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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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es auch, die den alten Kalash grausam ermordet haben, bevor jemand auf die gloriose Idee mit dem Kaugummipapier gekommen ist. Und ich habe …« Finch brach ab und sah den Major wütend an. »Hervorragend, wenn man bedenkt, dass ich Phönix ausgeflogen habe, um ihn direkt in London dem Geheimdienst auf einem Silbertablett zu servieren!«
    Salam hatte Llewellyn nicht aus den Augen gelassen. »Ist das wahr?«, fragte er, doch im selben Augenblick erkannte er, dass nur so alle Teile des Puzzles an ihren richtigen Platz fielen. Er nickte langsam, bevor der Major etwas erwidern konnte. »Ja, natürlich ist es wahr. Ich bin dem Fegefeuer entkommen, um in der Hölle zu landen.«
    Llewellyn strich sich mit der Hand über die weiß-grauen Haare und stimmte Salam grimmig zu. »Ich kann es mir auch nicht anders erklären und glaubt mir, es tut mir leid«, murmelte er. »Als wir in Heathrow angekommen sind, habe ich uns durch die ePassport-Schleusen gelotst. Damit haben wir dem Secret Service das Foto geliefert, auf das er gewartet hat: Shabbir Salam in Heathrow eingereist.«
    »Und die Jungs vor dem Haus von Peter Compton sollten das vollenden, was der ISI in Pakistan nicht gelungen war«, ergänzte Finch. »Sie sollten die Spuren verwischen und den letzten lästigen Polizisten verschwinden lassen. Unbequeme Fragen kann sich auch der britische Geheimdienst nicht leisten, nach einem Einsatz wie diesem. Ganz im Gegenteil. Ich wette, die wollen ganz rasch eine große Decke des Schweigens über die Aktion im Hindukusch breiten, weil unter Umständen nur ein kleiner Teil eingeweiht war. Ich möchte wissen, wer alles in der Hierarchie des MI 6 von der Aktion
nichts
gewusst hat.«
    Die drei Männer schwiegen betroffen, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
    »Bleibt noch immer die Frage nach dem Warum«, stellte schließlich Salam fest und blickte über den weiten Rasenplatz. »Weshalb hat die Gruppe des Secret Service Shah Juan ermordet? Und warum hat ihn die ISI gedeckt?«
    »Das werden wir nur herausfinden, wenn wir am Leben bleiben. Und das wiederum werden wir nur, wenn wir ab sofort strategisch wie Schachspieler denken – stets zwei Züge im voraus.« Llewellyn begann langsam über die Grünfläche in Richtung des geparkten Wagens zu gehen. »Wir haben zwar Pässe, können aber keinesfalls auf offiziellem Weg das Land verlassen. Immerhin fahren wir ein Auto, das dem Service bisher unbekannt und daher unverdächtig ist. Damit könnten wir durch den Gürtel der Verkehrsüberwachungskameras rund um London schlüpfen, wenn alles gut geht und Peter sie hinhält. Aber lange wird uns das Glück nicht hold sein.«
    »Wie lautet Ihr Vorschlag?«, wollte Salam wissen.
    »Ich könnte die alten Kontakte im Service aktivieren, aber was ist, wenn ich an den Falschen gerate? Zum ersten Mal bin ich in meinem eigenen Land auf der Flucht«, stellte der Major bitter fest. »Aber die goldenen Regeln gelten immer und überall und so auch jetzt: Keine Kreditkarten, kein Geld in Banken oder an irgendwelchen Automaten abheben, keine Telefonate mit Mobiltelefonen, keine Hotels. Zahlungen an Tankstellen oder in Restaurants nur in bar. Wie viel Geld haben wir?«
    Der Kassensturz war ernüchternd. Die wenigen Pfund hätten kaum für ein Bahnticket nach Peterborough gereicht.
    »Dann müssen wir das Risiko eingehen, in meine Wohnung zu fahren«, entschied Llewellyn. »Ich habe in einem Geheimfach für Notfälle Bargeld zurückgelegt. Und wenn das jetzt kein Notfall ist …«
    »Das ist zu gefährlich. Ich könnte versuchen, mit meiner Kreditkarte Geld abzuheben«, schlug Finch vor, aber der Major blieb hart.
    »Dann haben wir die ganze Meute in wenigen Minuten auf dem Hals. Glaub mir, ich kenne das System. Nein, wir fahren zum Haymarket. Damit überraschen wir sie, denn das werden sie nicht vermuten. Für den Geheimdienst sind wir auf der Flucht, und er wird das Übliche veranlassen: Flughäfen informieren, uns auf alle möglichen Listen setzen, die Polizei einschalten. Wenn wir uns strikt an das Kommunikationsverbot halten, dann haben wir noch für ein paar Stunden Ruhe. Sie kennen unser Auto nicht, sie wissen nicht, wohin wir uns wenden. Und dass wir in meine Wohnung fahren, das trauen sie mir nicht zu. Das widerspricht allen Geheimdienstregeln. Also glaube ich nicht, dass der Haymarket ganz oben auf ihrer Prioritätenliste steht. Wollen wir nur hoffen, dass Peter Compton noch ein wenig durchhält.«
     
    Zwanzig Minuten später rollte der Audi zum

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