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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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streifte eine winzige, federleichte weiße Blüte von ihrem Rock, die der Wind hereingetragen hatte. »Man gewöhnt sich an alles, glauben Sie mir. Wie ich erfahren habe, werden Sie uns ja nun einige Zeit Gesellschaft leisten, Colonel.«
    Majors nickte und warf durch die hohen Fenster einen Blick auf die ersten Wagen, die im Schritttempo die Auffahrt heraufkamen. »Wenn ich mir die Liste der Aufgaben ansehe, die vor mir liegen, dann werde ich England in den kommenden Jahren nur als Heimurlauber sehen«, brummte er. »Wie Sie wissen, wird in diesem Militärabkommen vereinbart, dass die Briten ein exklusives Recht darauf erhalten, das ägyptische Militär auszurüsten und zu trainieren.«
    »Ich weiß, ich habe es übersetzt.«
    »Das heißt, dass Sie eine ziemlich hohe Geheimhaltungsstufe haben«, stellte der Colonel befriedigt fest. »Was in diesem Vertrag einerseits unseren wirtschaftlichen Interessen entgegenkommt, ist andererseits ein militärisches Fiasko, wenn es um den Suezkanal geht, der fortan von mehr einheimischen als englischen Soldaten bewacht werden soll.«
    »Die wir aber erst trainieren müssen«, warf die Dolmetscherin ein.
    »Eben, also werden wir uns mit der militärischen Ausbildung etwas zurückhalten, inzwischen jede Menge Luftwaffenstützpunkte in Ägypten errichten und so Prinz Farouk beruhigen, der vor den Italienern in Äthiopien zittert«, erklärte Majors.
    »Und Sie?«
    »Ich soll den geheimdienstlichen Apparat ausbauen und den Ägyptern beim Spionieren auf die Sprünge helfen.« Majors grinste. »Im Gegenzug dazu habe ich unbeschränkten Zugang zu allen lokalen Dienststellen, Archiven und Ministerien. Was wiederum dem Secret Service und der Special Branch nicht unangenehm ist.« Er schaute die junge Frau neben ihm forschend an. »Ich brauche noch eine fähige und vertrauenswürdige Dolmetscherin, wenn ich darüber nachdenke.« Er streckte seine Hand aus. »Frank Majors.«
    »Miranda Taylor«, antwortete die Botschaftssekretärin. »Ich habe schon von Ihnen gehört, Colonel, und ich könnte mir vorstellen, dass mich das interessiert. Sie müssen nur die Botschaft davon überzeugen, mich gehen zu lassen. Im Moment versauere ich hinter Aktenbergen so hoch wie die Pyramiden.«
    »Aber hoffentlich nicht so alt …«
    Die ersten Delegierten trafen ein und stürzten sich gierig auf die von weiß gekleideten Dienern dargebotenen Getränke. Die Kühle der Eingangshalle aus rosa und cremefarbenem Marmor lud nach der Hitze des Mittags zum Verweilen ein. Es würde nicht mehr lange dauern bis der ägyptische Regierungsrat, der nach dem Tod von König Fuad I. interimsmäßig für den noch zu jungen Farouk die Amtsgeschäfte übernommen hatte, ebenfalls eintreffen würde.
    »Was für ein wunderschönes Haus«, bemerkte Taylor und legte den Kopf zurück, um die reich geschmückten Decken zu bewundern. »Ein luxuriöser und großzügiger Palast im französischen Stil, umringt von sechzehn Hektar Garten. Sein Name kommt von den Safranfeldern, die sich früher hier erstreckten, habe ich gehört. Wo planen Sie sich niederzulassen, Mr. Majors?«
    »Ich werde oft in Kairo arbeiten müssen, aber der Service hat auch eine Suite im Hotel Cecil in Alexandria gebucht, und je länger ich darüber nachdenke, umso mehr gefällt mir der Gedanke, aus der heißen Hauptstadt zu verschwinden und eine Außenstelle am Meer zu eröffnen.« Ein Diener trug ein silbernes Tablett mit eisgekühlter Limonade vorbei, und Majors griff rasch zu. Er drückte der jungen Frau eins der Gläser in die Hand. »Die Bahn fährt täglich mehrmals, die Erste Klasse ist überaus komfortabel und die Reisespesen werden bezahlt …«
    »Genug, genug, Sie haben mich so gut wie überredet!«, lachte Taylor. »Zumindest bis nächsten Sommer kann ich noch auf England verzichten.«
    »Europa ist im Moment kein guter Ort, um eine Zukunft zu planen«, gab Majors ernst zu bedenken. »Hitler hat den Locarno-Pakt für null und nichtig erklärt und ist vor einem Monat im Rheinland einmarschiert, wenn ich Sie erinnern darf. Und da wird er nicht stehen bleiben. Unser halbherziger Protest beschäftigt ihn nicht einen Augenblick lang, weil man mit Appeasement bei ihm nicht weiterkommt. Hier irrt unser Premier Chamberlain ganz gewaltig, und Außenminister Eden seinerseits ist nicht stark genug, um sich durchzusetzen. Das Einzige, was dieser Herr Hitler versteht, ist Gewalt, Gegendruck und Skrupellosigkeit. Er baut sehr geschickt auf unsere Kriegsmüdigkeit,

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