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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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beim Essen sterben zu sehen.“
    „Das hat mir keinen Spaß gemacht“, widersprach er. „Es war schrecklich.“ Nur Sekunden später grinste er aber schon wieder, und das auf eine Weise, die Tyler einen Stich versetzte. Er selbst grinste ganz genauso, und das galt auch für seine Brüder. „Können wir jetzt endlich mal über das Taschengeld reden?“
    „Klar“, antwortete Tyler. „Ich schreibe dir sogar das Drehbuch für unser Gespräch. Du fragst: ‚Bekomme ich Taschengeld?‘ Und ich sage: ‚Nein, such dir einen Rasen, den du mähen kannst.‘ Und Ende der Szene. War doch einfach, oder?“
    „Bist du immer so stur?“
    „Ziemlich. Aber heute habe ich sogar einen von meinen großzügigen Tagen.“
    Davie verzog keine Miene. „Hast du das ernst gemeint, als du gesagt hast, dass ich nirgendwohin gehe?“
    „Ja, habe ich“, bestätigte er.
    Der Junge war fast übermütig vor Erleichterung, doch während er zusah, wie Tyler die Hähnchenteile in den fast leeren Kühlschrank stellte, verfinsterte sich seine Stimmung. „Was wird mit Mom passieren?“ Sein Tonfall hatte nichts mehr von der überheblichen Art des Jungen mit den Piercings.
    Tyler war klar, dass Davie wissen wollte, ob Doreen ins Gefängnis wandern würde. Das kam ihm aber unwahrscheinlich vor. Insbesondere, wenn Roy sich von der angeblichen Vergiftung vollständig erholte und er wie gewohnt weiterhin trank und Frauen schlug. Sollte bei den Laboruntersuchungen allerdings Rattengift oder etwas Ähnliches festgestellt werden, dann drohte ihr sehr wohl eine Anklage wegen versuchten Mordes.
    Er fuhr sich durchs Haar. „Ehrlich gesagt, Davie, weiß ich das nicht.“
    Was diesen Punkt anging, entsprach das durchaus der Wahrheit. Aber Davie hatte eine generelle Frage gestellt, und die Antwort darauf war deutlich komplizierter und weit weniger erbaulich.
    Mit Blick auf ihre Vergangenheit würde sie vermutlich das gesamte Geld verpulvern, das sie von Tyler bekommen hatte. Und am Ende würde sie mit einer neuen Version von Roy Fifer dastehen.
    „Ich möchte nicht werden wie sie“, murmelte Davie und erschrak, als habe er das gar nicht laut aussprechen wollen.
    Tyler musste an Jake denken, an eines der vielen Male, wenn er sturzbetrunken nach Hause kam und ein Abendessen verlangte, obwohl sie alle längst gegessen hatten und alles gespült und weggeräumt worden war. Angela hatte einen Teller für ihn zurückgehalten und mit Folie abgedeckt in den Backofen gestellt. Als sie ihn Jake an den Tisch brachte, sagte sie etwas Freundliches und Unverfängliches, weil sie einen Streit vermeiden wollte – von dem Tyler, Dylan und Logan wussten, dass er nicht vermieden werden
konnte
.
    Jake nahm die Folie so zögerlich vom Teller, als rechne er damit, dass ihm irgendetwas ins Gesicht springen würde. Dann brüllte er los, dass ein Mann, der den ganzen Tag Bäume fällt, um den Lebensunterhalt für seine Familie zu verdienen, nicht mit verschrumpeltem Fraß abgespeist werden sollte. Als Nächstes flog der volle Teller quer durch die Küche und ging an der Wand zu Bruch.
    Dann sprang er so schnell auf, dass sein Stuhl nach hinten kippte, und ging auf Angela los. Sie kauerte in einer Ecke. Doch plötzlich stellte sich Logan, damals kaum älter als Davie heute, schützend und mit geballten Fäusten vor seine Mutter.
    „Nein!“, sagte er mit der Stimme eines erwachsenen Mannes, nicht der eines Jungen. Er sah Jake in die Augen, als hätte er gegen ihn im Zweikampf eine Chance, und wiederholte: „
Nein.“
    Dylan und Tyler drückten sich verängstigt gegen die Tür und verfolgten das Geschehen.
    Nach sekundenlanger, nervenaufreibender Stille lachte Jake dann laut auf, machte kehrt und verließ das Haus mit den Worten, er werde dort hingehen, wo man seine Gesellschaft zu schätzen wusste.
    Wo soll das gewesen sein, alter Mann?
, wunderte sich Tyler im Stillen und kehrte mit seinen Gedanken in die Gegenwart zurück.
Vielleicht im Skivvie’s? Oder bei irgendeiner Hure im Bett? Hat man dich da zu schätzen gewusst, du bösartiger alter Mistkerl?
    Seine Kehle zog sich bei diesen schrecklichen Erinnerungen so sehr zu, dass es schon schmerzte. Er kniff die Augen zu, verdrängte, was durch seinen Kopf ging, und schlug sie wieder auf.
    Ich möchte nicht werden wie sie
, hatte Davie gesagt.
    Mit Verzögerung antwortete er ihm und zugleich auch sich selbst. „Du musst nicht so wie deine Mutter werden“, sagte er. Und er selbst musste nicht wie Jake werden. „Du musst nur

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