Heiß wie die Naechte Siziliens
werden.“
„Natürlich begleitest du mich nach Sizilien, in meine Heimat.“
„Natürlich …“ Alissa bezweifelte, dass er den Sarkasmus in ihrer knappen Antwort wahrnahm. Wahrscheinlich kam es ihm überhaupt nicht in den Sinn, dass sie Verpflichtungen oder Neigungen haben könnte, die es ihr unmöglich machten, Australien für einen so langen Zeitraum zu verlassen. Ein Heim, eine Arbeit, eine Schwester, an der sie hing und um die sie sich schreckliche Sorgen machte. „Dann wäre ich gezwungen, meinen Job zu kündigen.“
„In sechs Monaten hast du so viel Geld, dass du nie mehr arbeiten musst.“
Was würde er wohl sagen, wenn sie behauptete, ihren Job zu lieben? Dass sie es genoss, anderen Menschen dabei zu helfen, ihren Urlaub zu planen und zu gestalten? Und dass man ihr gerade im Umgang mit schwierigen, kapriziösen Klienten ein ganz besonderes Talent bescheinigte?
Egal. In sechs Monaten wäre sie in der Lage, das Leben ihrer Schwester zu retten. Das allein zählte. Donna zuliebe würde sie es auch sechs lange Monate mit einem herablassenden, arroganten Sizilianer unter einem Dach aushalten.
Feindselig betrachtete sie das verhasste Dokument vor sich auf dem Tisch. Bis auf ihre Unterschrift war es bereits komplett ausgefüllt, inklusive ihrer privaten Daten. Offensichtlich überließ dieser Mann nichts dem Zufall.
Sollte sie sich ihm wirklich auf Gedeih oder Verderb ausliefern? Ja, lautete die einzig mögliche Antwort. Sie durfte Donna diese letzte Chance auf keinen Fall verweigern. Aber wenn es vielleicht dann schon zu spät für ihre Schwester war?
Jeder Mensch hat eine Achillesferse, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Auch Mr. Dario Parisi! In ihrem Fall war es natürlich Donna – und bei ihrem zukünftigen Bräutigam? Das heiß begehrte Castello ! Sein geliebter Familienbesitz, für den er offensichtlich zu allem bereit war.
„Wenn ich diesem … Deal tatsächlich zustimmen sollte, bestehe ich auf einem Vorschuss“, erklärte Alissa kühl und ohne mit der Wimper zu zucken. „Ein Drittel vom Wert des Castellos , und zwar am Tag unserer Hochzeit.“
Während sie auf seine Reaktion wartete, klopfte ihr Herz zum Zerspringen. Dario besaß so viel Geld, dass er den Verlust nicht einmal bemerken würde. Für ihn waren das nur Peanuts. Für sie und ihre Schwester jedoch bedeutete es wirklich alles.
„Na, was ist?“, hakte sie anscheinend kaltschnäuzig nach, während ihre Knie unter dem Tisch vor Nervosität gegeneinanderschlugen. „Das sollten deine fähigen Anwälte doch leicht arrangieren können.“
„Unbedingt“, erwiderte er eisig. „Mein Kompliment, neben vielem anderen hast du also auch noch das Talent deines Großvaters geerbt, das absolute Optimum aus deinen bedauernswerten Opfern herauszuquetschen.“ Aus seinen Augen sprach unversöhnlicher Hass.
Jedes seiner Worte traf sie wie ein Dolchstoß, doch es gelang Alissa, ihren Schmerz hinter einem höhnischen Lachen zu verbergen. „Du willst dich selbst nicht ernsthaft als bedauernswertes Opfer hinstellen, oder? Das wäre dann wohl doch ein wenig zu dick aufgetragen“, forderte sie ihn noch weiter heraus.
„Sehr clever, Alissa“, lobte Dario mit zusammengepressten Kiefern. „Du bist wirklich gerissen. Da du genau weißt, wie viel mir an dem Castello liegt, spekulierst du natürlich darauf, dass ich dich unter allen Umständen heiraten werde. Aber da muss ich dich enttäuschen. Nie wieder werde ich mich von einem Mitglied deiner Familie manipulieren lassen!“
Während er sprach, stand Dario halb von seinem Sitz auf, die Fäuste auf den Tisch gestemmt, und bedachte sie mit einem Blick, der Alissa automatisch zurückweichen ließ. „Wenn dir nicht reicht, was ich dir anbiete, dann geh zum Teufel! Aber vergiss nicht, dass wir beide an diese verdammte Testamentsklausel gebunden sind. Und ich habe auf jeden Fall den längeren Atem.“
Damit hatte er leider recht, zumindest finanziell gesehen. Außerdem war Alissa ganz sicher, dass es ihm sogar Vergnügen bereiten würde, sie gerichtlich bis zum letzten Blutstropfen zu bekämpfen. Sein Ziel zu erreichen, wäre dabei nicht einmal eine besondere Kunst, da sie selbst weder Geld noch hilfreiche Verbindungen besaß.
„In einer Stunde schließt das Standesamt“, erinnerte er sie mit einem Blick auf seine dezente goldene Uhr. „Dann hast du deine Chance vertan.“
Alissa wischte sich unter dem Tisch die feuchten Hände an den ebenfalls noch feuchten Hosenbeinen ab. Dann
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