Heiss wie der Sommer
jemanden um sich haben, also marschierte sie ins Badezimmer und ließ sich ein Bad ein.
Während sie in die Wanne stieg, grollte der Donner über das Haus hinweg.
Es kam nicht oft vor, überlegte sie, als sie bis zum Kinn in aromatisch duftenden Schaum eingesunken war, dass das Wetter genau ihrer Laune entsprach. Doch an diesem Abend war das sehr wohl der Fall.
Voller Stolz präsentierte Davie den Wattebausch, der mit einem Pflaster in seiner Armbeuge befestigt worden war, als er mit Tyler am Abend auf der Party eintraf. „Wir haben einen Bluttest machen lassen“, erklärte er Kristy. „Wir beide.“
Kristy warf Tyler einen strahlenden Blick zu. „Na, sieh einer an“, staunte sie. „Und wann erfahrt ihr das Ergebnis?“
Tyler war mit sich auch sehr zufrieden, allerdings hatte er das Pflaster schon vor einer Weile abgemacht. „Eine Woche, vielleicht zwei.“
In Kristys altem viktorianischen Haus wimmelte es von Gästen, die alle gekommen waren, um Floyd Book in den Ruhestand zu verabschieden und ihm alles Gute für die bevorstehende Kreuzfahrt zu wünschen. Dylan bahnte sich mit Bonnie im Arm seinen Weg durch die Menge, um die Neuankömmlinge zu begrüßen.
„Wo ist der Hund?“, fragte er. „Hatte ich vergessen zu erwähnen, dass er auch eingeladen ist?“
Kristy schüttelte lachend den Kopf und ging weiter.
„Er ist drüben im Holiday Inn“, antwortete Davie hastig. „Wir mussten ihn reinschmuggeln, und ich hoffe, er fängt nicht an zu bellen.“
„Ihr hättet hier wohnen können“, erinnerte Dylan Tyler.
Bonnie wand sich in seinen Armen. Sie wollte zu dem Jungen, um die verblasste Tätowierung zu untersuchen.
Dabei entging Tyler nicht, wie behutsam Davie sie festhielt – als hätte er eine Puppe aus hauchzartem Glas im Arm.
„Käfer!“, rief sie und berührte seinen Hals.
Davie lachte. „Kannst du ‚Laus‘ sagen?“
„Laus!“, wiederholte Bonnie und strampelte, um wieder von Dylan gehalten zu werden. „Laus!“
Tyler warf ihm einen rätselnden Blick zu, dann lachte der Junge wieder und verschwand in der Menge, vermutlich, um nach Josh und Alec zu suchen. Tyler sah ihm nach, bis er bemerkte, dass Dylan ihn eindringlich musterte.
„Er
ist
dein Sohn“, meinte der grinsend.
„Ich will es hoffen“, erwiderte Tyler. „Ich will es verdammt noch mal hoffen.“
Der Deputy führte Doreen zu den Arrestzellen, auch wenn es ihm nicht so ganz behagte. Jim Huntinghorse war nicht im Büro, und er wusste nicht, ob sein Vorgesetzter damit einverstanden gewesen wäre. Aber Doreen hatte schon immer eine sehr überzeugende Art an sich gehabt.
„Wie bist du dahintergekommen?“, fragte Roy kleinlaut.
„Dass du meinen Sohn mit einem Truck überfahren wolltest?“, gab Doreen aufgebracht zurück. Ihr war nicht entgangen, dass der nervöse Deputy in der Tür stand und das Geschehen mitverfolgte. Dachte er, sie würde sich auf den Gefangenen stürzen wollen? „Mit das Erste, was ich gekauft habe, nachdem ich raus war, war ein Computer. Es steht auf allen Nachrichtenseiten im Internet! Was hast du dir dabei gedacht, Roy?“
Er machte eine beschämte und zugleich hoffnungsvolle Miene. „Ich habe überhaupt nicht gedacht, Doreen“, antwortete er. „Du hast mir das Herz gebrochen, und ich schätze, das war einfach zu viel für mich.“ Er hielt inne, seine Augen wurden feucht. „Bist du hier, um mich auf Kaution rauszuholen?“
„Nein“, fauchte sie ihn an. „Ich bin ganz bestimmt
nicht
hier, um dich auf Kaution rauszuholen! Und hör auf mit diesem Schwachsinn von wegen, ich habe dir das Herz gebrochen. Soweit ich weiß, hast du nämlich gar kein Herz, Roy.“
„Warum denn dann?“, jammerte Roy. „Du hast das ganze Geld … du kannst hingehen, wohin du willst …“
„Ich bin zurückgekommen, weil ich mich nicht von Davie verabschiedet hatte“, fauchte sie, obwohl sie Roy keinerlei Erklärung schuldig war. Die Polizeiwache hatte sie nur aufgesucht, weil sie sich davon überzeugen wollte, dass der Mistkerl tatsächlich hinter Schloss und Riegel saß.
Nein, in Stillwater Springs war sie nur wieder, weil sie ihrem Sohn und auch Jim Huntinghorse gegenübertreten wollte. Niemand – und schon gar nicht Davie – sollte glauben, sie hätte versucht, Roy Fifer umzubringen, sosehr der den Tod auch verdiente.
Roy stand von seinem Feldbett auf und trat ans Gitter, um mit beiden Händen die Stäbe zu fassen. „Du musst mich hier rausholen! Granny hat kein Geld für die Kaution, und
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