Heiß
zufriedenen Charly sein Abendessen versprochen und damit sichergestellt hatte, dass der wiederum nicht weiter auf eine Erklärung für den Kairoflug bestanden hatte, war nur noch das Problem der Fahrt nach Orly geblieben, das Bastide, der Mechaniker, mit seiner großzügigen Geste gelöst hatte.
»Charly reicht für uns den Flugplan ein«, meinte Amber, die den R15 über die Landesstraße 31 nordwärts steuerte. »Der Lear ist voll getankt und hat mehr als genug Reichweite, um uns ohne Zwischenlandung nach Kairo zu bringen.«
»Trügt mich mein Gefühl, oder freust du dich auf ein Wiedersehen mit Afrika?«, lächelte John Finch.
Amber lachte lauthals und nickte begeistert. »Darauf kannst du wetten.«
Die Kawasaki ZX - 12 R war von der A 6 , der Autoroute du Soleil, bei Saint-Germain-sur-École abgefahren und raste nun auf der Landesstraße von Osten her auf La Ferté-Alais zu. Der Fahrer kümmerte sich nicht um die Geschwindigkeitsbeschränkungen. Lediglich auf der Autobahn hatte er einmal abgebremst, als ein Kombi der Polizei mit hundertdreißig auf der rechten Spur eine Kontrollfahrt unternommen hatte. Nun wollte er so rasch wie möglich auf das Flugfeld kommen.
Nach dem kleinen Ort Dannemois zeigte die Navigation noch 15 , 5 Kilometer bis zum Ziel und die Digitalanzeige des Tachometers wanderte über die 180 km/h-Marke. Diesmal würden sie Salam und seine Freunde nicht mehr entkommen lassen.
Ein Blitz von rechts, den er aus den Augenwinkeln gerade noch wahrnahm, irritierte ihn bei der Ortseinfahrt von Violles. Er schaltete herunter, die Geschwindigkeit fiel auf hundertzwanzig, und plötzlich sprang achtzig Meter weiter vorne ein Beamter mit einer roten Kelle von einem Parkplatz auf die Fahrbahn und winkte hektisch.
»Scheiße«, flüsterte der Fahrer und bremste scharf. »Das hat uns gerade noch gefehlt.«
Der Verkehr im Süden von Paris wurde dichter, je näher der alte Renault auf der A 6 dem Flughafen kam. Im Radio, das wie die Schallplatte der Woche durch ein altes Wählscheibentelefon klang, sang Francis Cabrel
Les chemins de traverse.
Llewellyn und Salam, die sich die durchgesessene Rückbank teilten, beobachteten, wie sich Amber geschickt in die rechte Spur einfädelte, wo ein großes Schild ihnen den Weg nach »Rungis, Orly, Créteil« wies.
»Und was nun? Wie schlüpfen wir so elegant wie möglich durch die Kontrollen?«, wollte Salam wissen. »Flughäfen sind heutzutage Hochsicherheitszonen. Wenn der französische Geheimdienst mit den Briten gemeinsame Sache macht, dann weiß ich, wo wir die heutige Nacht verbringen.«
»Ich hab da so eine Idee«, meinte Amber. »Zwei Crews in einem alten Renault sollten nicht auffallen.«
Salam runzelte die Stirn und warf Llewellyn einen fragenden Blick zu, doch der Major zuckte nur mit den Schultern und nickte in Richtung Amber. »Das ist ihr Territorium. Lassen wir unseren Fliegern den Vortritt. Diesmal gibt es keinen Plan B.«
Ob es die Ausweise waren oder die latente Drohung, ihren Vorgesetzten anzurufen und ihn darüber zu informieren, dass zwei französische Polizeibeamte eine internationale Aktion von Geheimdiensten boykottierten – die Uniformierten ließen nach einem Telefongespräch mit der Zentrale die beiden Engländer laufen. Ihre saure Miene sagte deutlich: Besser ihr kommt hier nie wieder vorbei.
Mit einer Verzögerung von nur zehn Minuten röhrte die Kawasaki weiter durch die anbrechende Nacht in Richtung La Ferté-Alais. Als sie wenig später auf dem Flugfeld Aérodrome Jean-Baptiste Salis ankamen und den Motor abstellten, lagen die Hangars und die Piste ruhig und verlassen da. Die beiden Agenten stiegen ab, zogen die Helme vom Kopf und sahen sich um. Von einer Ju 52 war weit und breit nichts zu sehen. Nur am anderen Ende eines niedrigen Hauses hinter ihnen verkündete eine Leuchtreklame: Restaurant Le petit prince.
»Die haben hier schon die Bürgersteige hochgeklappt«, brummte der Schwarzhaarige enttäuscht. »Ich weiß zwar nicht, wie sie es angestellt haben, aber wenn Llewellyn, Finch und Salam da waren, dann sind sie bereits über alle Berge.«
»Oder sie sitzen im Restaurant da drüben …«
»… bei einem Glas Rotwein und einem Teller Pâté«, vollendete der Schwarzhaarige ironisch und zeigte seinem Partner einen Vogel. »So blöd wäre niemand.«
»Gehen wir rüber und finden wir es raus.« Der Glatzkopf setzte sich in Bewegung.
In diesem Moment ging die Tür des Restaurants auf, und ein
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