Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
die Salontür hinter ihnen schloss, bevor sie sich mit einem wütenden Zischlaut in einen Sessel fallen ließ. »Himmelherrgott, Aidan! In was zum Teufel hast du mich da reingezogen?«
Aidan fand Cat in der Bibliothek, wo sie Obszönitäten vor sich hinmurmelte, die aus dem Munde eines Seemanns hätten kommen können.
»Pest! Von allen schwachsinnigen, idiotischen ... Was hat der Kerl sich bloß dabei gedacht? Da hätte er ja auch direkt sagen können, ich sei jedermanns Schlampe hier in diesem Haus! Im Endeffekt läuft es auf das Gleiche hinaus.«
»Flanagan hat mir von Barbara Osbornes Besuch erzählt.«
Cat fuhr herum. Verzweiflung und Furcht verdunkelten ihre Augen, sodass sie wie leere Seen in ihrem bleichen Gesicht erschienen. »Sie sind aufgestanden!«
»Nach zwei Tagen wurde es mir ein bisschen zu langweilig, die Zimmerdecke anzustarren.«
Er griff nach Cats Hand, aber sie entzog sie ihm und funkelte ihn böse an. »Nicht. Fassen Sie mich bloß nicht an! Das ist genau das, was sie denkt. Was alle denken werden, wenn sie mich erst hier entdecken.«
Ein Riss in dem undurchdringlichen Geheimnis Cats? »Wer sind alle?«, hakte er behutsam nach.
»Das spielt keine Rolle. Aber ich muss hier weg. Sofort.«
Sie sprang auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Vor und zurück. Vor und zurück. Ihre langen Schritte wurden von den voluminösen Röcken ihres neuen Kleids behindert.
Was ihre neue Garderobe anging, so hatte er vollkommen danebengelegen, erkannte Aidan jetzt. Nicht einmal das sittsamste Kleid kaschierte ihre geschmeidige, verführerische Art, sich zu bewegen. Eine Schande, dass er für nichts und wieder nichts so tief in die Tasche gegriffen hatte. Aber zumindest konnte er sie bewundern. Und fantasieren. Aus sicherer Distanz natürlich.
Genau das tat er. Blieb ruhig im menschlichen Auge des Orkans, der vor ihm tobte, und ließ Cat ihre Angst und Wut abreagieren, bis ihre Aufregung sich legte und sie sich, den Kopf in den Händen, auf ein Sofa fallen ließ.
»Wir hatten eine Abmachung«, begann er.
»Das war vorher. Verstehen Sie das nicht?«, murmelte sie.
Er lehnte sich an den Kaminsims, als wäre sein zweiter Vorname Geduld. »Nein, aber Sie können es mir gern erklären.«
»Sagen wir einfach, dass Vorwürfe wegen Unmoral mir leider wohl bekannt sind.«
Aidan wartete mit angehaltenem Atem, dass sie fortfuhr, doch die Art, wie sie die Lippen zusammenpresste, verriet, dass er keine weiteren Geständnisse von ihr erwarten konnte.
»Wenn Sie dieses Haus verlassen wollen, sollten wir mit der Arbeit beginnen.«
»Und Miss Osborne? Sie hat Ihnen buchstäblich schon ihre Flagge aufgepflanzt.«
»Also das ist ein Bild, um das Blut in Wallung zu bringen!«
»Machen Sie sich nicht lustig! Das ist nämlich überhaupt nicht komisch«, zischte Cat, aber zumindest schien ihre Wut allmählich nachzulassen.
»Wenn Sie wollen, spreche ich mit ihr. Erkläre ihr, dass sie, wenn sie abgewartet hätte, Ihre sehr strenge und sehr hässliche Anstandsdame, Miss Grimm, kennengelernt hätte, die Ihnen jeden Morgen Ihren Keuschheitsgürtel anlegt und nachts mit zwei Pistolen Ihre Tür bewacht. Und wenn das nichts nützen sollte, werde ich sie an unsere enge Verwandtschaft erinnern und ihr die Sache mit Ihrer armen kranken Mutter erklären, Gott segne ihre Seele. Die Pest kann sehr bösartig sein um diese Jahreszeit.«
Cat kicherte. »Sie machen sich über mich lustig.«
»Würde ich mich über jemanden lustig machen, dessen Mutter sterbenskrank ist?«
Sie biss sich auf die Unterlippe, aber ihre Augen funkelten vor Erheiterung. »Sie sind lächerlich.«
»Der einzige Wunsch der armen Frau, als sie, unter unsäglichen Pusteln leidend, in ihrem Krankenbett lag, war, ihre Tochter sicher in Dublin bei ihren überaus seriösen und platonischen Cousins zu wissen.«
Jetzt konnte Cat nicht mehr an sich halten und lachte laut. »Sie denkt nie an sich selbst, die Arme, nicht?«
Er lächelte. »Eine Märtyrin durch und durch, Ihre liebe Mutter. Das habe ich schon oft gesagt.« Er zog sie vom Sofa hoch, und diesmal ließ sie ihre Hand in seiner. Ihre Verzweiflung wich Vertrauen, schien es. Vertrauen und noch etwas anderem. Verbundenheit? Kameradschaft? Würde er so weit gehen, es als Freundschaft zu bezeichnen?
»Überlassen Sie das mir, Cat. Barbara Osborne ist kein kaltherziges Ungeheuer. Ich werde die Wogen glätten, und Ihre Ehre wird wiederhergestellt sein.«
Cat versteifte sich, entzog ihm ihre Hand und
Weitere Kostenlose Bücher