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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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greifen. Vor allem nicht, wenn er sechshundert Kilometer Autobahn vor sich hatte.
    Die rotierenden Blaulichter, die plötzlich zu seiner Linken auftauchten, waren grell und gehörten zu einem Einsatzwagen der Polizei, der neben ihm anhielt. Der Beamte auf dem Beifahrersitz winkte mit der Kelle und schaute Thomas Calis strafend an. Dann deutete er zum Straßenrand.
    Frustriert schlug der Kommissar mit der Faust auf das Lenkrad. »Das hat mir noch gefehlt«, stöhnte er und fuhr rechts ran. »Willkommen in Frankfurt!«
     
    Dank seines Dienstausweises und der Behauptung, er sei in einem dringenden Einsatz fern von daheim, was die Beamten mit einem skeptischen Blick quittiert hatten, bog Calis um eine Ermahnung reicher zwanzig Minuten später auf den Parkplatz des Polizeipräsidiums ein.
    Fast sechs und noch keinen Schritt weiter, sagte sich der Kommissar und lief durch den Regen zum Empfang. Wenn jetzt diese Martina Trapp noch eine bissige, untersetzte Oberkommissarin mit Damenbart war, dann würde er bei Frank doch um einen langen Urlaub ansuchen.
    »Aah, Kommissar Calis!« Der uniformierte Polizist in der Empfangsloge begrüßte ihn wie einen alten Bekannten, nur der ironische Zug um den Mund gefiel Calis nicht so richtig. Sollten die hier etwa Berliner Zeitungen lesen? Er verwarf den Gedanken rasch wieder.
    »Sie wurden uns bereits heute Vormittag angekündigt. Allerdings sind Sie spät dran«, meinte der Beamte und reichte Calis den Ausweis zurück. Nach einer kurzen Suche fand er einen gelben Notizzettel, den er unter der Glasscheibe durchschob. Darauf war eine Adresse gekritzelt. »Kollegin Trapp ist ins Institut für Rechtsmedizin gefahren. Sie sollen sich nachher
hier
mit ihr treffen.«
    Calis warf einen Blick auf die handgeschriebenen Zeilen. Osteria Safo, Kennedyallee 129 , Sachsenhausen.
    »Das ist das Vereinslokal des Frankfurter Sportklubs Sachsenhausen, auf der anderen Seite des Mains, ganz in der Nähe des Klinikums der Goethe-Universität.« Als der Polizist Calis‘ ratlosen Blick sah, setzte er hinzu: »Die Rechtsmedizin ist im Klinikum.«
     
    Die Osteria war in einem schmucken gelben Haus mit ausgebauten Dachgauben untergebracht, das etwas zurückversetzt zwischen zwei Eisenbahnbrücken an einer vierspurigen Ausfallstraße lag.
    Verkehrsgünstig, aber nicht gerade mit erhöhtem Romantikfaktor, dachte Calis, als er den Golf in der Seitenfahrbahn parkte und einen Blick auf die Umgebung warf. Der Regen hatte endlich aufgehört, und hie und da erschienen sogar die ersten blauen Wolkenlücken am Himmel.
    Das italienische Restaurant selbst, mit Blick auf die nun verwaisten Tennisplätze des Sportvereins, war überraschend geschmackvoll eingerichtet und erstaunlich gut besucht. Auf vielen der Tische, die großzügig im Lokal verteilt standen, brannten Kerzen, und der Kreis der Gäste schien sich aus Angestellten, Professoren und Ärzten der nahe gelegenen Uniklinik zusammenzusetzen.
    »Lassen Sie Ihre Dates immer so lange warten?«, ertönte da eine Stimme hinter Calis, und er wandte sich um. Die großen braun-grünen Augen von Oberkommissarin Trapp sahen ihn erwartungsvoll und ein wenig spöttisch an. »Ich habe Hunger und wollte schon ohne Sie anfangen.«
    »Tut mir leid, aber heute hat sich alles gegen mich verschworen«, entschuldigte er sich und streckte der schlanken, jungen Frau mit den hochgesteckten rotblonden Haaren die Hand hin. »Thomas Calis aus Berlin. Normalerweise bin ich pünktlich.« Er ließ sich auf einen Sessel fallen und lächelte Martina Trapp an. Sie war die erste positive Überraschung an diesem verflixten Tag. Sie hatte ein hübsches, mit Sommersprossen übersätes Gesicht, eine Stupsnase und eine Figur, die von ausgedehnten Joggingrunden und regelmäßigen Trainingseinheiten im Fitness-Studio erzählte. Oder sie hatte bemerkenswerte Gene. Wie auch immer. Die Zusammenarbeit Berlin-Frankfurt könnte angenehm, reibungslos und zudem noch äußerst erfreulich werden, dachte Calis. Oberkommissarin Trapp war jedenfalls sein Typ. Und Alice, die hochnäsige Schnepfe, definitiv Vergangenheit.
    »Aber der Tag scheint sich zu bessern«, setzte er nach und sah Trapp entwaffnend an. »Ich hatte eine Kollegin mit Damenbart erwartet.«
    Die Oberkommissarin lachte. »Und ich ein Berliner Urgestein mit Bierbauch. Aber das war, bevor ich Ihr Foto gesehen habe.«
    »Sie meinen …« Thomas Calis fiel aus allen Wolken und rang wieder einmal um die richtigen Worte.
    »Ach, machen Sie sich nichts

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