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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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stieg in den Blazer ein und fuhr weiter zu seiner Hütte.
    Er hatte nicht heimfahren wollen, weil er wusste, alles dort würde ihn daran erinnern, dass Lily nicht bei ihm war. Aber jetzt konnte er das nicht länger hinauszögern. Zum einen wartete der Hund auf ihn, und zum anderen würden Kristy oder Dylan am Morgen vorbeikommen, um Davie abzusetzen.
    Kit Carson war über alle Maßen erfreut, ihn wiederzusehen, und nachdem er den Hund ausgiebig gekrault und mit ihm getobt hatte, ging er mit ihm nach draußen. Da Lily nicht da war, die ihn hätte ablenken können, hörte er diesmal all die nächtlichen Geräusche – die Frösche, die im Grün rings um den See quakten, die Grillen, auch ein paar Eulen. Sogar die Fische machten auf sich aufmerksam, indem sie ein Stück weit in die Höhe sprangen und dann laut platschend zurück ins Wasser fielen.
    Tyler liebte diese windschiefe alte Hütte, so hässlich und klein sie auch war. Jake hatte sie eine Weile an Angler vermietet, als Tyler noch jung war, aber schon damals hatte er ihm versprochen, wenn einmal der Zeitpunkt kam, die Ranch unter den drei Brüdern aufzuteilen, dann sollte ihm der Hidden Lake und ein Areal von gut 1.200 Hektar zufallen.
    Es kam nur selten vor, dass Jake Creed seine Versprechen einhielt, doch in diesem einen Punkt hatte er zumindest Wort gehalten. Sechs Monate nach seinem Tod und nach dem Theater bei Skivvie’s, bei dem so viel Porzellan zerschlagen worden war, bekam Tyler während eines Rodeos einen amtlichen Brief zugestellt, dem ein Dokument beilag, das ihm ein Drittel an der Stillwater Springs Ranch zusprach.
    Tyler spazierte mit Kit Carson bis zum Ende des alten Bootsstegs und beobachtete den Mondschein, der auf dem Wasser tanzte. Er hatte kurz zuvor Shawna geheiratet. Wochenlang redeten sie davon, auf die Ranch zurückzukehren, den Sommer ganz ungestört zu verbringen und möglicherweise ein Kind zu zeugen.
    Doch es war noch Winter, als Shawna von einem Besuch bei ihren Eltern auf der kurvenreichen Strecke zwischen Carson City, Nevada, und Reno auf vereister Fahrbahn die Kontrolle über ihren Truck verlor. Die Sanitäter, die von einem anderen Autofahrer herbeigerufen wurden, sagten später, Shawna sei auf der Stelle tot gewesen.
    Dass sie nicht gelitten hatte, war das Einzige, was Tyler tröstete.
    Aber es würde keinen gemeinsamen Sommer am Hidden Lake geben, kein Baby, kein gar nichts.
    Tyler hatte getrauert – nicht nur um Shawna, sondern auch um ihre Pläne, die nun niemals Wirklichkeit werden würden.
    Die Schuldgefühle trafen ihn noch härter als die Trauer, denn sosehr er Shawna auch gemocht hatte, war er schon bald zu der Erkenntnis gekommen, dass Liebe niemals im Spiel gewesen war. Die Angst, sie könnte das gewusst haben, zerfraß ihn jedes Mal, wenn er es zuließ, dass seine Gedanken in diese Richtung wanderten.
    Was nicht oft vorkam.
    Auch wenn es ihm bei seiner ersten Begegnung mit Shawna nicht aufgefallen war, wies sie eine gewisse Ähnlichkeit mit Lily auf: die gleiche kompakte, aber äußerst weibliche Statur, blaue Augen und blonde Haare.
    Am Ende des klapprigen Stegs angekommen, setzte er sich hin, und Kit Carson warf sich neben ihm hin, um sich an ihn zu drücken. So wie die Hütte bedurfte auch der Steg dringend einer Reparatur.
    Tyler legte einen Arm um den Hund, um ihm zu verstehen zu geben, er werde ihn nicht im Stich lassen. Er und der alte Kit Carson waren endlich zu Hause angekommen.
    Er versuchte, den Augenblick zu bestimmen, als er den Entschluss gefasst hatte, Lily zu heiraten. Vermutlich war es in dem Moment gewesen, als sie ihr Höschen über den Außenspiegel gehängt hatte. Die Erinnerung daran ließ ihn lächeln.
    Liebte er Lily?
    Ganz sicher war er sich nicht. Er war als Creed aufgewachsen, und er hätte wetten können, dass er wahre Liebe nicht mal erkennen würde, wenn man ihn mit der Nase darauf stieß.
    Zumindest hatte er so ein Gefühl, das völlig anders war als alles, was er jemals zuvor wahrgenommen hatte.
    Es betraf nicht nur den Sex, auch wenn der bei Gott fantastisch war.
    Grübelnd beobachtete er, wie der Mond auf dem Wasser tanzte, das sich kaum bewegte. Dieses Lichtspiel hatte er in allen Großstädten vermisst, obwohl die mit den unzähligen Neonbeleuchtungen viel heller waren. New York, Las Vegas, L. A. – in jeder dieser Städte hatte er versucht, sich niederzulassen, doch der Beton war jedes Mal zu hart und zu abweisend gewesen.
    Nein, er musste die Erde von Montana unter seinen

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