Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
Blutdürstige, gewissenlose Mörder, die überall, wo sie ihre dunkle Magie bewirkten, Tote hinter sich zurückließen?
Aidan konnte es nicht glauben, obwohl er wusste, dass es stimmte. Es war das, was er befürchtet hatte. Und noch viel schlimmer.
Er stieß sich von der Wand ab und taumelte wie ein Betrunkener über den schmalen Gang. Wenn er es wenigstens zu seinem Bett schaffte, um sich hineinfallen zu lassen und nicht mehr den unaufhörlichen Trommelschlag von Daz’ Stimme zu hören, die mit dem unerbittlichen Schlag einer Henkersaxt seine liebsten Erinnerungen tötete.
Zehn Schritte weiter schaffte er es noch, bevor sein verdammtes Bein den Dienst aufgab und er mit einem qualvollen Aufstöhnen, das auf schlecht verheilte Muskeln und einen Schmerz zurückging, der ihm die Gelenke zermalmte wie ein Mühlstein, in die Knie ging.
Wut braute sich in ihm zusammen wie eine üble schwarze Wolke, verkrampfte seine Arme, Schultern und zerquetschte ihm das Hirn. Setzte ihn in Flammen. Vaters Verbrechen hatten nicht nur ihn und seine Freunde und Anhänger zerstört, sondern auch ganze Familien entzweit und auseinandergerissen. Leben waren ruiniert, die Zukunft mit der Endgültigkeit eines Schwertstreiches der Amhas-draoi ausgelöscht worden.
Er senkte den Blick auf seine Hände, auf den Ring mit dem Kilronan-Smaragd an seiner Linken, der ihn wie ein Mühlstein an das glücklose Schicksal seines Hauses kettete.
Seine Familie. Sein Leben. Seine Zukunft.
An die Wand gelehnt, ein Bein vor sich ausgestreckt, legte Aidan den Kopf zurück, ballte die Fäuste und ließ Schmerz und Kummer in trockenen, gebrochenen Schluchzern aus sich heraus.
»Aidan? Was ist mit dir?«
Der vertraute Lavendelduft. Die rauchige, sinnliche Schlafzimmerstimme, die wie warmer Honig über zum Zerreißen angespannte Nerven glitt. Er öffnete die Augen, breitete die Arme aus ... und küsste sie.
Es war Kummer. Erschöpfung. Schmerz.
Nicht Verlangen oder Zärtlichkeit. Und ganz bestimmt nicht Liebe.
Cat wusste das, aber es kümmerte sie nicht, weil sie von genauso heftigen Emotionen beherrscht wurde wie er.
Sein Mund auf ihrem war warm und schmeckte leicht nach Brandy. Seine Hände umfassten ihr Gesicht, strichen über ihren Hals und schoben sich unter ihr Haar. Sein Körper erschauerte von irgendeinem inneren Aufruhr.
»Wir können nicht ... hier auf dem Korridor ... der Boden ... es ist kalt ...« Was sie wirklich sagen wollte, war: Nein, das können wir nicht tun, weil es ganz und gar und zweifellos das Falsche wäre! Weil sie es bereuen würden. Weil es eine ohnehin schon schwierige Beziehung noch verkomplizieren würde. Weil sie sich geschworen hatte, nicht wieder ... nie wieder auf ihn hereinzufallen.
Aber irgendwie hatte es sich ganz anders angehört.
»Aidan ... jemand wird kommen ...«, versuchte sie es noch einmal zwischen Küssen, zwischen zitternden Liebkosungen, als sie mit geradezu beschämendem Eifer auf seine Aufmerksamkeiten reagierte.
Statt einer Antwort brummte er nur etwas typisch Männliches, richtete sich auf und zog ihren viel zu nachgiebigen Körper in einer unnachgiebigen Umarmung mit sich. Als ob sie weglaufen könnte, wenn er sie losließe. Was jedoch zweifellos das Klügste wäre, wenn sie ihre Beine nur dazu bringen könnte, zu gehorchen ... um sich von seiner Hitze, die sie ganz benommen machte, loszureißen.
Rückwärts schob er sie die wenigen Schritte bis zu ihrer Schlafzimmertür, stieß sie mit dem Ellbogen auf und mit dem Fuß wieder zu, bevor er mit ihr auf das Bett zuging.
Helles Mondlicht fiel ins Zimmer, brach sich auf der verbeulten Rüstung und ließ den vergoldeten Rand eines zerbrochenen Tellers aufglimmen. Der blasse Schimmer setzte goldene Glanzlichter auf Aidans rötlich braunes Haar und wurde von dem grünen Smaragd an seinem Ring zurückgeworfen. Diese kleinen Beobachtungen gruben sich in ihrem Gedächtnis ein. Augenblicke, die ihr noch lange nach den Geschehnissen dieser Nacht in Erinnerung verbleiben würden. Noch lange, nachdem sie wieder zur Vernunft gekommen war.
Aidans Blick glitt durch den überfüllten Raum zu der brennenden Kerze neben dem Bett und dem aufgeschlagenen Buch, das auf dem Kissen lag. »Du hast gelesen.« Er nahm es in die Hand, um sich den Titel anzusehen, und warf ihr ein Lächeln zu, das seine Augen nicht erreichte. »Nicht gerade eine entspannende Bettlektüre.«
Cat nahm ihm das Buch aus der Hand, klappte es zu und legte es beiseite. »Ich wollte mehr über
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