Heiß
Frankfurt/Deutschland
»Du hast
was?«
Martina Trapp sah Thomas Calis verständnislos an und setzte ihre Kaffeetasse ab. Ein besorgter Kellner eilte herbei und fragte sie, ob mit dem Kaffee etwas nicht in Ordnung sei. Die Oberkommissarin winkte nur sprachlos ab und lehnte sich zu Calis.
»Du hast
was?«,
zischte sie erneut und blickte sich unsicher im Frühstückssaal der Villa Kennedy um.
»Du wiederholst dich«, stellte Calis nüchtern fest. »Genieß das erstklassige Frühstück, das unvergleichliche Ambiente und den Service. Eine eindeutige Verbesserung gegenüber dem Bäcker von gestern früh.«
Trapp war sprachlos und schloss verzweifelt die Augen. »Ich träume …«, flüsterte sie, »und wache gleich auf. Jeden Moment …«
»Dein Kaffee wird kalt«, sagte Calis ungerührt. »Da lade ich dich zu einem Frühstück in ein Luxushotel ein, und dann ist es dir auch nicht recht. Und sag mir jetzt nicht, dass dein Exfreund hier einen Stammtisch hatte.«
Martina Trapp schlug die Augen auf und starrte Calis entgeistert an. »Danke für die Einladung, aber bist du auf Drogen?«
»Nur auf legalen«, beruhigte sie der Kommissar. »Ich habe hervorragend geschlafen, nachdem die Rezeption gestern Abend so freundlich war, mich auf eine Junior Suite mit großem Bett upzugraden. Das Bad hat die Ausmaße meiner Wohnung, in der Dusche kann man campen und sogar der Bademantel ist vorgewärmt. Vom Luxusklo gar nicht zu reden.«
Trapp vergaß, ihr Brötchen weiter mit Butter zu bestreichen. »Junior Suite?«, gurgelte sie. »Wie viele Tage kannst du dir von deinem Monatsgehalt hier leisten? Vier?«
»Drei, wenn man das Frühstück und die Parkgarage dazurechnet«, antwortete Calis unbekümmert, »vergiss nicht den Bentley.«
»Ach ja, der Bentley.« Martina Trapp legte das Messer beiseite und stützte den Kopf in ihre Hände. »Habe ich das richtig verstanden, dass du den Wagen einfach mitgenommen hast?«
»Könnte man so sagen.« Calis nickte und schob seinem Gegenüber die Platte mit Lachs und den Pasteten zu. »Iss ordentlich, sonst rentiert sich der Besuch hier nicht. Wegen zwei Tassen Kaffee lade ich dich nicht in die Villa Kennedy zum Frühstücksbüfett ein.«
»Du klingst wie mein Vater …«, murmelte Trapp. Dann versuchte sie es nochmals. »Thomas, du hast einen Wagen gestohlen! Dafür hast du ein Verfahren am Hals, das dich Kopf und Kragen kostet und deine Karriere noch dazu«, ereiferte sie sich.
»Ich habe ihn nicht gestohlen, ich habe ihn sichergestellt«, verbesserte sie Calis. »Kannst du selbst beim Frühstück nur von der Arbeit reden? Kein Wunder, dass dein Ex dich hinauskomplimentiert hat, um wieder in Ruhe seinen Orangensaft zu trinken.«
»Und um seine Zeitung zu lesen«, ergänzte Trapp. »Aber wir schweifen ab. Du kannst doch nicht …«
»Hör zu, Frau Oberschlau«, unterbrach sie Calis. »Vertrau mir einfach und zerbrich dir nicht meinen Kopf. Manchmal hat man Eingebungen, und dann muss man ihnen nachgeben. Und jetzt genieß das Frühstück, sonst hole ich mir eine Zeitung.«
Als Calis und Trapp in die Hotelhalle kamen, stand bereits der Wagenmeister mit den Schlüsseln des Bentleys bereit, verneigte sich leicht und meinte: »Der Wagen ist vorgefahren. Wenn Sie bitte noch für eine Unterschrift an die Rezeption kommen, Herr Calis?«
Martina Trapp schaute so unbeteiligt wie möglich und versuchte, die Unterhaltung zu ignorieren, aber der Kommissar nahm sie am Ellenbogen und zog sie in Richtung Empfang. »Des Planes zweiter Teil«, murmelte er, »schau zu und lerne.«
Die Dame hinter der Rezeption erwartete den Kommissar mit einem herzlichen Lächeln. »Ich hoffe, es war alles zu Ihrer Zufriedenheit, Herr Calis. Würden Sie bitte hier unterschreiben? Wir machen das mit den Geschäftsfreunden von Herrn von Strömborg stets so. Sie brauchen sich um nichts zu kümmern. Die Rechnung geht wie immer an seine Firma.«
Calis nickte und kritzelte eine Unterschrift auf das Formular. »Sie haben ein wunderschönes Haus, und ich habe mich sehr wohlgefühlt. Wir sehen uns sicher wieder!«
»Das würde uns sehr freuen, Herr Calis. Bis zum nächsten Mal und gute Reise!«
Thomas Calis bedankte sich und schob eine völlig perplexe Martina Trapp am Tisch des Concierge vorbei in Richtung Ausgang und Bentley.
»Du hast sie doch nicht alle«, flüsterte sie aufgeregt, »wenn von Strömborg das erfährt, dann ist der auf hundertachtzig.«
»Genau das soll er ja sein«, beruhigte sie Calis,
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