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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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gar nicht gesagt hatte.
    „Ja, Mädchen von deinem Schlag glauben immer, dass sie
verliebt
sind“, gab Eloise gefällig zurück.
    „Von meinem Schlag
?“, wiederhole Lily.
    „Mädchen aus der Kleinstadt eben“, führte Eloise aus, die vergeblich versuchte, ein Lächeln aufzusetzen. „Menschen aus einem gewissen … nun,
ungebildeten
Umfeld.“
    „An meinem Umfeld ist nichts verkehrt“, machte sie ihr klar.
Und wenn das hier was mit „Bildung“ zu tun hat, dann kannst du sie dir sonst wohin stecken!
    „Vermutlich nicht“, erwiderte Eloise nach einer Weile. „Aber das kann man von Tyler Creed nicht sagen.“
    „Das ist deine Meinung.“
    „Seine Mutter beging Selbstmord, sein Vater war ein brutaler Trinker. Tyler selbst wurde so wie seine zwei Brüder nach der Beerdigung des Vaters wegen Trunkenheit und Ruhestörung verhaftet. Aber ich nehme an, das weißt du alles.“
    „Das“, konterte Lily gelassen, „und noch eine ganze Menge mehr. Dinge, die dir nichts bedeuten, die aber für mich von größter Wichtigkeit sind.“
    „Ehrlich gesagt“, fuhr Eloise fort, „es ist mir egal, ob du einen Cowboy heiraten und mit ihm in einem Wohnwagen auf irgendeinem Acker leben willst. Das ist allein deine Sache. Aber das Wohl meiner Enkelin liegt mir
sehr
am Herzen.“
    Lily hatte bislang weder den Tee noch ein Sandwich angerührt. Stattdessen saß sie steif auf dem makellosen Sofa, die Hände in den Schoß gelegt. Früher hatte sie diese kleinen Mahlzeiten unberührt gelassen, weil sie fürchtete, ihr könnte etwas runterfallen und Flecken auf dem Stoff oder auf dem kostbaren Teppich hinterlassen. Heute dagegen wollte sie nichts essen, weil sie wusste, ihr würde davon nur übel werden.
    „Ich bin bestens in der Lage, auf meine Tochter aufzupassen“, erwiderte sie behutsam.
    „Sie ist auch
Burkes
Tochter“, betonte Eloise.
    Lily verkniff sich die Bemerkung, dass Burke schon lange tot war. Das wusste Eloise selbst nur zu gut. Jeder konnte sehen, dass sein Tod ein schwarzes Loch in ihrem Leben hinterlassen hatte, das beharrlich versuchte, sie zu verschlingen.
    „Eloise“, sagte Lily mit aller Beherrschung, die sie aufbringen konnte, „was willst du von mir?“
    „Ich will Tess großziehen“, verkündete Eloise mit einer Selbstverständlichkeit, wie sie Lily noch nicht erlebt hatte.
    Aber auch darauf war sie vorbereitet, dennoch empfand sie es wie einen Schlag ins Gesicht, diese Worte zu hören.
    „Nein“, erwiderte sie knapp.
    „Ich dachte mir, dass du das sagen würdest“, kam Eloises Antwort. Sie klang weiter fest davon überzeugt, dass sie bekam, was sie haben wollte und was ihr nach ihrer Meinung auch
zustand
.
    „Und warum erzählst du es mir dann überhaupt?“
    „Weil ich dachte, es ist auf diesem Weg freundlicher, anstatt meinen Anwälten zu sagen, sie sollen mit dir Kontakt aufnehmen“, erklärte Eloise. „Zwing mich nicht, dich zu verklagen, Lily. Allein schon aus Respekt vor dem Andenken an Burke. Wir wissen doch beide, dass Tess hier bei mir besser aufgehoben wäre. Hier hat sie alles, was sie braucht …“
    „Nur nicht ihre Mutter“, unterbrach Lily sie und stand auf, um zu gehen. „Mach ruhig, Eloise, hetz deine Anwälte auf mich. Die werden sich freuen, dir eine saftige Rechnung zu schicken. Aber du kannst nicht gewinnen, und tief in deinem verschrumpelten, egoistischen und arroganten kleinen Herz weißt du das längst.“
    Eloise stand ebenfalls auf und strahlte nicht mehr ganz so viel Selbstvertrauen aus, war aber offenbar entschlossen, die Sache bis zum Ende durchzufechten. „Sei vernünftig, Lily! Ich kann Tess so viel mehr bieten als du. Burke hätte es auch so gewollt.“
    Plötzlich stiegen ihr vor Zorn Tränen in die Augen. „Begreifst du das eigentlich nicht, Eloise? Es kümmert mich nicht, was Burke gewollt hätte. Er hat mich betrogen und belogen, und er war der zweitegoistischste Mensch, der mir je begegnet ist. Und eines sage ich dir: Trotz allem hat er Tess geliebt, und das Allerletzte, was er gewollt hätte, wäre, Tess so aufwachsen zu sehen, wie
er
aufgewachsen ist!“ Dann unterbrach sie sich und versuchte, die Fassung wiederzuerlangen, was sie aber nur ansatzweise schaffte. „Denk noch mal nach, bevor du deine Anwälte auf mich loshetzt, Eloise! Denn wenn du versuchen solltest, mir Tess wegzunehmen, dann wird sie dich für den Rest ihres Lebens
hassen!“
    Eloise zuckte zusammen. Lily hatte offenbar endlich einen Nerv getroffen. Sollte es möglich sein,

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