Heiss wie der Sommer
lachend.
„Du auch“, konterte sie.
Er wollte noch nicht auflegen, aber sie hatten sich alles Wichtige gesagt. Es sei denn, er wollte noch erwähnen, dass sich Kit Carson zweimal übergeben hatte und dass Sheriff Jim vorbeigekommen war, um Davie nach dem Verbleib von dessen Mutter zu befragen. Aber das würde er nicht tun.
Eines hätte er ihr gern gesagt. Aber man ließ einen anderen Menschen nicht am Telefon wissen, dass man sich zu neunundneunzig Prozent sicher war, ihn zu lieben. Damit musste er warten, bis sie wieder zu Hause war und er sie Stück für Stück aus ihrer Kleidung schälen konnte.
Seine Erregung steigerte sich durch diesen Gedanken nur weiter, sodass er ein Aufstöhnen unterdrücken musste. „Kann ich dich morgen anrufen?“
„Klar“, antwortete sie. „Sofern du dich beherrschen kannst.“
„Kein Telefonsex? Du willst nicht, dass ich dir erzähle, was ich alles mit dir machen werde …?“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich das nicht will, oder?“, konterte sie.
Er lächelte. „Wann, Lily?“
„Wann was?“
„Wann soll ich dich anrufen und dich nur mit meiner Stimme lieben?“, stellte er klar. „Weißt du noch, unsere Begegnung im
Wal-Mart
? Es wird wieder passieren, Lily, nur diesmal per Ferngespräch.“
Ihre Stimme zitterte leicht, als sie antwortete: „Dad und Tess wollen morgen früh ins Naturkundemuseum gehen. Wie wäre es, wenn ich
dich
anrufe?“
17. KAPITEL
L ange nachdem Davie auf seinem Feldbett eingeschlafen war, auf dem auch noch Kit Carson Platz gefunden hatte, ging Tyler aus dem Haus und schwamm eine Runde im See. Das kalte Wasser brachte seinen Körper wieder zur Ruhe.
Jedenfalls weitestgehend.
Aber sein Geist wollte keine Ruhe geben. Er gebärdete sich wie ein Wildpferd, das seinen Reiter längst abgeworfen hat, aber immer noch nicht aufhört zu bocken.
Davie hatte gesagt, Doreen und er hätten keinen Plan geschmiedet, um Tyler um sein Geld zu erleichtern. In gewisser Weise war das für ihn auch eine glaubwürdige Darstellung. Immerhin hatte er zurückgerechnet und den Schluss gezogen, der Junge könnte sein Sohn sein, was Doreen aber an dem Abend im Kasino abgestritten hatte – wenn auch mit großem Bedauern. Sie hätte es sicher lieber gesehen, wäre Tyler der Vater und nicht irgendein Trucker, mit dem sie längst keinen Kontakt mehr hatte.
Es hatte sich vernünftig angehört und war sogar sehr anständig von Doreen gewesen. Schließlich hätte sie auch genauso gut das Gegenteil behaupten und von ihm Unterhalt für die letzten dreizehn Jahre einfordern können, zumal sie das Geld mehr als nötig gehabt hätte. Aber die Spezialität von Schwindlern war es schließlich, ihren Schwindel so vernünftig wie möglich klingen zu lassen.
Natürlich waren diese Leute überzeugend, weil sie es sein mussten – weil sie damit ihr Geld verdienten.
Diese Möglichkeit durfte Tyler nicht außer Acht lassen. Es wäre für Doreen eine Leichtigkeit gewesen, seine Karriere im Fernsehen und in den Klatschspalten zu verfolgen; er hatte oft genug Staub aufgewirbelt. Und irgendwann hatte sie sich dann womöglich überlegt, sich auf die Lauer zu legen und das große Geld dann zu kassieren, sobald sich die ideale Gelegenheit bot.
Es war durchaus denkbar, dass man ihn sorgfältig manipuliert hatte, seit er nach Stillwater Springs zurückgekehrt war. Und es war sogar möglich – und dafür benötigte man nicht allzu viel Fantasie –, dass Roy ebenfalls in die Sache verstrickt war.
Er konnte sich richtig vorstellen, wie die drei an einem schäbigen Tisch in einem schäbigen Haus beisammensaßen und ihren Plan schmiedeten.
Tu so, als wärst du völlig verängstigt!
, hatte Doreen womöglich zu Davie gesagt.
Erzähl Tyler, dass Roy dich verprügelt. Roy, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, rufe ich dich an, und dann hast du deinen großen Auftritt. Markier den harten Mann, das wird Tyler dir abkaufen. Nach allem, was er bei
seinem
Vater durchgemacht hat, ist das sein wunder Punkt …
Als er allein in seinem Bett lag und nicht schlafen konnte, da war es ein Leichtes, zu glauben, dass man ihn über den Tisch gezogen hatte.
Aber wenn Davie in der Nähe war, dann nahm er deutlich diese Creed-Schwingungen wahr. Über die Jahre hinweg hatte er gelernt, auf seine Instinkte zu vertrauen, und sie führten ihn nur selten auf eine falsche Fährte. Einige Male hatten ihm diese Instinkte das Leben gerettet. Tief in seinem Inneren hörte er eine Stimme, die seinen Anteil an der
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