Heiss wie der Sommer
Erleichterung wirkte diese Reaktion nicht gespielt.
„Na, die Behauptung, dass Davie mein Sohn ist“, entgegnete Tyler, während er darauf achtete, Roy keine Antworten in den Mund zu legen. „Damit ich eine Menge Geld lockermache.“
Roy stutzte. „Nein. Doreen hatte im Krankenhaus Davies Blut untersuchen lassen und die Ergebnisse irgendeinem Kerl gemailt, der dann ein paar Tage später zurückmailte, dass das Resultat negativ war. Ich schwöre bei Gott, mehr hat sie mir nicht gesagt.“
Tyler schloss die Augen.
Der Trucker. Doreen hatte mit dem Mann Kontakt aufgenommen, den sie für Davies Vater hielt, und der hatte die Werte mit seinen eigenen verglichen.
„Sind die Unterlagen von der Blutuntersuchung noch vorhanden, Roy?“
„In der Schublade für die Rechnungen liegt ’ne Kopie. Bei Granny im Trailer“, erklärte der verständnislos. „Falls Doreen sie nicht mitgenommen hat, nachdem sie meine Bloody Mary gepanscht und dann die Sause gemacht hatte.“
„Was war denn überhaupt in der Bloody Mary?“, fragte Tyler im Plauderton und verschränkte in aller Ruhe die Arme, als habe er es nicht so eilig, von hier wegzukommen. „Das müssten die Ärzte Ihnen inzwischen doch gesagt haben.“
Roy seufzte und zuckte mit den Schultern. „Mir sagt hier überhaupt keiner was. Fragen Sie Jim, vielleicht weiß der was.“
„Das werde ich tun“, erwiderte Tyler und wandte sich zum Gehen.
„Augenblick noch!“, rief Roy ihm nach. „Sie werden doch ’n gutes Wort für mich einlegen? Beim Staatsanwalt, meine ich.“
Tyler sah keinen Grund, dem Mann falsche Hoffnungen zu machen. „Ehrlich gesagt“, antwortete er und öffnete die Tür zu Jims Büro, „nein.“
Jim wartete bereits auf ihn, während Roy in seiner Zelle einen hochroten Kopf bekam.
„Was hatte Doreen in den Drink für Roy gemischt?“, fragte Tyler geradeheraus.
„Das Zeugs, das man kleinen Kindern gibt, damit sie sich übergeben“, berichtete Jim ihm sichtlich erleichtert.
„Und der Mann, von dem Davie erzählt hat? Der beim Essen tot umfiel? Hast du da was herausfinden können?“
„Ich warte noch auf den Bericht des Gerichtsmediziners“, konterte Jim ungehalten. „Ich habe allerdings mit der örtlichen Polizei gesprochen, und die sagt, dass Marty gesundheitliche Probleme hatte.“
„Und das konntest du mir nicht früher erzählen?“
„Entschuldige, Tyler“, knurrte der Sheriff ihn an. „Aber Roys Laborergebnisse habe ich vor gerade mal einer Stunde telefonisch erfahren, und bei der anderen Sache sieht’s nicht besser aus. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich stecke bis zum Hals in Arbeit.“
Tyler zwang sich zur Ruhe und konzentrierte sich auf die wirklich wichtigen Dinge. Doreen hatte Roy nicht umbringen, sondern nur verhindern wollen, dass er ihre Flucht vereiteln konnte. Und Davie war nicht in einen geschickt eingefädelten Schwindel verstrickt gewesen, denn sonst hätte Roy nicht gezögert und den Jungen sofort belastet.
Tyler ging zum Ausgang.
„Wohin so eilig?“, rief Jim ihm besorgt nach.
Tyler nahm sich nicht die Zeit, ihm zu antworten. Auf ihn warteten ein paar Dinge, die erledigt werden wollten.
Und zwar jetzt sofort.
19. KAPITEL
A ls sie in ihre Wohnung zurückkehrte, hatte Lily sich wieder beruhigt. Sie war sogar in der Lage gewesen, an ihrem Lieblingsbiosupermarkt anzuhalten und die Zutaten für ihre Spezialität zu besorgen – einen Auflauf, der von Tess auf den Namen „Tofu-Überraschung“ getauft worden war.
Ihr Dad und Tess waren noch nicht aus dem Kino zurück, und sie hatte die Wohnung ganz für sich allein. Sie überlegte, ob sie Tyler anrufen sollte, allerdings nicht für den versprochenen Telefonsex, sondern weil sie seine Stimme hören wollte.
Letztlich entschied sie sich aber dagegen. Sie wollte lieber das Abendessen vorbereiten.
Auch wenn sie an diesem Tag sonst nichts mehr erreichen sollte, würde sie es zumindest schaffen, ihrem Vater und ihrer Tochter zu beweisen, dass gesundes Essen lecker schmecken konnte. Sie musste die beiden wieder in diese Richtung dirigieren, nachdem es am Abend zuvor zur Feier des Tages eine Pizza mit extra Käse gegeben hatte.
Der Auflauf war bereits im Ofen, als es auf einmal zu regnen begann. Auf der Rückfahrt von Eloises Haus waren ihr gar keine dunklen Wolken aufgefallen, doch als jetzt ein Donner das ganze Haus erzittern ließ, war klar, dass sich das Unwetter schon seit einer Weile zusammengebraut haben musste.
Sie war gerade im
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