Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
Vom Netzwerk:
die Narben …?«, warf Calis ein.
    »Die stammten von einer verschmähten Liebhaberin in Französisch-Guyana, die befand, wenn Ernst sie schon nicht haben wollte, dann sollte ihn keine andere haben, und dann das Rasiermesser ansetzte«, winkte der Chef ab. »Hatte nichts mit einem Einsatz zu tun. Was … wie ist das eigentlich mit Ernst passiert?«
    »So wie es aussieht, hat er den falschen Job angenommen«, antwortete Calis und wies auf seine Kollegin. »Das ist übrigens Oberkommissarin Trapp von der Frankfurter Kripo. Wir arbeiten zusammen an dem Fall, nur manchmal an verschiedenen Enden. Wann haben Sie Kreutzer zuletzt gesehen?«
    »Ist schon ein paar Tage her«, antwortete der Werkstattleiter und nickte Trapp zu. »Er holte seinen Wagen vom Hof und meinte, er wolle nach Berlin, ein paar alte Kameraden treffen.«
    »Wir hätten gerne die Schlüssel zu seiner Wohnung«, sagte Calis und streckte die Hand aus. »Sie können natürlich warten, bis wir uns einen Durchsuchungsbefehl beschafft haben, aber …«
    »Suchen Sie nach …« Der Chef rang nach Worten. »… seinem Mörder?«
    »Und nach den Hintermännern«, bestätigte Calis.
    »Dann warten Sie einen Augenblick, ich gehe die Schlüssel holen.« Damit verschwand er in der Halle mit den Hebebühnen.
    »Apropos warten – Sie hätten ruhig auf mich warten können«, schnappte Trapp mit einem funkelnden Blick auf Calis.
    »Ich unterhalte mich lieber mit Menschen als mit Klingelschildern, aber vielleicht ist das wieder eine meiner antiquierten Berliner Methoden«, gab Calis gleichmütig zurück. »Wo wollten Sie denn klingeln, und was genau haben Sie erwartet? Eine kleine Trikolore neben dem Klingelknopf? Die Marseillaise als Klingelton? Und den Geist der Legion, der Ihnen öffnet?«
    »Vielleicht eine Familie mit Frau und Kindern?«, erwiderte Trapp giftig. »Schon mal daran gedacht?«
    »Ich habe die Berichte der Spurensicherung und des Gerichtsmediziners auch gelesen, und da stand nichts von Eheringen. Selbst nicht auf den spärlichen Überresten«, erinnerte Calis sie.
    »Es gibt auch Lebensgemeinschaften – ach, was diskutiere ich überhaupt mit Ihnen!« Sie stand auf und stürmte aus dem Raum, ohne den Kommissar eines weiteren Blicks zu würdigen.

Hochtal Rumbur, südlich Chitral, nordwestliche Grenzprovinz/Pakistan
    Die Stille, die nach dem Aussetzen der Turbine herrschte, traf Finch wie ein Faustschlag. War er Minuten zuvor noch siegessicher gewesen, so machte sich nun der bittere Geschmack der Niederlage breit. Obwohl er wusste, dass es zwecklos war, kontrollierte er fieberhaft die Instrumente. Die Tanks waren voll, alle Werte der Turbine standen auf »Go«, kein einziges Warnlicht leuchtete.
    Die Harrier hatte ihn einfach im Stich gelassen.
    Zum falschen Zeitpunkt, am falschen Platz.
    Salam näherte sich mit unsicheren Schritten, blieb am Fuß der Leiter stehen, unschlüssig, was er nun machen sollte. Er sah, wie Finch hoch konzentriert die Instrumententafel des Jägers betrachtete, dann resigniert den Helm abnahm und einige Schalter umlegte, bevor er die Funkverbindung absteckte und die Sicherheitsgurte löste.
    »Was ist los?«, rief der Chief Inspector verwirrt zur Kanzel hinauf. Schnell warf er einen Blick über seine Schulter hinauf zum Dorf. Noch war alles ruhig, und außer den drei Kalash, die seinen Abflug beobachten wollten, war niemand zu sehen. Aber waren nicht bewaffnete Patrouillen von Chitral in alle Richtungen ausgesandt worden?
    »Wir sind gestrandet«, antwortete Finch, »und ich muss ehrlich zugeben, ich weiß nicht warum.«
    »Was soll das heißen, gestrandet?« Salams Gedanken weigerten sich, das so Offensichtliche zu akzeptieren.
    »Die Harrier kann viel, aber sie hat nur eine einzige Turbine«, erklärte Finch. »Wenn die nicht funktioniert, dann haben wir keine zweite Option. Dann ist die Reise zu Ende.«
    Salam kletterte die Leiter hinauf, drückte dem Piloten die Hand und warf einen Blick ins Cockpit. »Allein, dass Sie es bis hierher geschafft haben, ist unglaublich«, sagte er kopfschüttelnd. »Zu einem anderen Zeitpunkt und wäre es nicht um mich gegangen, ich hätte Major Llewellyn sofort für verrückt erklärt, nachdem er mir seinen Plan dargelegt hatte. Mit einem Jet in den Hindukusch! So aber waren Sie meine einzige Überlebenschance.«
    »›Waren‹ ist das richtige Wort«, antwortete Finch bitter. »Ein langer Weg für nichts.«
    »Sie haben es immerhin versucht«, beschwichtigte ihn Salam. »Mein Weg war

Weitere Kostenlose Bücher