Heiss wie der Sommer
ein paar Minuten hat Jim Huntinghorse angerufen. Roy wurde aus dem Krankenhaus entlassen und sitzt jetzt in der Arrestzelle. Ich dachte mir, ich fahre mal vorbei und sage Hallo.“
Dylan nickte. „Und den Jungen willst du nicht mitnehmen?“
„Ganz genau.“ Tyler winkte Dan Phillips zu, während er die Fahrertür des Blazers öffnete.
„Und mich auch nicht?“
Tyler grinste ihn an und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Du hast es erfasst, Bruder.“
Das Thema war für Dylan damit erledigt, da er sagte: „Kristy und ich geben heute Abend eine Art Abschiedsparty für Floyd Book. Unser früherer Sheriff sticht morgen mit seiner Frau zu einer Kreuzfahrt nach Alaska in See. Durch das ganze Theater habe ich völlig vergessen, dir das zu sagen. Aber Kristy und ich, wir würden uns sehr freuen, wenn du vorbeikommen würdest.“
Tyler stieg in den Wagen und legte den Arm ins offene Fenster. „Ich schätze, ich werde zwischen meinen vielen anderen gesellschaftlichen Verpflichtungen dafür Zeit finden“, gab er grinsend zurück, dann zog er fragend die Augenbrauen hoch. „Soll ich dich ein Stück mitnehmen?“
Da Dylan allein hergekommen war, würde er zu Fuß nach Hause zurückkehren müssen, wenn er jetzt ablehnte.
„Zu mir nach Hause“, erwiderte er. „Mein neues Heim, meine ich.“
Als sie Dylans Teil der Ranch erreichten, stieß Tyler einen anerkennenden Pfiff aus. Überall wimmelte es von Arbeitern – wo hatte Dan nur so viele Leute aufgetrieben? –, und die Rahmen für das Haus und den Stall waren bereits fertig gezimmert.
„Beeindruckend“, merkte Tyler an. „Allein das Haus beansprucht ja schon einen halben Hektar.“
Mit einem stolzen Funkeln in den Augen ließ Dylan seinen Blick schweifen. „Es soll ein richtiger Neuanfang werden“, erklärte er. „Ein Ort, an dem ein ganzer Schwarm Creeds aufwachsen soll, angefangen mit Bonnie.“
Plötzlich war Tylers Kehle wie zugeschnürt. Er musste daran denken, was Jakes Geist ihm am Friedhof zugeflüstert hatte: dass alles, was Logan und Dylan aufzubauen versuchten, in sich zusammenbrechen würde.
Er rechnete mit einer Gänsehaut, doch die stellte sich nicht ein.
Stattdessen empfand er nur Frieden.
„Ein richtiger Neuanfang“, bekräftigte Tyler.
Dylans Gesichtsausdruck war sehr ernst, als er sich zu Tyler umdrehte. „Ty, es gibt da Briefe und Tagebücher …“
„Ja, davon habe ich gehört“, entgegnete Tyler, als sein Bruder nicht weiterredete.
„Die meisten Creeds waren gute und anständige Menschen.“
Tyler nickte.
Nachdem Dylan sich geräuspert hatte, fragte er: „Willst du sie dir mal ansehen? Sie erzählen von der Familie, die das alles mit bloßen Händen aus der Wildnis geschaffen hat, und von den Generationen, die ihr folgten. Wenn du es liest, wirst du feststellen, dass wir auf sehr viel stolz sein können.“
Tyler fand, dass sie auch ohne diese Briefe und Tagebücher genug hatten, worauf sie stolz sein konnten, aber er fühlte sich noch nicht bereit, das zu sagen. Also nickte er nur zustimmend.
„Dann sehen wir uns heute Abend?“, fragte Dylan. „Auf der Party?“
„Ich werde hinkommen. Wie viel Uhr?“
Dylan ließ sein legendäres Lächeln aufblitzen, mit dem er zu Rodeo-Zeiten jeden Abend eine andere Frau in sein Bett gelockt hatte. Jetzt hatte Kristy ihn gebändigt, und er wirkte so glücklich wie noch nie zuvor. „Wann du willst, Ty“, sagte er, stieg aus und ging weg.
Auf dem Weg in die Stadt versuchte Tyler, seine Gefühle zu ordnen, die ihn überkamen, seit er sich wieder mit seinen Brüdern ausgesöhnt hatte. Durch sie und durch Lily verspürte er etwas, was er in seinem Leben lange Zeit vermisst hatte: Hoffnung.
Jim sortierte Papiere am Empfang, als Tyler in sein Büro kam. Floyd Book war ebenfalls da, er trug Zivilkleidung und war sichtlich froh, dass sich ein Nachfolger für ihn gefunden hatte.
„Wie ich gehört habe, verreisen Dorothy und Sie morgen in die Flitterwochen“, sagte Tyler und schüttelte dem alten Mann die Hand.
„Dorothy ist schon ganz aufgeregt“, erwiderte Floyd strahlend.
Das Leben geht weiter, dachte Tyler.
Vor Kurzem hatte in der Stadt eine Beerdigung stattgefunden, mit der für Floyd Book und unter anderem auch für Kristy ein Schlussstrich unter eine lange quälende Zeit gezogen worden war. Wie es schien, war nicht nur auf der Stillwater Springs Ranch die Zeit für einen Neuanfang angebrochen.
„Das ist gut, Floyd“, fand Tyler. Da er nicht wusste, ob der
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