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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Majors.
    »Er bezeichnete sich einmal als Mitglied der Bruderschaft der gefallenen Engel«, ergänzte Morgan und sah seinen Vorgesetzten ausdruckslos an.
    »Die wird er bald alle persönlich treffen«, murmelte Majors, winkte Morgan zu und verließ das Haus, das ihm plötzlich wie ein zu knapp sitzender Anzug erschien. Als er auf den weißen Kies vor dem Cottage trat, atmete er auf, holte tief Luft und blinzelte nach der dunklen Enge des Flurs in der Sonne.
    »Sir, hier sind die beiden!«, ertönte es plötzlich hinter ihm, und als er sich umwandte, sah er einen Uniformierten, der zwei verängstigt aussehende Jungen in kurzen Hosen und karierten Hemden auf ihn zuschob. »Frank Fletcher und Albert Hargreaves, Sir, beide aus Bovington.«
    Majors setzte seinen Hut auf, lehnte sich vor und musterte die beiden. Die Jungen schienen in sich zusammenzuschrumpfen. »Hört mir jetzt genau zu, ich werde euch das nur einmal sagen. Ihr habt keine Schuld an dem Unfall, und es wird euch zu keiner Zeit jemand deshalb belangen. Unter einer Voraussetzung – ihr habt den schwarzen Lieferwagen niemals gesehen. Es hat ihn nicht gegeben, er war nicht da. Habt ihr mich verstanden?«
    Die beiden nickten eifrig.
    »Viele werden euch fragen und drängen, doch von dem Unfall zu erzählen. Macht das ruhig. Shaw war ein bekannter Mann, und ihr wart dabei, beim Tod einer Legende.« Majors funkelte die beiden Jungen an, und dann tat er etwas, das keiner der beiden jemals vergessen würde: Er zog eine große Pistole aus dem Hosenbund, entsicherte sie und lud sie durch.
    Die Jungen begannen, am ganzen Körper zu zittern.
    »Wenn ihr allerdings nur ein einziges Wort über den schwarzen Wagen verliert, dann finde ich euch und bringe euch persönlich um. Genauer gesagt jage ich euch eine Kugel in den Kopf. Und sollte ich nicht mehr leben, dann gibt es genügend Leute beim Militär, die den Job übernehmen. Ist das klar?«
    »Ja … ja, Sir«, stotterten die Jungen völlig panisch. Ihre Augen irrten zwischen der Hand mit der Pistole und dem entschlossenen Gesicht Majors hin und her. Die Waffe bewegte sich immer weiter in ihre Richtung. »Sie können sich auf uns verlassen, Sir. Wir haben keinen schwarzen Wagen gesehen«, brachte einer der beiden schließlich heraus.
    Majors nickte befriedigt und ließ die Pistole wieder verschwinden. Dann wandte er sich an den Uniformierten. »Lassen Sie sich die genaue Adresse der beiden geben und dann bringen Sie sie nach Hause.«
    Nach einem letzten Blick auf die beiden schmalen Gestalten, die sich mit zitternden Knien mit dem Agenten der Special Branch unterhielten und im Licht der tiefstehenden Sonne lange Schatten auf den Kies warfen, auf den steten Strom von Männern, die zwischen Cottage und geparkten Limousinen hin und her eilten, auf den Stapel der Kisten, der immer höher wurde, drehte sich Majors um und folgte einem schmalen Pfad durch die Büsche bergan. Langsam stieg er die Anhöhe hinauf, tief in Gedanken versunken. Es beruhigte ihn, dass Morgan wichtige Fakten offenbar nicht kannte und daher naheliegende Schlüsse nicht ziehen konnte. Man durfte Großhirn nicht unterschätzen, sagte er sich immer wieder, er war scharfsinnig und kombinierte mit erschreckender Schnelligkeit und Präzision. Deshalb hatte ihm Majors die richtigen Fragen gestellt, um ihn auszuhorchen. Und um ein Haar hätte es dieser Schlaumeier bemerkt. Prüfungsfragen – Majors schnaubte durch die Nase.
    Du darfst nichts übersehen, sagte er sich, als er die Kuppe des flachen Hügels erreicht hatte und sich umblickte. Unter ihm lag Clouds Hill, am Horizont konnte man das Meer erahnen.
    Idyllisch und ruhig.
    Doch der Schein trog. Nur ein einziger Fehler, dachte Majors, und die arabische Legende würde wie ein Fluch über ihn kommen. Auch wenn der alte Fuchs nun bewusstlos im Krankenhaus lag, seine Geheimnisse waren einfach zu wichtig und zu gefährlich, um sie auf die leichte Schulter zu nehmen.
    Und dann noch dieser megalomane Hitler.
    Zum Glück hatte der Postbeamte, dieser Arthur, rasch reagiert und ihn angerufen. Sonst wäre die gesamte Lage außer Kontrolle geraten.
    Jetzt ging es darum, die Spuren zu verwischen. Gründlich, sorgfältig.
    Für immer.
    Und für alle Andrew Morgans, die noch kommen würden …

Innenstadt Frankfurt/Deutschland
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