Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
schwenkte triumphierend ein dickes, ledergebundenes Buch, dessen Ecken wie abgenagt aussahen und dessen Einband kaum noch hielt. »Und wo ich es am allerwenigsten erwartet hätte: unter ›Verfassern, die unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen‹.«
Maude blickte von ihrer dritten Tasse mit Gin versetztem Tee auf. »Was schwafelst du da, du geschwätziger alter Taugenichts?«
»Das Buch. Es steht in dem Buch!«, schrie er und führte einen wackligen kleinen Siegestanz um den Esstisch auf.
Aidan formte mit den Lippen das Wort »Federn«, und Cat prustete in ihre Serviette.
»Setz dich, bevor du dir die Hüfte brichst, du alter Narr!«, schimpfte Maude.
Daz, der ihre ungewöhnlichen Kosenamen ignorierte wie immer, ließ sich schnaufend in einen Sessel fallen. Er schlug das Buch an einer Seite mit Eselsohren auf und schob es mit strahlendem Lächeln über den Tisch auf Aidan zu. »Ich wusste, dass ich irgendwo etwas darüber gelesen hatte«, sagte er und deutete auf einen dick unterstrichenen Absatz auf der unteren Seitenhälfte. »Siehst du? Die Rywlkoth Tapisserie . Das ist sie.«
Aidan überflog den Eintrag, und sein Gesicht verhärtete sich zu einer grimmigen Miene. Er blickte auf. »Und du sagst, dieser« – er blätterte zum Vorsatzblatt und dann wieder zu der betreffenden Seite zurück –, »Dudley Squires sei auf ungeklärte Weise zu Tode gekommen?«
Ahern nickte, und sein Lächeln verblasste. »Er wurde tot in seiner Badewanne aufgefunden.«
»Und was ist daran so mysteriös?«, fragte Cat.
»Er war vollständig bekleidet, und sein Kopf fehlte.«
Cat verzog das Gesicht. »Tut mir leid, dass ich gefragt habe.« Sie wandte ihre Aufmerksamkeit Aidan zu, der eisern schwieg und dessen Blick ganz dunkel war vor Wut. »Darf ich?« Sie zog das Buch unter seinen Fingern hervor und las den unterstrichenen Absatz. Sie las ihn noch ein zweites Mal, diesmal aber langsamer, und versuchte sich über die Bedeutung von Squires Hypothese klar zu werden. » ›Das verborgene Grab des Hochkönigs‹ «, sagte sie und blickte auf. »Die gleiche Bezeichnung stand auch in dem Tagebuch deines Vaters.«
»Nur kann sie so verborgen nicht sein, wenn jemand die Tapisserie hat«, sagte Aidan, der aus seiner Trance erwachte, um sich Rotwein nachzuschenken, und ihn hinunterstürzte wie Wasser.
»Eine Art Schatzkarte?«, fragte Cat mit einem missbilligenden Stirnrunzeln für ihn. »So in etwa wie: Folgen Sie der Karte bis zu dem X, das die Stelle markiert, und voilà – Artus?«
»So einfach ist das nicht, Miss O’Connell! Es ist ein Rätsel. In dem Wandteppich eingewebte Anweisungen, die nur diejenigen, die über das nötige Wissen verfügen, entziffern können.«
»Cat ist eine Expertin im Entziffern.« Aidan blickte sie mit einem so besitzergreifenden Ich-kann-es-kaum-erwarten-dich-ins-Bett-zu-kriegen -Blick an, dass Maudes Lippen vor Missbilligung ganz schmal und weiß wurden.
Cat spürte die Warnung der Frau im Geiste wie einen Schlag gegen den Hinterkopf. Aber es war ein Schlag, den sie zu ignorieren gedachte.
»Wenn man also mithilfe des Wandteppichs Artus’ letzte Ruhestätte findet, wozu dient denn dann der Stein?«, fragte sie und tat Maudes Einmischung mit einem Achselzucken ab.
Ahern zog das Buch zu sich herüber und blätterte zu einem zweiten unterstrichenen Absatz weiter. »Hier«, sagte er und schob Cat das Buch wieder zu.
Sie überflog die Seite, und diesmal war sie es, die in wachsendem Ärger mit den Zähnen knirschte. »Der Stein ist der Schlüssel, der die Schutzzauber beseitigt. Wozu Schutzzauber?«
Ahern warf ihr einen Blick zu, als hätte sie den Verstand verloren. Und so falsch geraten war das gar nicht mal. Immerhin saß sie hier und sprach so unbekümmert über die Wiedergeburt eines Königs, als unterhielte sie sich über den Besuch von lange nicht gesehenen, guten Freund.
»Es geht hier um Artus «, sagte er in einem Ton, der nur allzu deutlich zu verstehen gab, wie dumm es von ihr war, eine solche Frage überhaupt zu stellen. »Die, die bei seinem Tod dabei waren und sich um seine Bestattung kümmerten, kannten die Bedeutung des letzen Königs der Anderen und seines Vermächtnisses an unsere Rasse. Um seinen ewigen Schlaf zu schützen, verbargen sie das Grab und schützten es gegen Eindringlinge.«
»Warum bewahren sie dann eine Karte und einen Stein auf, wie um jemanden in Versuchung zu führen, sie zu benutzen? Das war ja wohl keine gute Idee von diesen sogenannten
Weitere Kostenlose Bücher