Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
Hinterkopf war ein ebenfalls besticktes Tuch befestigt, das sie nun vor ihrem Gesicht vorbeiführte und an der anderen Seite festhakte, sodass nun nur noch ihre Augen zu sehen waren.
Während Iseult noch über die Verwandlung ihrer Zofe staunte, kicherte eines der anderen Mädchen los und sprudelte einige Sätze in einer Iseult unbekannten Sprache hervor. Plötzlich waren alle Augen auf die junge Irin gerichtet. Alle grinsten, und auch Lina schien der Vorschlag zu gefallen.
„Miss Iseult, wir wollen Sie auch verkleiden. Dann sehen Sie aus, wie eine von uns!“
Zuerst wollte sich Iseult dagegen wehren, doch da die Mädchen sie so freundlich aufgenommen hatten, wollte sie ihnen auch gerne eine kleine Freude machen. Und so ließ sie sie gewähren.
Wieder einmal war Iseult sprachlos, in was für eine Frau sie sich verwandeln konnte, als sie sich kurz darauf im Spiegel betrachtete. Tatsächlich sah sie genauso exotisch und erotisch aus wie die anderen Frauen. Mit der Ausnahme, dass ihre Haut bedeutend heller war. Und ihre Brüste waren größer, sodass sie kaum in das enge Oberteil passten. Aber so würde sie ja ohnehin niemand zu Gesicht bekommen, also war das egal.
Weit gefehlt, denn plötzlich, wie auf ein geheimes Zeichen hin, standen die Frauen auf und verließen eine nach der andern das Zelt. Lina griff Iseults Hand und zog sie mit sich. „Moment mal … ich kann doch so nicht rausgehen!“, protestierte Iseult. „Wo wollt ihr überhaupt hin?“
„Unsere Tanzgruppe ist die nächste“, erklärte Lina, als wäre es das Normalste der Welt, dass Iseult sie begleitete.
„Aber ich habe noch nie in meinem Leben getanzt!“ Iseult war einfach nur entsetzt.
„Mach einfach alles nach, was ich mache. Du tanzt hinter mir. Es wird dich ohnehin niemand sehen.“
Sprachlos und hoffend, dass dies nur ein Traum war, folgte Iseult den anderen in das große, prunkvolle Zelt, in dem die Feier zu Ehren des Scheichs stattfand. Rasch verbarg auch sie ihr Gesicht hinter dem Schleier und betete inständig, dass Scheich Nadim sie nicht erkennen möge. Falls doch, dann würde sie dieses Mal wohl mit einer harten Strafe zu rechnen haben.
Zusammen mit den anderen Frauen tauchte Iseult ein in das Halbdunkel des Zelts. Von irgendwoher erklang Musik, und die Frauen begannen mit langsamen und geschmeidigen Bewegungen zu tanzen. Natürlich war Iseult aufgeregt. Und natürlich hatte sie nicht den Hauch einer Ahnung, wie sie sich bewegen sollte. Doch irgendwie machte das Ganze auch Spaß. Linas Bewegungen waren geschmeidig, und es fiel Iseult nicht allzu schwer, sie zu kopieren. Und die Kleidung, die ungewohnten Klänge, der schwere Goldschmuck und der Schleier vor dem Gesicht gaben Iseult das nötige Selbstbewusstsein, dass es so schlimm gar nicht werden konnte.
Mutiger und überwältigt von ihrer Neugier, wagte Iseult einen Blick ins Publikum. Um genau zu sein, in die Mitte der ersten Reihe, wo eine Art Thron aufgebaut war. Das hätte sie nicht tun sollen, denn der starre Blick des Scheichs war ausschließlich auf sie gerichtet. Wie elektrisiert starrte er sie an. Betrachtete er gerade ihren Bauch, ihre Hüften, gar ihre Brüste?
Vor Entsetzen wäre Iseult fast aus dem Takt geraten. Gerade noch rechtzeitig bemerkte sie, dass das Lied zu Ende war und die Frauen die Bühne verließen. Schnell schloss sie sich ihnen an, zitternd, nicht nur vor Anstrengung.
Draußen blieb sie hinter der Rückwand des Zeltes stehen. Die anderen liefen zurück, aber sie brauchte einen Moment ganz für sich alleine. Tief atmete sie die immer noch warme Abendluft ein – als sie plötzlich von hinten gepackt wurde und sich eine große, warme Hand auf ihren Mund legte. Ein Arm hob sie hoch, und noch bevor Iseult sehen konnte, wer hinter ihr stand, hatte sie es längst gespürt.
Es war Nadim.
9. KAPITEL
Iseult versuchte vergeblich, sich zu befreien. Doch Nadim war einfach zu stark. Er trug sie zu einem großen, etwas entfernt von den anderen stehenden Zelt, vor dem zwei messingfarbene Laternen brannten. Innerhalb einer Sekunde hatte er sich mit ihr auf dem Arm den Weg durch die schweren Eingangsvorhänge gebahnt. Drinnen angekommen ließ er sie endlich herab, seine Hand verschloss aber weiter ihren Mund.
Empört drehte sie sich zu ihm um.
Endlich nahm er seine Hand weg. Doch statt dass sie ihm nun gehörig die Meinung sagen konnte, war er es, der sie anherrschte: „Besteht eigentlich der einzige Grund für deine Existenz darin, mich wahnsinnig zu
Weitere Kostenlose Bücher