Heiss Glüht Mein Hass
Brandstifter liebt es, die Fäden zu ziehen, als spiele er mit Marionetten.«
»Eine Zwangsstörung«, murmelte sie.
»Nein. Das würde bedeuten, er könne nicht anders. Aber er kann. Er entscheidet selbst.«
Mia erinnerte sich an sein knappes Gespräch mit Miles. »Du glaubst nicht an Zwänge?«
»Es gibt zu viele Menschen, die einen Zwang als Ausrede benutzen, wenn ihnen die Erfüllung ihrer Triebe mehr bedeutet als die Menschen, denen sie damit schaden. Sie weigern sich, die Verantwortung zu übernehmen.«
Sie runzelte die Stirn. »Du streitest ab, dass es psychische Störungen gibt?«
Er erwiderte den finsteren Blick. »Leg mir keine Worte in den Mund, Mia. Natürlich glaube ich, dass manche Menschen wirklich geistig gestört sind. Sie hören Stimmen oder glauben sich permanent verfolgt. Aber mir ist noch kein Brandstifter begegnet, der nicht mental auf der Höhe war. Das ist kein Zwang. Das ist eine Entscheidung.«
Hinter dieser Antwort steckte mehr. Und zwar steckte es sehr tief. Aber sie war im Augenblick zu müde, um auch nur den Versuch zu wagen, es zu verstehen, daher ließ sie den Gedanken vorbeiziehen. »Du machst das schon ziemlich lange«, stellte sie fest.
Er zwang sich sichtlich zur Gelassenheit. »Ungefähr dreizehn Jahre.«
Sie malte ein Muster auf ihr beschlagenes Glas. »Du warst Feuerwehrmann, bevor du zur OFI kamst. Wenn ich dich fragen würde, warum du umgestiegen bist, würdest du mich dann anschnauzen, es ginge mich gar nichts an?«
»Ich fürchte, ich schulde Ihnen eine Enthüllung, Detective. Christine hat mich damals darum gebeten. Sie hatte Angst um mich. Ich fand die Ermittlerseite immer schon interessant; und ich hatte gerade den Abschluss hinter mir. Die Zeit schien reif dazu, und Christine war glücklich.«
Christine war offensichtlich seine Frau gewesen. Wieder war sie albernerweise eifersüchtig. »Ich hatte gedacht, dass es etwas mit deinen Händen zu tun hat.«
»Das wären dann schon zwei Geheimnisse. Aber okay. Ich bin nicht besonders stolz drauf. Nachdem Christine gestorben war, war ich eine Weile ziemlich daneben und trank zu viel. Eines Tages arbeitete ich an meinem Wagen. Ich hatte auch an diesem Abend ordentlich getrunken und ließ die Batterie fallen. Sie ging kaputt, und Säure gelangte auf meine Hände. Dadurch habe ich mir die Nerven in den Fingerspitzen ruiniert. Ziemlich dämlich.«
Dämlich kannte sie. »Wir alle machen dumme Fehler, wenn wir abgelenkt sind.«
Er begegnete ihrem Blick und hielt ihn eine lange Weile fest. »Und was lenkt dich ab, Mia?«
Sie öffnete den Mund, wusste aber nicht, was genau sie sagen sollte. Es erschütterte sie, dass sie ihm alles sagen
wollte.
Alle Geheimnisse verraten wollte. Doch eine schläfrige Stimme ersparte ihr eine Antwort.
»Reed?«
Eine Frau stand in der Tür. Sie rieb sich mit der einen Hand die Augen, in der anderen hielt sie ein Video. Mias Blick huschte von ihr zu Reed, dann wieder zu der Frau. Geschwister? Zu behaupten, dass es keine Familienähnlichkeit gab, wäre glatt noch übertrieben gewesen.
Die dunkelhäutige Frau streckte die Hand aus und kam mit strahlendem Lächeln durch die Küche. »Sie müssen Detective Mitchell sein. Ich bin Lauren Solliday.«
Mia schüttelte ihre Überraschung ab und griff nach der Hand, die ihr entgegengestreckt wurde. »Freut mich sehr. Ich hoffe, es ist nicht zu unhöflich, dass ich so spät noch hier bin.«
»Überhaupt nicht.« Sie schnupperte in der Luft. »Habt ihr die Lasagne gefunden?«
Solliday nickte. »Ich habe Salat dazu gemacht.«
Laurens Lippen zuckten. »Ein häuslicher Mann. Was gibt es Besseres?«
»Seine Häuslichkeit übersteigt auf jeden Fall meine«, gab Mia zu.
»Wir sind in einer Großfamilie aufgewachsen. Da musste jeder mal kochen, sogar Reed.« Sie gab ihm das Band. »Ich hatte es so programmiert, dass es die ganze Sendung aufnimmt, falls ich einschlafen sollte. Was natürlich passiert ist.«
»Was haben Sie denn aufgenommen?«, fragte Mia.
»Lauren hat mir erzählt, dass der Brand des Hill’schen Hauses groß in den Nachrichten gesendet wurde. Sehen wir es uns mal an.«
Er ging voran zum Wohnzimmer und legte die Kassette ein, während Mia sich umsah. Der Raum war elegant, aber wohnlich, und man konnte sich schnell wohlfühlen. Mia hätte gern gewusst, ob die Einrichtung auf Christines oder Laurens Kappe ging. Auf dem Kaminsims stand eine Unmenge von Fotos und gerahmten Stickereien. Auf einer waren Rosen und die Initialen CS zu sehen.
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