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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Kommissar, Thomas Calis«, bemerkte Compton wie nebenbei. »Der löste einen schwierigen Fall und fand dabei das Tagebuch eines französischen Kriegsgefangenen. Calis war so freundlich, es mir per Diplomatenpost zu schicken. Mit einigen geographischen Hinweisen.«
    »Woher kennt dich ein deutscher Kriminalbeamter?«, fragte Llewellyn verwundert.
    Compton betrachtete eingehend seine Fingernägel. »Sagen wir so – er stand in meiner Schuld und ich in seiner. So haben wir uns gegenseitig geholfen. Ich habe meine Kontakte beim BND aktiviert, von unserer Seite her die geheimdienstlichen Ermittlungen wegen eines Schusswechsels mit Todesfolge einstellen lassen, in den zwei britische Agenten verwickelt waren. Wir haben gemeinsam mit der Polizei, der Politik und den Geheimdiensten das Tuch des Vergessens über die ganze Angelegenheit gebreitet, wie schon so oft. War nicht wirklich schwierig im vereinten Europa.«
    »Warum habe ich dieses blöde Gefühl im Magen, dass dir das sehr gelegen kam«, wunderte sich Llewellyn. »Und die beiden Agenten?«
    »Ach, die haben es leider nicht überlebt«, sagte Compton leichthin. »Calis wiederum war nicht nur sehr kooperativ, er vermittelte mir auch den Kontakt zu einer deutschen Historikerin … Egal, jedenfalls landete das Tagebuch bei mir.«
    »Lass mich raten«, warf Llewellyn spöttisch ein. »Die beiden erschossenen Agenten in Deutschland gehörten zu der Gruppe, die in Pakistan den alten Mann umgebracht hat.«
    Compton blickte auf, sah den Major an, und seine Augen waren mit einem Mal hart. »So ist es. Mit dem Toten im Aufzugsschacht, den zwei toten Entführern von Fiona in Ägypten, dem vergifteten Attentäter von Amina Mokhtar und den beiden Erschossenen in Kronberg haben wir fast die gesamte Gruppe liquidiert.«
    »Zwei tote Entführer in Ägypten?«, entfuhr es Llewellyn überrascht. »Ich dachte, es sei nur einer gewesen, den Salam über die Klippen geschickt hat.«
    »Unfälle geschehen«, antwortete Compton kalt. »Er hat sich in seiner Zelle erhängt. Damit war fast die gesamte Gruppe erledigt.«
    »Fast?« Llewellyn ließ nicht locker,
    Compton versuchte geschickt, sich um die Antwort zu drücken. »Sie wollten nicht nur in die Fußstapfen von Colonel Majors und Lawrence treten und das Grab Alexanders finden, sondern auch noch brisante Aufzeichnungen aus der Zwischenkriegszeit, die der französische Geheimdienst auf dem Adrar-Plateau versteckt hat, als die Deutschen in Frankreich einmarschiert sind. Darin sind wahre Schätze, glaube mir …«
    Compton stand auf und stocherte in dem schwelenden Feuer, das langsam an Intensität gewann.
    »Und Majors’ Archiv?« Llewellyn roch an dem Portwein und nickte anerkennend.
    »Das war und blieb für alle verschwunden«, gab Compton zurück und setzte sich wieder. »Als der Gruppe die Tagebücher dieses Franzosen, dieses Cannotier, von einem Pariser Antiquar angeboten wurden, griffen sie gierig zu. Nachdem sie die Tagebücher studiert hatten, versuchten sie zwar fieberhaft, Majors’ Archiv zu finden, doch ohne Erfolg. Warum brauchten sie das Archiv? Aus mehreren Gründen. So fehlte ein Band in der Reihe der Aufzeichnungen, ausgerechnet der wichtigste, der die geographischen Hinweise enthielt. Also versuchten sie es wie Lawrence bei den Kalash, folterten und ermordeten den alten Mann, ohne auch nur einen Schritt weiterzukommen. Dann stellten sie deine Wohnung auf den Kopf, weil sie vermuteten, Majors habe die Unterlagen dort versteckt. Deine Wohnung war vor dem zweiten Weltkrieg nämlich seine Wohnung.«
    Wenn Llewellyn überrascht war, so zeigte er es nicht. Es war an der Zeit, reinen Tisch zu machen. »Peter! Wo ist der Rest der Gruppe?«
    Der Geheimdienstchef legte die Fingerspitzen aneinander und blickte stumm in die hochzüngelnden Flammen. Die Minuten vergingen, und keiner sprach ein Wort.
    Endlich stand Llewellyn auf und ging zur Tür.
    »Schon gut, bleib da und setz dich wieder.« Müde fuhr sich Compton mit der Hand übers Gesicht. »Es gab eine interne Säuberungsaktion. Sehr effektiv und gründlich. Ich hatte sie mit dem fehlenden Band der Tagebücher geködert. Die Leichen haben wir in einer Londoner Müllverbrennungsanlage entsorgt.«
    »Du wusstest von Anfang an von der Gruppe?« Llewellyn ließ sich wieder in den Lehnsessel fallen.
    »Kalt, ganz kalt.« Der alte Geheimdienstchef schüttelte den Kopf. »Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich von der Gruppe innerhalb des MI 6 keine Ahnung hatte.«
    »Aber

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