Heiß wie die Naechte Siziliens
streckte sie den Rücken, griff nach dem Füllfederhalter und versuchte, die warnende Stimme in ihrem Hinterkopf endgültig zum Schweigen zu bringen.
Es fühlte sich falsch an. Und doch war es das einzig Richtige, was sie tun konnte.
„Okay, du hast gewonnen …“, sagte sie.
4. KAPITEL
Rastlos, wie ein Tiger im Käfig, wanderte Dario im Foyer auf und ab und verbot sich mit äußerster Willensanstrengung den prüfenden Blick auf die Uhr. Sie ist unterwegs, versicherte er sich selbst. Immerhin informierten ihn seine Leute über jeden ihrer Schritte.
Die Hände in den Hosentaschen zu Fäusten geballt, strebte er auf den Eingang zu und trat ins Freie. Nie zuvor war er derart versessen darauf gewesen, ein Geschäft endlich unter Dach und Fach zu bringen. Seinen Familiensitz zurückzuerlangen bedeutete ihm sehr viel mehr, als Firmen zu kaufen und verkaufen. Hier ging es nicht um schnöden Profit, sondern um seine Identität.
Um eine wilde, unstillbare Sehnsucht, die ihn umtrieb, so lange er denken konnte.
Natürlich widerstrebte es ihm, deshalb eine Frau heiraten zu müssen, die sich aus Berechnung und Gier selbst verkaufte, um ein Vermögen zu erlangen. Aber um sein Ziel zu erreichen, war Dario kein Preis zu hoch.
Sein Blick fiel auf ein junges Mädchen, das aufgeregt an ihm vorbeieilte. Mit flatterndem Haar und endlos langen Beinen wie ein übermütiges Füllen.
Augenblicklich überfiel ihn die Erinnerung an seine erste Begegnung mit Alissa Scott, vor einigen Jahren. Damals hatten ihn Ungeduld und Ärger wegen der Hinhaltetaktik Gianfranco Manganos, der ihm den Parisi-Besitz nur gegen einen Ring an der Hand seiner Enkelin überlassen wollte, von Sizilien nach Australien getrieben.
Damals saß er nach einer fruchtlosen Debatte mit dem alten Schurken frustriert in seinem Auto und grübelte darüber nach, wie sein nächster Schritt aussehen sollte. In dem Moment sah er Alissa, wie sie sich im Schutz der Dunkelheit offenbar heimlich ins Haus schlich.
Der Anblick der langen, wohlgeformten Beine unter dem knappen Minirock, als sie aus dem niedrigen Sportwagen stieg, traf ihn wie ein Hieb auf den Solarplexus. Und dann dieses raue, kehlige Lachen einer Frau, die sich von ihrem Liebhaber verabschiedete … der graziöse Schwung, mit dem sie ihr langes Haar über eine Schulter zurückwarf, der flüchtige Blick, den sie ihm unbewusst auf die wohlgeformten Brüste und ihr zartes Profil gewährte …
Sein Körper reagierte derart heftig, dass ihm der Atem stockte und sein Blut wie flüssige Lava durch die Venen schoss.
Gianfranco Mangano hatte ihm gegenüber mehr oder weniger dezente Hinweise bezüglich des ziemlich losen Lebenswandels seiner Enkelin fallen lassen. Deshalb wollte er sie wohl auch endlich sicher verheiratet und in festen Händen sehen.
Doch Dario wusste auf den ersten Blick, dass Alissa nicht zu der Sorte Frauen gehörte, deren Traumziel es war, einen guten, anständigen Mann zu ehelichen. Dieser Eindruck verfestigte sich noch, als er später von ihren Drogenproblemen hörte.
Trotzdem hatte sie etwas an sich, das ihn in seiner primitivsten Männlichkeit ansprach und ihn fast zur Raserei trieb. Ein Blick von ihr reichte, und seine Hormone spielten völlig verrückt. Eine Reaktion, auf die er keineswegs stolz war!
Aus den Augenwinkeln registrierte er eine Bewegung und drehte den Kopf.
Porca miseria! Das konnte unmöglich ihr Ernst sein!
Hatte die Frau denn keinen Funken Selbstrespekt? Oder beabsichtigte sie, sie beide der Lächerlichkeit preiszugeben?
Fassungslos maß er seine zukünftige Frau von Kopf bis Fuß, während sie vorsichtig die Stufen zum Eingang hinaufstieg. Ein Traum … nein, ein Albtraum in Satin und Spitze, der neben seinem noch etliche andere Blicke auf sich zog! Den bauschigen Rock des langen schneeweißen Kleids, das in einer Schleppe endete, hielt sie hoch, um nicht zu straucheln. Ihr Gesicht, auf dem ganz sicher ein triumphierendes Lächeln lag, war halb verborgen hinter einem frivolen kleinen Schleier, der keck auf dem aufgetürmten Haar saß.
„Ich kann mich nicht erinnern, etwas von einem Kostüm gesagt zu haben“, knurrte er leise, als sie nah genug war.
Alissa schluckte, tat als hätte sie die unflätige Bemerkung nicht gehört, und schritt weiter die Treppe empor und an ihm vorbei. Der Gedanke an die bevorstehende Hochzeit verursachte ihr bereits heftige Übelkeit, da konnte sie auf unangebrachten Sarkasmus sehr gut verzichten.
Am liebsten hätte sie sich einfach
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