Heiss wie die Naechte Granadas
Ich will dich nie wieder sehen.“ Damit drehte Liza sich auf dem Absatz um und rannte die Treppe hinunter.
Unter angekommen, blieb sie stehen und rang nach Atem. Ihre Augen brannten, sie hatte den Geschmack von bitterer Selbstverachtung im Mund. Wenn sie daran dachte, wie willig sie sich Nick hingegeben hatte, wie gierig sie darauf gewesen war, mit ihm dieses Universum der Erotik und Leidenschaft auszukundschaften, Nick zu fühlen, ihn zu schmecken … während er sich die ganze Zeit über sie halb totgelacht haben musste.
Sie erinnerte sich an das erste Mal mit ihm. Sie hatte ihn in ihren Armen willkommen geheißen. Zum ersten Mal war da ein Mann, der ihre gefesselten Gefühle befreit hatte. Auch wenn sie wusste, dass er sich nicht binden wollte … Sie hatte sich gesagt, sie sei reif und stark genug für eine kurze Affäre. Ein Urlaubsflirt.
Nicht einmal das war es gewesen. Von Nicks finsteren Absichten hatte sie nichts geahnt. Ihm ging es nur darum, Informationen für seinen Freund Carl Dalk aus ihr herauszuholen. Wie oft hatte sie versucht, Nick wegen ihres Verdachts zur Rede zu stellen, aber er hatte ihre Fragen als albern abgetan. Sie hätte sich besser auf ihren Instinkt verlassen sollen. Wenn er sie schon für ein Flittchen hielt, dann war es auch nicht weit bis zu der Annahme, sie sei eine Diebin. Liza straffte die Schultern, als neue Wut in ihr aufkochte. Nick Menendez hatte sich als Gefängniswärter und Richter aufgespielt.
Sie trat hinaus in die strahlende Sonne und blickte zum Landrover hinüber. Ihr Koffer lag darin, aber das war ihr gleich. Pass und Kreditkarte trug sie bei sich. Mehr brauchte sie nicht.
„Liza, warte.“ Nick fasste sie beim Arm und hielt sie fest, auch als sie sich wütend freizumachen versuchte. „Das ist Señor Lancio.“ Erst jetzt bemerkte Liza den kleinen drahtigen Mann an Nicks Seite. „Er wird dich zum Flughafen fahren. Mein Flugzeug steht für dich bereit. Die Crew ist instruiert.“ Er führte sie zum Landrover. „Ich bitte dich, nimm meine Einladung an.“
„Nein danke“, fauchte sie, „deine Einladungen haben mir bisher nur Ärger eingebracht.“
„Du kannst beruhigt sein“, sagte er leise. „Ich werde deinen Wunsch respektieren und dich nicht weiter mit meiner Anwesenheit belästigen.“
Liza blickte zum Wagen, sah, wie Señor Lancio einstieg und den Motor anließ. Ach, was soll’s, dachte sie. Zumindest würde sie sofort von hier wegkommen.
Ohne ein weiteres Wort stieg sie ein. Als sie den Sicherheitsgurt anlegte, ermahnte sie sich, ja nicht wieder während der Fahrt einzuschlafen. Sonst würde sie noch in Timbuktu enden!
Am Montagmorgen saß Liza in der Londoner U-Bahn auf dem Weg zum Büro und fragte sich, ob die letzten beiden Wochen ein Traum oder ein Albtraum gewesen waren.
Das Bild tauchte wieder vor ihren Augen auf, wie Nick neben dem Landrover gestanden hatte, das Gesicht wie eine steinerne Maske, die dunklen Augen eiskalt. Und natürlich hatte er auch dieses Mal das letzte Wort behalten. Verflucht sei der Mann! Das Flugzeug hatte sie nämlich nicht nach Lanzarote zurückgebracht, sondern war direkt nach London geflogen.
Von ihrer Wohnung aus hatte sie sofort das Hotel auf Lanzarote angerufen und gefragt, ob Henry Brown noch anwesend sei. Doch die Dame am Empfang sagte ihr lediglich, solche Informationen über die Gäste dürfe man nichtherausgeben. Als Liza anführte, dass sie selbst noch Gast im Hotel sei, ließ sich seltsamerweise kein Nachweis finden, dass je eine Liza Summers im Haus gewohnt hatte.
Das ganze Wochenende über verließ Liza ihr Apartment nicht, schwankte zwischen Weinkrämpfen wegen einer Liebe, die niemals war, und Wutanfällen wegen des Mannes, der ihr das angetan hatte. In ihren ruhigeren Momenten versuchte sie zu ergründen, wie sie so blauäugig einen Urlaub von Henry Brown hatte akzeptieren können, ohne auch nur einmal nachzuhaken. Noch schlimmer – wieso hatte sie anstandslos das Päckchen für ihn ausgeliefert? Das mussten wohl die Diamanten gewesen sein, von denen Nick gesprochen hatte. Der Gedanke versetzte sie in Angst und Schrecken. Wenn Henry Brown wirklich ein Diamantenschmuggler war, dann hatte sie sich mit dem Überbringen des Päckchens zur Komplizin gemacht. Unwissentlich, ja, aber das milderte die Dinge wohl nur wenig. In den unruhigen Träumen, die sie des Nachts verfolgten, sah Liza sich in einer kargen spanischen Gefängniszelle in rasselnden Ketten sitzen.
Jetzt schob sie sich mit dem
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