Heiss wie die Naechte Granadas
ihre Wohnung zurückgekehrt. Die Erkenntnis hatte sie wie ein Schlag getroffen, dass Nick, selbst wenn er sie verdächtigte, an dem Diamantenraub beteiligt zu sein, alles getan hatte, um sie zu schützen. Erst hatte er sie nach Spanien gebracht, dann in die Berge, um sie aus der Schusslinie zu halten, solange die Verbrecher auf freiem Fuß waren. Und laut Mr. Stubbs hatte er Carl Dalk davon überzeugt, keine Anzeige gegen sie zu erstatten, obwohl sie auf der Insel – wenn auch unwissentlich – die Funktion des Kuriers übernommen hatte.
Nein, Nick war keineswegs der „jämmerlich verlogene Abklatsch eines Mannes“, wie sie ihn bezeichnet hatte, sondern ein Held. Er hatte alles nur für sie getan.
Nun, bis auf den Sex vielleicht, der war nicht ganz so selbstlos gewesen. Aber sie hatte eingewilligt. Und wo stand geschrieben, dass ein Held enthaltsam leben musste?
Nach der ersten Wiedersehensfreude setzte man sich zusammen in das Privatzimmer von Anna Menendez zum Tee. Pamela Summers und Anna Menendez plauderten angeregt miteinander, sie hatten einander viel Neues zu erzählen. Liza jedoch beteiligte sich nur wenig an der Unterhaltung.
Ihre Mutter und Anna waren so überglücklich, einander wiederzusehen, dass Liza sich wie das fünfte Rad am Wagen vorkam. Sie würde ja gerne fragen, ob Nick auch da war, aber sie traute sich nicht.
„Für dich muss es langweilig sein, Liza.“ Anna lächelte zu ihr hinüber. „Warum gehst du nicht ein wenig spazieren und schaust dich um? Es ist ein so schöner sonniger Tag.“
„Wenn ihr nichts dagegen habt.“ Schon war sie aufgestanden. Vielleicht würde sie ja zufällig auf Nick stoßen. Oder sie konnte Manuel diskret aushorchen, wo Nick war. Vielleicht milderte die Bewegung auch diese grässliche Nervosität.
„Du bist übrigens wieder im Blauen Zimmer untergebracht. Aber nun lauf, Pamela und ich haben uns noch so viel zu erzählen. Sei um sieben wieder hier, zum Aperitif. Dinner wird um acht serviert. Eine ganz entspannte Angelegenheit, nur wir vier. Das heißt, wenn Niculoso jemals kommt“, fügte Anna mit einer kleinen Grimasse hinzu. „In den letzten Wochen habe ich ihn kaum gesehen.“
Bei der Nennung seines Namens wäre Liza fast rot geworden. Heute Abend also würde sie ihn wiedersehen. „Er ist eben ein beschäftigter Mann“, sagte sie noch und verließ hastig das Zimmer.
Die Haare zu einer eleganten Frisur aufgesteckt, schlüpfte Liza in das blaue Seidenkleid. Die dünnen Spaghettiträger ließen ihre Schultern bloß, ein paar lose Strähnen umspielten ihren Hals, und ihre Augen schimmerten erwartungsvoll. Noch die hochhackigen Pumps, dann drehte sie sich vor dem Spiegel einmal um die eigene Achse. Nicht schlecht, gestand sie ihrem Spiegelbild zu.
Manuel geleitete sie in den kleinen Salon. Alle waren anwesend, auch Nick, der die Drinks einschenkte. Sein Anblick im dunklen Anzug raubte Liza den Atem, und für einen Moment pochte ihr Herz so sehr, dass sie an nichts anderes mehr denken konnte.
„Ah, da bist du ja. Du siehst bezaubernd aus.“
Annas Worte drangen endlich an ihr Ohr. Liza blinzelte verstohlen und nahm sich zusammen. Anna und ihre Mutter saßen auf den beiden Sesseln, was nur das Sofa als Sitzplatz freiließ. Liza steuerte darauf zu. „Danke“, murmelte sie und setzte sich, bevor ihre zitternden Knie sie verrieten.
„Niculoso, sieht Liza nicht bezaubernd aus?“, wandte Anna sich an ihren Sohn.
Lizas Blick wanderte zu Nick, der sie jetzt durchdringend musterte.
„Liza.“ Kein „Hallo“, kein „Wie geht es dir?“, nur ein schwaches Nicken mit dem Kopf. „Ja, du siehst wirklich sehr schön aus.“ Er sagte es so kühl, als würde er mit dem Kompliment nur seiner Mutter einen Gefallen tun wollen. „Möchtest du etwas trinken? Einen Weißwein vielleicht?“
„Ja, bitte.“
Als er ihr das Glas reichte, nahm sie all ihren Mut zusammen. Er wirkte so kühl und abweisend. „Ich würde gerne mit dir reden, Nick“, sagte sie leise. Ihre Mutter und Anna waren vertieft in ihr Gespräch, es war vielleicht die einzige Gelegenheit, um Nick zu sagen, was sie auf dem Herzen hatte.
Er ließ sich neben ihr auf dem Sofa nieder. „Dann rede.“
„Ich möchte mich entschuldigen für …“, setzte sie an, doch er unterbrach sie sofort.
„Entschuldigung angenommen, für was immer du dich entschuldigen willst. Lassen wir das Thema, es interessiert mich nicht mehr.“
Mit anderen Worten, ich interessiere ihn nicht mehr, dachte sie
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