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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Kamin auf und ab zu gehen.
    Der Major ließ sich in einen der Ledersessel fallen und beobachtete ihn neugierig. »Lass mich raten«, sagte er schließlich, nachdem er Comptons stummer Wanderung eine Weile zugesehen hatte. »Du überlegst, was und wie viel du mir sagen kannst. Ob meine Geheimhaltungsstufe hoch genug ist, ob ich verlässlich genug bin, ob ich das alles wissen darf. Nun, Peter, ich bin zu alt für solche Spielchen. Ich hab oft genug im letzten Moment für dich und den Dienst die Kastanien aus dem Feuer geholt, hab im letzten Jahr einen Teil meiner Männer aus der Pension reaktiviert und für England nach Südamerika geschickt. Direkt ins Verderben. Drei sind nicht mehr zurückgekommen.«
    Llewellyn stand auf und stellte das Glas auf den Spieltisch.
    »Phönix ist in Sicherheit, John hat ihn herausgebracht, und er hat es für mich gemacht. Einfach so, in einer Nacht- und Nebelaktion, und das werde ich ihm nie vergessen. Und jetzt, jetzt bin ich draußen, weil mich dieses Taktieren ankotzt, das nie meines war.«
    Der Major drehte sich um und ging zur Tür.
    »Du mit deinem verdammten walisischen Temperament«, holte ihn die Stimme Comptons ein. »Ich habe überlegt, wie ich mich bei dir entschuldigen kann, ohne ganz mein Gesicht zu verlieren.«
    Llewellyn fuhr herum. »Das wäre ja etwas ganz Neues«, knurrte er.
    »Du hattest recht, hier stimmt etwas ganz und gar nicht«, fuhr Compton fort. »Und was deine Geheimhaltungsstufe betrifft – wir sind doch beide schon lange draußen, du und ich, oder? Wir haben beide keine mehr. Wir sind Freibeuter in der Welt der ach so geordneten Geheimdienste.«
    Compton lachte, und es klang wie zerreißendes Sandpapier.
    »Dafür wissen wir mehr, als denen lieb ist … Setz dich, Llewellyn. Ich gestehe, ich hätte Phönix niemals mit den Leuten des MI 6 herausgeholt. Das weißt du. Du kennst meine Vorbehalte, und ich habe sie für absolut triftig gehalten. Bis gestern.«
    Der Geheimdienstchef blieb vor einem der zahlreichen Pferdebilder stehen und strich sich gedankenverloren über den Schnurrbart. »Bis gestern, verdammt noch mal.«
    »Was ist passiert?«, fragte Llewellyn und blickte auf, als die Tür sich öffnete und Margaret Salam und Finch ins Wohnzimmer schob.
    »Nur zu, immer geradeaus. Die beiden retten schon wieder die Welt.« Margaret lächelte. »Die können Hilfe sicher gebrauchen. Ich kümmere mich ums Mittagessen.«
    »Gib uns noch zwanzig Minuten«, rief ihr Compton hinterher, bevor er sich seinen Gästen zuwandte. »Meine Herren, ich hätte nicht gedacht, dass wir uns jemals hier treffen würden. Ich habe Major Llewellyns Plan für undurchführbar gehalten, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Deshalb freut es mich umso mehr, dass Sie es geschafft haben.« Er schüttelte Finch und Salam die Hände. »Ich gestehe auch, dass ich mich soeben bei Llewellyn entschuldigt habe. Er hat in diesem Fall mehr Weitsicht und Instinkt als ich bewiesen.«
    »Und ich bin völlig überzeugt, dass das selten der Fall ist«, warf Finch schmunzelnd ein. »Er hat mir einiges über Sie erzählt, Sir, und nachdem ich der Einzige bin, der hier nicht einem … nun, einem Dienst angehört, kann ich jederzeit Ihrer Frau in der Küche Gesellschaft leisten.«
    Compton sah den Piloten an und schüttelte den Kopf. »Mr. Finch, Sie stellen Ihr Licht unter den Scheffel, und glauben Sie mir bitte, ich würde gerne dem Club angehören, bei dem Sie Mitglied sind. Bei den Jetfighter-Pilots. Sie werden mir hoffentlich verzeihen, dass ich Informationen über Sie eingeholt habe. Alte Gewohnheiten sterben nie.«
    Der Geheimdienstchef drückte Salam und Finch jedem ein Glas in die Hand. »Der ist durchaus trinkbar«, sagte er trocken, dann fuhr er an Finch gewandt fort. »Sie hatten ein bewegtes Leben, das sich nicht immer an gängigen Normen orientiert hat, sind stets Ihren eigenen Weg gegangen und haben Ihre Leidenschaft fürs Fliegen von Ihrem Vater geerbt. Ich hätte Sie gerne in meinem Team gehabt, als Sie noch glaubten, den afrikanischen Himmel erobern zu müssen.«
    Finch wollte etwas einwerfen, aber Compton hob die Hand. »Ich weiß, ich weiß, England war weit weg für Sie, zu klein und zu bürgerlich. Ich kann es Ihnen nicht verdenken. Wenn ich Ihre außergewöhnliche Begabung gehabt hätte, dann wäre ich wahrscheinlich auch gegangen. Irgendwohin, wo es keine Schranken und Beschränkungen gibt. Ja, ganz sicher sogar.«
    Compton nahm seine Wanderung vor dem Kamin wieder auf.

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