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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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verschwunden blieb, kletterte Finch seufzend aus dem Cockpit. Es kam ihm vor, als verlasse er die schützende, aber jetzt nutzlose Hülle der Harrier und betrete unbekanntes, feindliches Territorium.
    Die drei Männer am Rande der Wiese bewegten sich noch immer nicht, blickten in seine Richtung und warteten.
    In diesem Moment schoss ein Toyota Hilux auf dem Feldweg zwischen den Häusern hervor. Zwei Bewaffnete standen rechts und links auf den Trittbrettern und versuchten, trotz der schnellen Fahrt über die zahllosen Schlaglöcher und Bodenwellen, nicht heruntergeschleudert zu werden. Der Geländewagen zog eine lange Staubfahne hinter sich her, und Finch musste an einen Kometenschweif denken, als der Toyota auf die Wiese einschwenkte und der Fahrer ihm mit der Lichthupe Signale gab.
    Salam bremste genau neben Finch und grinste den Piloten durchs offene Seitenfenster an.
    »Ich muss Sie enttäuschen.« Finch schüttelte den Kopf. »Selbst eine starke Lkw-Batterie bringt den Kompressor höchstens zum Husten, aber nicht zum Anblasen der Rolls-Royce Turbine.«
    »Eine?«, gab Salam zurück und zog die Augenbrauen hoch. »Dann werfen Sie einmal einen Blick auf die Ladefläche.«
     
     
    Als sie nach Chitral hineinfuhren, mussten die vier Männer in dem tarnfarbenen Jeep die zweite Straßensperre passieren. Ein Ausweis, den der Fahrer aus der Brusttasche seiner Militärweste zog, bescherte ihnen zwar jedes Mal freies Geleit, doch die Kolonnen vor den Sperren waren länger geworden, je näher sie der Stadt kamen.
    »Wenn das so weitergeht, dann können wir die Patrouille vergessen, weil es dunkel wird. Los jetzt, gib Gas!« Der Anführer zog sich sein Tuch übers Gesicht und bedeutete seinen Männern, es ihm gleich zu tun. Der Geländewagen beschleunigte, bog in eine Nebenstraße ab und raste zwischen Gruppen von Händlern und Eselskarren hindurch, mit aufgeblendeten Scheinwerfern und unter ständigem Hupen.
    »Sie werden am anderen Ende von Chitral sicher auch eine Sperre errichtet haben«, rief der Anführer dem Fahrer zu. »Nimm den Weg an den neuen Häusern vorbei, das spart uns mindestens zehn Minuten.«
    Mit aufheulendem Motor schoss der Jeep vorwärts, verfehlte um ein Haar eine Gruppe von Bauern, die zum Basar unterwegs waren, und schleuderte um die nächste Häuserecke.
    Noch zehn Minuten bis ins Tal der Kalash. Und da würde es sich schnell herausstellen, ob der Mann in Karatschi einfach Geister gesehen hatte oder vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit in seiner Geschichte steckte.
    Oder ob der Jet gar nichts mit den Northwest Territories zu tun hatte und längst über alle Grenzen war.
     
     
    Das armdicke Kabel, das Zeyshans Vater zum Betrieb des Seilbahnmotors benutzt hatte, sah aus wie eine rote, kupferne Nabelschnur, die von der Ladefläche des Toyotas zur Nase der Harrier führte. Zusätzlich hatte Salam noch den Generator angeworfen, der nun die Batterien mit Strom versorgte.
    »Wenn das nicht genügt, um eine Turbine anzublasen, dann sollte man das Konzept überdenken«, stellte der Chief Inspector fest und sah zu Finch hinauf, der wieder ins Cockpit gestiegen war und nun die Startprozedur durchging.
    »Ich habe eher Angst, dass uns das gesamte Bordnetz um die Ohren fliegt, alle Sicherungen durchbrennen und die Drähte einmal kurz aufglühen, bevor der ganze Jet abfackelt«, antwortete Finch und beäugte misstrauisch die provisorische Verbindung der Stromquelle mit der Harrier. »Wenn das jemals ein Techniker sieht, bin ich für den Rest meines Lebens aus jedem modernen Flugzeug verbannt.« Sicherheitshalber schaltete er die Navigation aus. »Und das mit Recht. Eine Harrier ist keine Materialseilbahn, das ist ein hochsensibler Jäger vollgestopft mit Elektronik.«
    »Hauptsache, er startet«, stellte Salam kategorisch fest. »Schalten Sie alle nicht notwendigen Verbraucher erst dann zu, wenn die Turbine läuft. Und geben Sie mir ein Zeichen, sobald ich das Kabel abziehen kann.«
    Finch nickte ergeben und drückte den Startknopf. »Jetzt wäre die geeignete Zeit, die Daumen zu drücken, zu beten oder die einheimischen Götter anzurufen«, schrie Finch über den Lärm des anlaufenden Kompressors. »Entweder Feuerwerk oder Schub.«
    Für einen Moment schien es, als würden die Drehzahlen des Kompressors abfallen und nicht ansteigen. Dann, allmählich, wurde der Ton höher, das Zischen lauter, und dann war ein neues Geräusch zu vernehmen: ein Sirren, das stetig an Intensität zunahm.
    Die Rolls-Royce

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