Heiß
Llewellyn.
»Das ist der Mechaniker, der sich um Charlys Learjet kümmert, sein Bastide sozusagen«, lächelte Amber und folgte den Wegweisern durch das Labyrinth der Hallen.
»Und der Ausweis?«
»Meine Firmenlegitimation für Duxford«, erwiderte Amber trocken. »Der Mann von der Security kennt mich und im übrigen wollte er sich nicht auf eine Diskussion auf Englisch einlassen, wie immer …«
In diesem Moment läutete ihr Handy, und sie hielt an. Dann suchte sie kurz in ihrer Hose und nahm das Gespräch an.
»Keine Namen!«, warnte die Stimme des Anrufers, die Amber sofort als die von Bastide erkannte. »Ihr habt zwei Verfolger auf einer Kawasaki, Engländer. Ich weiß nicht, wie viel Marie ihnen verraten hat, aber sie sind ziemlich schnell wieder vom Aérodrome verschwunden. Nehmen wir jetzt einmal an mit Ziel Orly.«
Amber fluchte leise, sagte »Danke« und drückte auf die rote Taste und schaute ihre drei Mitfahrer an. »Ihr müsst ziemlich hoch auf der Prioritätenliste des Secret Service stehen. Zwei Männer auf einem Motorrad. Sie waren in La Ferté-Alais und sind nicht weit hinter uns.«
»Wie hast du in London so richtig gesagt?«, wandte sich Finch an Llewellyn. »Wir müssen verschwinden wie ehemals der große Houdini? Dann wäre das jetzt der richtige Moment dafür.«
Amber fuhr wieder an und bog langsam rechts ab, als ihr ein Polizeiwagen entgegenkam. Der Fahrer musterte neugierig die Insassen des Peugeot, blieb aber nicht stehen.
»Am liebsten würde ich auf die beiden Typen warten und sie auseinandernehmen«, knurrte Llewellyn, während er dem Polizeifahrzeug nachsah. »Dieses Davonrennen kotzt mich an.«
»Falsch«, entgegnete Finch. »Nur wenn wir herausfinden, wer diese ganze Geschichte ausgeheckt hat und wozu, können wir die Gruppe von innen her aufrollen. Sonst wird die Jagd nie aufhören. Ich brauche dir doch nichts über den Geheimdienst und sein System zu erzählen. Das funktioniert auf der ganzen Welt gleich. Wir müssen sie irgendwo auf frischer Tat ertappen, sonst werden sie Salam erwischen und umbringen, dann alles leugnen, sollte sie jemand verdächtigen. Danach werden sie ganz still und leise in den Schoß des Service zurückkehren, ihre Spuren verwischen, untertauchen. Kein Kläger, kein Richter. Alles ist gut.«
»Gar nichts ist gut!«, ereiferte sich Llewellyn. »Hören wir auf mit dem Versteckspiel! Ich wette, Peter hat bereits mit der Innenministerin gesprochen und mit all seinen anderen Freunden an den Schaltstellen der Macht.«
»Und wenn nicht?« Salams Frage hing in der Luft wie eine Drohung. »Warum sind die beiden noch immer hinter uns her, wenn Compton bereits alles im Griff und die Lage unter Kontrolle hat? Warum haben wir von ihm noch nichts gehört? Wenn die Bedrohung vorbei wäre, warum ruft er dann nicht einfach an?«
»Weil wir die Handys ausgeschaltet haben«, gab Finch zu bedenken. »Ich sollte auch endlich Fiona anrufen.«
»Dem können wir abhelfen, nichts leichter als das.« Der Major holte sein Mobiltelefon aus der Tasche und schaltete es ein. »Wir sind in Frankreich, das scheint sich ja bereits international herumgesprochen zu haben, noch genauer in Orly, auch das ist kein Geheimnis mehr, also was soll’s?« Llewellyns Stimme klang bitter. »In wenigen Sekunden sehen wir jeden Anruf in Abwesenheit, der in den letzten Stunden eingetrudelt ist.«
Er schaute auf das Display und wartete.
Das Handy buchte sich ins Auslandsnetz ein.
Und blieb stumm.
Amber parkte neben einem kleinen Hangar ein, auf dessen Tore ein großes P und ein F gemalt waren. Sie stellte den Motor ab und drehte sich um. »Und?«
Llewellyn schüttelte nur enttäuscht den Kopf. »Nichts. Das gefällt mir gar nicht«, meinte er und schaltete das Handy wieder aus. Als er Finchs erstaunten Blick sah, sagte er: »Sicher ist sicher, und wenn es uns nur einen kleinen Vorsprung bringt. Dein Anruf bei Fiona kann auch noch warten, bis wir in Kairo sind.«
»Und jetzt sollten wir so rasch wie möglich verschwinden«, drängte Salam. »Oder wir werden keine Starterlaubnis mehr bekommen, wenn der französische Geheimdienst Amtshilfe leistet.«
»Ganz richtig, es ist fast acht«, meinte Finch nach einem Blick auf die Uhr. »Und ich weiß nicht, ob wir es schaffen, vor der Ankunft der beiden englischen Agenten am Flughafen den Learjet in der Luft zu haben.«
»Die müssen uns erst einmal finden«, gab Amber zu bedenken und stieg aus.
Llewellyn schüttelte den Kopf und folgte ihr.
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