Heiß
auch einer der Gründe für dieses Abkommen hier. Nichts soll sich in Afrika ändern, wer weiß, was sonst passiert.«
Ein kurzes Hupsignal kündigte das Eintreffen der ägyptischen Delegation an.
»Schauen Sie genau hin, Miss Taylor. Flying Emilies wohin Sie sehen. Egal, ob Briten oder Ägypter.« Majors lächelte. »Dem Unternehmen Rolls-Royce hat unser Kolonialreich nur zu gut getan. Die Autos aus Manchester stehen inzwischen in den besten Garagen der ganzen Welt, von den Maharadscha-Palästen bis zu den ägyptischen Regierungsstellen.« Majors wischte sich erneut mit dem Tuch über die schweißnasse Stirn. »Gerade der wirtschaftliche Faktor wird in den kommenden Jahren eine steigende Bedeutung haben, und England will nicht zurückstehen. Denken Sie an die Ölvorkommen, die Standard Oil vor kurzem in Saudi-Arabien gefunden hat. Eine Entdeckung, der eine ungeheure politische und strategische Wertung zukommt. Wo gibt es noch schwarzes Gold in Nordafrika? Welche Länder werden für die Amerikaner noch interessant sein? Wenn wir hier verschwinden, dann fällt über kurz oder lang all das entweder Hitler oder den Yankees in die Hände, und das Empire schaut durch die Finger.«
Miranda Taylor beobachtete die Gruppen von Männern im Burnus, die sich sehr selbstbewusst gaben und sich um einen Mann im Anzug scharten. »Ich glaube, ich sollte jetzt meinen Dienst antreten, bevor irgendwer etwas Richtiges sagt, der andere ihn aber falsch versteht. Sie haben Ihre Dolmetscherin gefunden, Mr. Majors. Alexandria reizt mich und die Aufgabe auch. Lassen Sie uns alles andere morgen in der Botschaft besprechen. Cheerioh!«
Sie winkte kurz, stieg die Treppen hinunter und mischte sich unter die Delegierten. Zufrieden sah ihr Majors nach, dann drehte er sich um und ging hinüber in den großen Sitzungssaal, in dem die Unterzeichnung stattfinden würde. Einige Agenten der Sicherheits- und Geheimdienste waren direkt im Saal postiert worden, während die anderen im prallen Sonnenschein im Garten ihre Runden drehen mussten.
Majors lehnte sich an eine der Marmorsäulen und genoss die Kühle des Steins. Als die Special Branch einen Spezialisten für Ägypten und den Aufbau des Geheimdienstnetzes suchte, war die Wahl auf ihn gefallen, und er hatte sofort zugesagt. Auf diese Gelegenheit hatte er lange gewartet, ja darauf hingearbeitet. Und nun? Nun war er da, auf dem Kontinent, der Lawrence zum Schicksal geworden war.
Dieser Träumer, dachte Majors abschätzig, während er durch die Fenster auf die Blumenpracht im Garten schaute. Radelte durch Frankreich auf den Spuren der Templer und glaubte, niemand würde zwei und zwei zusammenzählen, als er später ins Land der Assassinen zog. Archäologische Ausgrabungen, die Museen in Kairo, Reisen durch ganz Nordafrika. Dann, nach der Heimkehr, seine Meldung zur Air Force. Wieder freie Bahn für Erkundungsreisen. War Lawrence da gewesen, an Ort und Stelle? Hatte er sein Ziel der Begierde mit eigenen Augen gesehen, oder immer nur vom Schreibtisch aus gesucht? Hatten seine Recherchen und die historischen Belege ihn an die richtige Stelle gebracht?
Damit er sie dann an Hitler verraten konnte?
Hitler, diese germanische Geißel Europas. Deutsche Gründlichkeit gepaart mit Aggression und Effizienz. Majors schüttelte den Kopf. Vielleicht war Afrika im Moment doch der bessere Platz.
Der Colonel erinnerte sich an das Gespräch mit Andrew Morgan vor fast genau einem Jahr in London. Großhirn hatte sich beklagt, dass Fotos und Aufzeichnungen aus den Kisten nach Shaws Tod verschwunden waren und er sie nicht wiederfinden konnte. »Wie auch«, murmelte der Colonel, »sie waren schon lange in meinen Unterlagen. Wie die meisten anderen wichtigen Dinge seit 1920 .« Wie auch die fehlenden Seiten der Tagebücher und die angeblich verloren gegangenen Teile des Originalmanuskripts der
Sieben Säulen …
Andrew Morgan war in der Versenkung verschwunden. Seit der Unterhaltung in seiner Wohnung hatte er von Großhirn nichts mehr gehört …
Stimmen erklangen, und er sah sich um. Die Delegationen zogen von zwei Seiten in den Sitzungssaal ein.
Lächeln, Händeschütteln, politisches Geplänkel. Diplomatischer Alltag. Wie sagte man so schön? Diplomatie hieß jemanden so zur Hölle zu schicken, dass der sich auf die Reise freute.
Egal, dachte sich Majors, die Freiheit, die ihm sein Auftrag hier verschaffte, die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit würden ihm genug Freiraum lassen.
Für das Abenteuer seines
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