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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Calis einfach und ließ den Satz einsinken. Schließlich nickte der Mann in der Latzhose und winkte Calis, ihm zu folgen.
    Die kleine Kaffeeküche zwischen Empfang und Werkstatthalle war sauber und aufgeräumt. »Die zwei neugierigen Zicken brauchen nicht alles mitzubekommen«, brummte der Chef, als er die Tür hinter Calis schloss. »Sie sind aber nicht von hier?« Es klang wie eine Feststellung.
    »Berlin, Mordkommission.« Calis legte den Ausweis erneut auf den langen Tisch, der die Kaffeeküche ausfüllte, doch der Mechaniker winkte ab.
    »Sie sehen zwar nicht so aus, aber ich glaub’s Ihnen trotzdem«, brummte er und ließ sich ächzend auf eine der Holzbänke fallen. »Also, was ist passiert, und um wen geht’s?«
    »Deutscher mit französischem Namen, ehemaliger Angehöriger der Fremdenlegion, mit jeder Menge Narben im Gesicht. Spitzname der Clown«, zählte Calis auf und setzte sich auf die Bank gegenüber. »Auffällige Tätowierungen an beiden Armen …«
    »Fährt einen Opel Insignia«, ergänzte der Mechaniker tonlos und sah den Kommissar seltsam an. »Sein Name ist … war Erneste Lacroix. Früher hieß er Ernst Kreutzer, aber …«
    »… ich weiß, ich kenne die Regeln der Legion inzwischen«, unterbrach ihn Calis. »Woher kannten Sie ihn?«
    Der Werkstattchef blinzelte ein paar Mal, krempelte wortlos den linken Ärmel hoch, bis die Tätowierung einer siebenflammigen Granate sichtbar wurde. »Von früher«, sagte er einfach. »Ernst und ich waren in derselben Kompanie: Les Zenturios, stationiert in Französisch-Guyana, spezialisiert auf Dschungelkampf. Wir zogen gemeinsam durch Kolumbien, Peru und Venezuela. Dann ging es in den Kosovo und zu Spezialeinsätzen nach Afghanistan, nach Marokko und Algerien, in die Westsahara und den Senegal, bevor wir abgerüstet haben. Das ist auch der Grund, warum Ernst hier wohnte. Die Haushälfte da vorne gehört mir, und ich vermietete ihm die kleine Wohnung unter dem Dach.« Er starrte auf die Tischplatte mit den vielen schwarzen Zigarettenspuren. »Naja, vermieten ist zu viel gesagt. Ernst hat hier sein Quartier aufgeschlagen, wie er es immer nannte. Er hatte es nicht leicht, müssen Sie wissen. Vielleicht hätte Ernst dabeibleiben sollen.«
    »Bei der Legion?«
    Der Chef nickte. »Hat sich nie richtig zurechtgefunden im Zivilleben, war nie ganz da, immer mit seinen Gedanken woanders. Im Dschungel, in den Bergen, im Krieg. Manchmal saß er stundenlang auf einer Bank, da vorne, auf der anderen Straßenseite, und starrte vor sich hin. Oder er soff bis zur Bewusstlosigkeit. Hatte keinen Halt mehr, ohne die Kameradschaft.«
    In der Halle hörte plötzlich der Lärm auf, und Calis sah durch die etwas angestaubte Scheibe der Kaffeeküche, wie Oberkommissarin Trapp suchend zwischen den Hebebühnen und den Schraubern unterwegs war.
    »Die gehört zu mir, naja, fast«, sagte Calis nach einem fragenden Blick des Werkstattleiters. »Wann kam Kreutzer auf die schiefe Bahn?«
    »Ich nehme an, als er die beiden anderen traf, vor rund sechs Wochen«, meinte der Chef nachdenklich und fingerte eine Zigarettenpackung aus der Brusttasche. »Waren ebenfalls Deutsche, auch aus der Legion, aber …« Er brach ab und zündete sich eine Gauloise an.
    »Es gibt solche und solche«, kam ihm Calis zu Hilfe.
    »Genau. Die beiden waren aus Afrika gekommen, hatten bei Söldnerjobs in Mali und Nigeria jede Menge Geld verdient. Aber nach einigen Runden an den falschen Spieltischen und ein paar Wochen in den richtigen Bordellen war wenig später der ganze Zaster genauso schnell wieder weg. Die waren dauernd knapp, aber arbeitsscheu wie die Zigeuner. Ich konnte sie nicht ausstehen.«
    »Aber Kreutzer …« Der Kommissar stand auf und klopfte an die Scheibe, um Trapp, die sich suchend umschaute, auf sich aufmerksam zu machen.
    »Für Ernst waren sie eine Nabelschnur zu seiner Vergangenheit, zu besseren Zeiten«, erklärte der Chef und wies auf seine Latzhose. »Ich bin ja etabliert, habe einen Beruf, Familie. Die beiden aber sprachen dieselbe Sprache wie Ernst, hatten die gleichen Erinnerungen, dieselbe Vergangenheit, dieselbe Rastlosigkeit wie er. Vielleicht waren sie auch ein Stück weit das, was Ernst gerne gewesen wäre.«
    Calis sah sein Gegenüber fragend an. In diesem Moment stieß Trapp die Tür auf und runzelte die Stirn, als sie die beiden Männer an dem Tisch sitzen sah. Dann rutschte sie wortlos neben Calis.
    »Hart, kompromisslos, brutal, wie immer Sie es sehen wollen.«
    »Aber

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