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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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und sich mit einer Hand durch die Haare fuhr.
    »Es möchte Sie jemand sprechen, Kommissar Calis«, kam es gedämpft vom Flur.
    Er öffnete seufzend die Tür. »Wissen Sie wie spät es ist?«, fragte er den großen, schlanken Mann, der lässig am Türrahmen lehnte und in einem makellos gebügelten Anzug, blütenweißen Hemd und blitzblanken Schuhen einem Modemagazin entstiegen zu sein schien.
    »Ja«, antwortete der nur mit einem ungeduldigen Schulterzucken. »Folgen Sie mir bitte?« Dann drehte er sich um und begann, den Flur in Richtung der Treppen hinunterzulaufen.
    »Warum?« Calis gähnte und blickte dem Mann verwirrt nach, der keine Anstalten machte stehenzubleiben.
    »Weil Sie einen Mord aufklären müssen und vielleicht einige Informationen da unten auf Sie warten?«, erwiderte der Unbekannte über die Schulter. Dann bog er um die Ecke und wenig später ertönten seine Schritte auf den Marmorstufen der Treppe, die ins Erdgeschoss führte.
    Völlig verrückt, dachte Calis und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Dann trat er in sein Zimmer, nahm die Glock aus dem Schulterhalfter und steckte sie in den Hosenbund. Sollte er Trapp anrufen? Ach was, das hatte Zeit. Frau Oberschlau, wie er sie insgeheim getauft hatte, schlief sicher tief und fest den Schlaf der Gerechten.
    Eilig lief er mit großen Schritten den Flur entlang, die Treppe hinunter und stieß die Haustür auf. Fast wäre er in die mächtige, dunkle Limousine hineingelaufen, die genau vor dem Hotel parkte. Der Motor sprang an, die hintere Tür schwang auf, und eine Stimme sagte: »Guten Morgen, Kommissar Calis. Bitte steigen Sie ein. Ich glaube, wir sollten etwas besprechen, bevor Sie heute wieder nach Berlin heimkehren.«

6 Der Flug des Phönix

Montag, 13 . Mai 1935 , Clouds Hill, Dorset/Großbritannien
    Es hatte keine drei Stunden gedauert, bis das kleine weiße Haus zwischen den hohen Büschen nur so von Agenten der Special Branch wimmelte. Während der schwer verletzte T.E. Shaw in einem gut bewachten Einzelzimmer im Militärhospital im Koma lag, drehten Männer in Uniform und Trenchcoat jedes Buch, jedes Dokument und jedes Foto in seinem Cottage um.
    »Bringt die beschädigte Maschine in die Garage und sperrt alle Zugänge! Ich will nicht, dass irgendwer herumschnüffelt, womöglich einer dieser unnötigen Reporter, die bald wie die Hunnen aus London ausschwärmen werden!« Der kahlköpfige, untersetzte Mann, der in Clouds Hill das Kommando führte, trug keine Uniform, sondern einen langen Mantel und einen breitkrempigen Hut, was ihm fast das Aussehen eines Cowboys verlieh. Colonel Frank Majors war Verbindungsmann zwischen Militärpolizei, dem militärischen Geheimdienst und – bei manchen Einsätzen – den zivilen Diensten.
    Die allerdings in diesem Fall nicht vollständig informiert werden würden.
    Vor allem jedoch war Majors eines – ein eiskalter Stratege, der seit dem Ende des Ersten Weltkriegs in allen Krisenfällen stets auf der Seite des Militärs gestanden hatte, mit starker Hand Skandale unter den Teppich gekehrt und Sauereien vertuscht hatte. Majors war Anführer eines kleinen, verschworenen Haufens, den man intern »The Cleaners« nannte – die Putzkolonne.
    Majors duckte sich und betrat das Haus durch die kleine grün gestrichene Eingangstür. Als er sich im niedrigen Vorraum aufrichtete, stieß er mit seinem Kopf gegen die Deckenbalken und fluchte laut. »Dieses verdammte Haus wurde für einen Liliputaner gebaut, der Schlag soll ihn treffen!« Wen genau, das ließ er offen. »Was ist das?« Er wies mit ausgestrecktem Arm auf eine Schrift, die über der Tür zur Bibliothek angebracht war.
    Sein junger Assistent in diesem Fall, Andrew Morgan, der vor drei Jahren mit summa cum laude gleich zwei Studienrichtungen in Cambridge absolviert und deshalb von Majors geringschätzig den Spitznamen Großhirn erhalten hatte, räusperte sich, bevor er mit leiser Stimme zu erklären begann. »Das, Sir, ist griechisch und heißt so viel wie ›Keine Bange‹ oder ›Mach dir keine Sorgen‹.«
    »Ich mache mir Sorgen, seit ich in diesem verfluchten Geschäft bin«, dröhnte Majors. »Fotografieren und dann abmachen. Dieser Fuchs hat in diesem verfluchten Haus sicher irgendetwas versteckt und überall Hinweise angebracht. Sorgen Sie dafür, dass nur wir das Puzzle zusammensetzen können, Andrew.«
    »Yes, Sir.« Morgan lief los, um eine Kamera zu holen.
    Mit eingezogenem Kopf, den Hut in der Hand, betrat Majors die Bibliothek. Vor einem

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