Heiß

betrifft?«, wollte der Major wissen. »Eine ausländische Macht, die nicht Deutschland heißt?«
    Compton nickte nur stumm. Er wirkte seltsam bedrückt.
    »Hier stimmt irgendetwas nicht«, meldete sich Finch plötzlich vom Fenster, und seine Müdigkeit war wie weggeblasen. »Aus einem schwarzen Jaguar mit zwei Aufpassern sind in den letzten Minuten drei geworden, und soeben kommt ein dunkler Van ohne Aufschrift die Straße herauf. Erwarten Sie offiziellen Besuch?«
    Llewellyn sprang auf und stand mit zwei großen Schritten neben dem Piloten. »Peter, John hat recht. Wer hat die Kavallerie alarmiert?«
    In Comptons Gesicht arbeitete es. Nach einem Blick auf die Charlotte Road murmelte er »also doch« und lief zur Tür des Esszimmers. »Kommt mit, ihr müsst sofort verschwinden. Wir hätten Phönix niemals hierherbringen dürfen. Ich zeige euch den Hinterausgang.«
    Die drei Männer stürmten hinter dem Geheimdienstchef her, durch das Wohnzimmer und vorbei am Kamin in das Schlafzimmer der Comptons, von dem eine große Glastür in den Garten führte.
    »Lauft bis ans Ende des Grundstückes, steigt über den Zaun und macht keinen Lärm«, stieß Compton hervor und drückte Llewellyn zwei Schlüssel in die Hand. »Der eine öffnet die Tür des nächsten Anwesens, das einem alten Freund gehört. Er ist zurzeit im Ausland. Der zweite startet einen Audi Avant, der in der Garage steht. Nehmt ihn und verschwindet aus London. Keine Telefonate, kein Kontakt, bis ich mich melde.« Damit drehte er sich um und eilte zurück ins Wohnzimmer.
    Genau in diesem Moment ertönte die Türglocke. Compton fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, zog die Krawatte gerade und durchquerte den kleinen Flur. Er überlegte kurz, dann öffnete er die Tür.
    Auf den Stufen stand ein halbes Dutzend entschlossen dreinschauender Männer in Anzügen oder Mänteln, während im Hintergrund der dunkle Van bewaffnete Uniformierte mit schusssicheren Westen und Kampfanzügen ausspie.
    Peter Compton zog die Augenbrauen hoch und blickte fragend auf die Gruppe vor ihm. »Und was genau soll das hier werden?«, erkundigte er sich mit einem dünnen Lächeln.
    »Sir, wir haben den Hinweis erhalten, dass sich in Ihrem Haus ein international gesuchter Verbrecher versteckt hält. Er ist vor rund zwei Stunden in Heathrow eingereist, gemeinsam mit einem gewissen John Finch.«
    »Sie vergessen Major Llewellyn Thomas, ehemaliges Mitglied des Secret Service, der beide begleitet hat«, antwortete Compton kühl. »Ich kann Ihnen versichern, dass sich in meinem Haus kein Verbrecher aufhält. Und wenn ich auch nur den Schatten einer Bedrohung verspüren würde, dann können Sie gewiss sein, dass ich mich sofort an Sie wende. Guten Tag, meine Herren.«
    Der Geheimdienstchef wollte die Tür schließen, doch einer der Männer stellte seinen Fuß dazwischen und drängte vorwärts. »Es tut uns leid, Sir, aber wir haben unsere Befehle.«
    In diesem Moment kam Margaret mit fliegender Schürze aus der Küche gestürmt, das Telefon am Ohr. »Theresa? Es ist tatsächlich so, wie ich dir sage, auch wenn du es nicht glauben kannst.«
    Sie warf den Männern vor der Tür einen kalten Blick zu, dann hielt sie einem von ihnen den Hörer hin. »Die Innenministerin Theresa May für Sie. Und jetzt möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken.«

Longsdale Road, Barnes, Südwest-London/England
    John Finch öffnete das Garagentor und blickte aufmerksam die Longsdale Road hinauf und hinunter. Alles war ruhig, der Verkehr normal, keine verdächtigen Autos parkten in Sichtweite. Also gab er Llewellyn ein Zeichen und der fuhr rasch den Audi A 6 aus der Garage auf den kleinen Vorplatz.
    »Was sollte das?«, fragte Salam etwas verwirrt, nachdem Finch sich auf dem Beifahrersitz angeschnallt hatte. »Und was meinte Peter Compton mit ›wir hätten Phönix nie hierherbringen dürfen‹?«
    Der Major antwortete nicht, bog rechts ab, beschleunigte und lenkte den Audi nordwärts, die Themse entlang. Das große Gelände des Barnes Sports Club erstreckte sich auf der einen Straßenseite, während auf der anderen eine Gruppe junger Mütter Kinderwagen durch die Grünanlagen an der Themse schoben.
    Alles sah friedlich aus.
    Llewellyn warf misstrauisch einen Blick in den Rückspiegel, konnte aber keine Verfolger entdecken.
    »Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung«, antwortete Finch kopfschüttelnd auf Salams Frage. Er hatte im Handschuhfach einen Stadtplan gefunden, schlug ihn auf und fand rasch die Longsdale Road.