Heiß umschwärmt
ist es eine Weile her.” Sie ging noch ein paar Schritte weiter. Dann sah sie auf der anderen Seite des Baches die Lichtung, wo damals die Grizzlybärin und ihre zwei Jungen gewesen waren.
“Da ist es. Ich stand da drüben …” Sie drehte sich um, und dabei geriet sie auf einem moosbewachsenen Stein ins Rutschen und verlor das Gleichgewicht.
Seth schlang einen Arm um ihre Taille und hielt sie fest.
Kirsten blickte auf. Eigentlich wollte sie Seth einfach nur danken und sich dann von ihm lösen, aber er ließ sie nicht los. Und so stand sie da und starrte ihn an. Um sie herum herrschte Schweigen. Es schien Kirsten, dass sogar die Grillen den Atem anhielten.
“Wird unsere Geliebte hübscher sein?”, fragte Seth in zynischem Ton.
Kirsten sah ihm in die Augen, entsetzt und zugleich auf seltsame Weise erregt. Seth hielt sie mit seinem Arm gefangen, und sein Blick war durchdringend. Seine Worte taten ihr weh und schienen gleichzeitig ein Versprechen zu enthalten. Einerseits sprach er von Heirat und Verpflichtung, doch dabei versicherte er ihr bereits, dass es Betrug und Schmerz geben würde.
Kirstens Puls raste. Ihre Kehle und ihre Lippen waren trocken. Sie glitt mit der Zungenspitze darüber – genau wie sie das getan hatte, als sie mit Zucker bestreut gewesen war. Das Rauschen des Wassers an ihren Füßen kam ihr plötzlich betäubend laut vor.
“In meiner Ehe wird es keine Geliebten geben. Das verspreche ich Ihnen”, erklärte sie voller Gefühl.
Seth hob eine rabenschwarze Augenbraue. “Was soll denn verhindern, dass es welche geben wird?”, fragte er heiser. “Das hier?” Er presste sie an sich und küsste sie auf den Mund.
Es war ein heißer Kuss. Fast mehr, als Kirsten ertragen konnte. Es war Monate her, seit sie zuletzt von einem Mann mit solcher Sehnsucht geküsst worden war, und genauso lange war es her, seit sie sich überhaupt das sinnliche Vergnügen eines tiefen, innigen Kusses erlaubt hatte. Sie hätte gedacht, dass er nach einem Rasierwasser aus der Londoner Bond Street duftete, aber stattdessen nahm sie männliche Hitze und Leder wahr – eine herrliche Kombination.
Er zog sie noch enger an sich und drang mit der Zunge weiter in ihren Mund vor. Kirsten stöhnte leise und hielt sich an seinen Schultern fest, während er fortfuhr, sie erregend zu küssen. Ihre Knie wurden weich. Sie glaubte dahinzuschmelzen und sehnte sich plötzlich danach, ganz mit Seth eins zu werden.
Er legte eine Hand auf ihre Taille und glitt dann höher. Einerseits wollte Kirsten nicht, dass ihr Verstand sich einmischte, andererseits wusste sie, dass sie drauf und dran war, mit ihrem Chef zu schlafen, wenn er jetzt ihre Brust umfasste. Und das wäre absolut unverzeihlich.
Kalte Logik zwang sie, in die Wirklichkeit zurückzukehren.
Benommen löste sie sich von Seth, und dann wurde sie wütend. “Ich habe die Gerüchte über Sie gehört. Ich weiß Bescheid über die vielen schönen Mädchen, die Sie erobert haben. Hazel hat mir erzählt, was in der Wall Street über Sie getuschelt wird.” Sie hatte sich jetzt so richtig in Rage geredet. “Aber ich will keine weitere Eroberung von Ihnen sein, verstanden? Diesen Ärger kann ich nicht gebrauchen. Was ich will und was ich brauche, ist dieser Job. Ich muss diesen Job haben, und ich werde ihn nicht behalten können, wenn Sie und ich – na ja, wenn Sie und ich …” Sie erstickte fast an ihrem Frust. “Also, wir werden es nicht tun, okay? Wir werden es einfach nicht tun!”, schrie sie, bevor sie zu ihrem Pferd zurückrannte und dann den ganzen Weg bis zum Stall im Galopp zurücklegte.
“Hazel, Sie haben mich in eine Falle gelockt”, beschwerte Seth sich an diesem Abend. Er war in Hazel McCallums Wohnzimmer, das im Stil des neunzehnten Jahrhunderts eingerichtet war. Ebby, Hazels Haushälterin, schien zu spüren, in welche Richtung dieses Gespräch sich entwickeln würde, denn sie brachte ihnen die Whiskeykaraffe.
“Wollen Sie damit sagen, dass ich hinterhältig bin? Seth, Sie haben mir gesagt, dass Sie eine persönliche Assistentin brauchen, und ich habe Ihnen jemanden empfohlen. Jetzt sehen Sie sich an! Sie sitzen da und machen mir Vorwürfe.”
Hazel trug Jeans und Cowboystiefel. Ihr silbergraues Haar war zu einer eleganten Frisur aufgesteckt. Alles an ihr hatte Stil und Klasse.
Jetzt gab sie Ebby ein Zeichen, für sie beide Whiskey einzuschenken.
Seth weigerte sich, sein Glas entgegenzunehmen.
Hazel nahm ihrs. Es gelang ihr nicht, sich ein Zwinkern
Weitere Kostenlose Bücher