss eine bewundernswerte Sache sein. Ich bin sicher, dass etwas Unwichtigeres Sie nicht von der Seite Ihres Verlobten ferngehalten hätte.«
Miss Osborne runzelte die Stirn, und ihre Lippen verzogen sich zu einem schnellen kleinen Flunsch, als sei sie sich nicht sicher, ob sie verspottet wurde. »So ist es. Auch wenn ich nicht so weit gehen würde, Lord Kilronan als meinen Verlobten zu bezeichnen.« Sie kicherte mit falscher Bescheidenheit. »Ich meine, es ist ja noch nicht offiziell. Bisher.«
Die Frau hätte nicht plumper sein können, wenn sie Aidan einen Knüppel über den Kopf gezogen und ihn in ihre Höhle mitgeschleppt hätte.
»Normalerweise, Miss O’Connell, würde ich einen Gentleman natürlich nie in seinem Haus besuchen. Des Geredes wegen, verstehen Sie. Aber ich war der Meinung, ich müsste den eventuellen Schaden für meinen guten Ruf hintanstellen, um mit Ihnen zu sprechen.« Sie warf Mrs. Flanagan ein strahlendes Lächeln zu. »Würden Sie so freundlich sein, uns etwas Tee zu bringen? Das ist genau das Richtige für ein Gespräch von Frau zu Frau. Und nehmen Sie Stow mit. Sie kann Ihnen helfen, den Toast zu buttern.«
Die Autorität hinter dem freundlich vorgebrachten Vorschlag genügte, um Mrs. Flanagan und Miss Osbornes stille Begleiterin zur Küche eilen und Cat mit der anderen jungen Frau allein zu lassen. Die in ihr vermutlich ein Spielzeug sah, an dem sie ihre zarten Krallen schärfen konnte.
»Oh, bleiben Sie doch meinetwegen nicht stehen, Miss O’Connell.«
Cat klappte fast zusammen in ihrem Sessel, so überreizt waren ihre Nerven. »Wenn Sie nicht wegen Seiner Lordschaft hier sind, was bringt Sie dann nach Kilronan House?«
»Als ich Gerüchte hörte, dass Kilronans liebe Cousine erst seit Kurzem in der Stadt ist, wusste ich, dass ich mich mit ihr bekannt machen musste. Und als Mr. O’Gara mir dann von der unerwarteten Erkrankung Ihrer armen Frau Mama berichtete, hielt ich es für angebracht, zu kommen und Ihnen mein aufrichtiges Mitgefühl auszusprechen.« Ihre blauen Augen weiteten sich in gespieltem Entsetzen. »Wie schrecklich, dass sie ausgerechnet am Vorabend Ihrer Abreise an der Pest erkrankte! Ich hoffe, dass sie inzwischen außer Gefahr ist, Miss O’Connell.«
Pest? Von all den Krankheiten auf der Welt war Jack auf Pest gekommen? Warum hatte er nicht einfach behauptet, ihre imaginäre Mutter sei zum Mond geflogen? Aber Cat ließ sich von ihrer Verärgerung nichts anmerken, sondern verzog die Lippen nur zu einem bedauernden kleinen Lächeln und tat, als werfe sie einen raschen Blick gen Himmel. »Ja, das ist sie, danke. Die Ärzte haben uns versichert, es sei nur ein
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