Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
sie sich ein letztes Mal auf ihm bewegte.
Kraftlos und noch immer völlig außer Atem von der stürmischen Vereinigung, kuschelten sie sich unter die Decken, und er zog ihren Kopf an seine Brust. Als er ihr das feuchte Haar aus der Stirn strich, bemerkte er die alte Narbe an ihrer Wange und hauchte einen Kuss darauf. »Wie ist das passiert?«
Cat bedeckte seine Hand, die an ihrer Wange lag, mit ihrer. Schläfrig genug, um ihn ins Vertrauen zu ziehen, sagte sie leise: »Das war die Reitpeitsche meines Stiefvaters.«
Aidan versteifte sich. »Was für eine Art von Mann erhebt die Hand gegen ein hilfloses junges Mädchen?«
Einer ihrer Mundwinkel verzog sich zu einem halben Lächeln. »Du hast das auch einmal getan, oder hast du das schon vergessen?«
Hitze schoss in seine Wangen. »Das war etwas anderes. Und hilflos warst du ja wohl kaum. Du hättest mich beinahe entmannt mit diesem Tritt.«
Cat bewegte sich verführerisch an ihm. »Ich konnte ja nicht wissen, was auf mich zukam«, antwortete sie leise lachend. »Aber damals war ich auch nicht gerade hilflos. Mein Stiefvater bekam meine Faust dafür ins Gesicht. Danach hat er mich nie wieder geschlagen.«
»Er hatte seine Lektion gelernt, nicht wahr?«
»Danach ging ich. An diesem Tag erfuhr er von Jeremy und dem Baby.«
Aidan erstarrte, als ihr letztes Wort wie eine Bombe in den stillen Raum fiel und sich in dem Echo vollkommenen Schocks zu wiederholen schien. Unwillkürlich legte er eine Hand auf ihren Bauch, strich über seine seidige Glätte und stellte ihn sich rund und prall von einer Schwangerschaft vor. Sah sie in den Wehen liegen und konnte nicht verhindern, dass auch Bilder von Jeremy und ihr beim Liebesakt vor ihm erstanden. Bilder, die sich nicht ignorieren ließen, nachdem er gerade erst ihre hemmungslose Leidenschaft für sich erfahren hatte.
»Baby? Du hast ein Kind?«
»Hatte.« Sie starrte lange und hart auf irgendeinen unsichtbaren, fernen Punkt, und die Qual, die ihre Züge prägte, war ebenso unverfälscht, wie es ihre Lust gerade noch gewesen war. »Er hat nur ein paar Tage gelebt«, sagte sie, als deutete sie sein Schweigen als Aufforderung fortzufahren. »Ich hatte nicht einmal genügend Geld, um ihn zu begraben.« Sie schniefte leise in der Dunkelheit. »Er liegt in einem Armengrab. Ich versuche ... mir zu sagen, dass er wenigstens nicht allein ist. Er ruht unter Seelen, die ebenso verloren und einsam sind wie er.«
Aidan schloss die Augen vor dem herzzerreißenden Kummer in ihrer Stimme. Im Geiste schickte er den gottverfluchten Jeremy zur Hölle, als sich ihm der Magen umdrehte und sein zerbrechlicher Friede an tausend Stellen brach.
»Ich mache mir jeden Tag Sorgen, dass ich ihn vergessen könnte. Dass ich eines Morgens die Augen öffne und die Erinnerung an sein Gesicht, seine faltigen kleinen Fingerchen, plötzlich nicht mehr da ist. Dass er mich nicht mehr braucht und ich dann wirklich und wahrhaftig ganz allein sein werde auf der Welt.«
Warum ließ jede Silbe das Blut in seinen Adern zu Eis erstarren? Das war Cat, die da sprach. Sie war mutig. Trotzig. Sie trug den Willen einer Löwin zur Schau, aber sie ließ auch eine Verletzlichkeit erkennen, die bis dahin unbekannte ritterliche Neigungen in ihm hervorrief. Er hatte ihr das schon gesagt. Und es geglaubt.
Er zog die Hand von ihr zurück, als ihm tausend Fragen durch den Kopf gingen.
»Aidan?«, fragte sie unsicher.
Noch immer zwischen der Akzeptanz ihrer Vergangenheit und dem Schock über die Existenz eines Kindes schwankend, konnte er nicht antworten. Ein Kind war ein sehr konkretes, sehr reales Symbol dieser Vergangenheit.
Ihr stockte der Atem, und sie erstarrte förmlich. »Du verdammter Heuchler!«, murmelte sie mit derselben rauen, sexy Stimme, die sie vor wenigen Minuten noch als Mittel, um ihn zu verführen, benutzt hatte. »Das hätte ich wissen müssen.«
Und damit sprang sie buchstäblich aus seinem Bett und zog die Decke mit sich. Darin eingehüllt wie eine rachsüchtige römische Göttin, zeigte sie wütend und anklagend mit dem Finger auf ihn. »›Du bist ein Wunder, Cat‹«, höhnte sie. » »Ich werde dich nicht fallen lassen. ‹ Dass ich mit einem anderen im Bett war, ist in Ordnung. Aber ein Kind von ihm bekommen zu haben, macht mich unmöglich? Wie kannst du es wagen!« Ihr höhnisches Lachen war vor Wut ganz rau und hässlich. »Du hast mich an der Nase herumgeführt, bis ich darauf vertraute, dass du mich nicht verurteilen würdest. Bis ich
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