Heiss wie der Sommer
vormalige Sheriff mit der Party am Abend überrascht werden sollte, erwähnte er sie vorsichtshalber nicht. „Hat Jim Ihnen erzählt, was mit meiner Hütte passiert ist?“
Floyd nickte und machte eine ernste Miene. „Unglaublich, so was!“, entgegnete er und sah zu Jim. „Was bin ich froh, dass ich mich nicht mehr darum kümmern muss!“
Jim warf ihm einen ironischen Blick zu und deutete mit dem Daumen in Richtung Arrestzellen. „Du weißt ja wohl, wo du hin musst, Ty“, meinte er dann und brachte Floyd damit zum Grinsen.
„Aber natürlich. Vor langer Zeit hat Floyd für mich mal eine Führung veranstaltet.“
„Zweimal sogar“, korrigierte der Ex-Sheriff ihn amüsiert. „Einmal habe ich Jim, dich und noch ein paar Jungs erwischt, wie ihr mitten im Winter auf dem Parkplatz der Highschool euren privaten Schleuderkurs veranstalten wolltet. Ihr wart völlig blau, und die Straßen waren spiegelglatt, und damit ihr bei dem Wetter keinen Unfall baut, habe ich euch alle über Nacht eingebuchtet.“
„Ja, ich erinnere mich“, sagte Tyler lachend.
„Ich auch“, stimmte Jim ihm ein wenig verlegen zu.
Floyd ging zur Tür. „Ich verschwinde jetzt lieber, bevor noch jemand auf die Idee kommt, mich zum Deputy zu machen. Kommt ihr auch zur Party heute Abend?“
„Die lasse ich mir auf keinen Fall entgehen“, versicherte ihm Jim.
„Ich ebenfalls nicht“, fügte Tyler hinzu.
„Gut“, gab Floyd zurück. „Denn wenn ich euch beide so ansehe, dann weiß ich, dass ich in meiner langen, illustren Karriere als Gesetzeshüter wenigstens ein paar Dinge richtig gemacht habe.“
Unwillkürlich straffte Jim die Schultern, als er das hörte.
Tyler, der nach hinten zu den Arrestzellen ging, freute sich gleichfalls über das Lob. Ein Kompliment aus dem Mund von Floyd Book! Der Mann war immerhin sein großer Held gewesen, als er noch ein kleiner Junge war.
Roy saß in der letzten Zelle rechts auf dem Bett und ließ den Kopf hängen. Er trug einen orangefarbenen Gefängnisoverall.
Als er Tyler bemerkte, sprang er auf und drückte sich in die entlegene Ecke der Zelle.
„Warum haben Sie das gemacht, Roy?“, fragte er.
Roys Adamsapfel zuckte an dem praktisch nicht vorhandenen Hals auf und ab. „Ich war betrunken“, antwortete er. „Und sauer auf Doreen. Werden Sie mich anzeigen?“
„Das hängt nicht von mir ab“, gab Tyler zurück, der sich beim Frühstück von Logan hatte erklären lassen, was als Nächstes geschehen würde. „Sie hätten uns umbringen können, Roy! Davie, mich und den Hund. Da das offenbar Ihre Absicht war, wird wohl der Staatsanwalt entscheiden, was passieren wird.“
„Auf Sie hatte ich’s nicht abgesehen“, beteuerte Roy, als würde das etwas an dem Geschehenen ändern. „Ich war hinter dem verdammten Jungen her! Er ist der einzige Grund, wieso Doreen hierher zurückgekommen ist und sich in mein Leben eingemischt hat.“
„Also dachten Sie, es wäre das Beste, ihn
umzubringen
?“
Roy seufzte schwer und schüttelte den Kopf, während er auf den Betonboden starrte. „So weit hab ich gar nicht erst gedacht“, erklärte er. „Ich war im Skivvie’s und hatte ein paar Bier zu viel getrunken.“
„Genau das Richtige, nachdem Ihnen gerade erst der Magen ausgepumpt worden war“, spottete Tyler. „Ab in die Kneipe und ein paar Bierchen kippen.“
„Könnte sein, dass ich ein leichtes Alkoholproblem habe“, bekannte Roy ernst.
„Ach, finden Sie?“
„Na, so wie Ihr alter Herr“, fügte Roy hinzu und ging einen Schritt zu weit. „Ich dachte, gerade Sie hätten für so was Verständnis.“
„Dachten Sie das? Ist ja interessant.“
„Kommen Sie, geben Sie mir eine Chance!“, redete Roy weinerlich weiter. „Wenn Sie ein gutes Wort für mich einlegen, komme ich vielleicht mit ’ner Entziehungskur und ’ner Bewährungsstrafe davon.“
Tyler wollte sich zum Gehen wenden, blieb dann aber noch stehen. Dies war die ideale Gelegenheit, um die Wahrheit aus Roy Fifer herauszuholen. Der Mann glaubte, Tyler könnte dem Staatsanwalt ins Gewissen reden – was nach Logans Ansicht so gut wie unmöglich war –, und vielleicht würde er ihm einige Dinge verraten.
„Haben Sie mit Doreen eigentlich diese ganze Vaterschaftsgeschichte geplant, Roy?“, fragte Tyler und achtete darauf, dass er einen beiläufigen Tonfall wahrte, um den Eindruck zu erwecken, es sei ihm letztlich völlig egal. „War das ein Schwindel?“
„Geplant?“, wiederholte Roy ratlos. Zu Tylers
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