Heiß
strubbeligen blonden Haare und zog sein Gesicht näher. »Hast du die Fotografen bestellt?«
III. London
Als Llewellyn in die Charlotte Road abbog, war alles so wie immer.
Fast so wie immer …
Vor einem der Einfamilienhäuser schob ein älterer Mann einen Rasenmäher über ein Grün, das bereits makellos kurz war. An einem anderen Beet kniete ein Gärtner und jätete Unkraut, das nur er sah.
Die schwarzen Wagen vor dem Haus der Comptons jedoch waren verschwunden.
Der Major suchte vergeblich einen Parkplatz für den Audi. Schließlich entschloss er sich dazu, vor der Einfahrt der Comptons stehenzubleiben und stieg aus. Es roch nach einem ersten zaghaften Sommerbeginn und geschnittenem Gras in der Sackgasse. Vom Hockeyfeld des Barnes Sports Club schallten Rufe und Lachen herüber.
Der kleine Garten, den Llewellyn durchquerte, war wie immer wie aus dem Ei gepellt und hätte bei jedem Nachbarschaftswettbewerb zum Thema »Gescheitelter Rasen« den ersten Platz belegt. Geschnitzte und bemalte Sonnenblumen auf der obersten Stufe der kleinen Treppe kontrastierten mit einem Gartenzwerg, der seltsamerweise einen schwarzen Anzug trug.
Aus seinem Rücken ragte der Griff eines Messers.
Bevor Llewellyn den Messingtürklopfer anheben konnte, schwang die grüne Tür auch schon auf, und Margaret zwinkerte dem Major zu. »Schön, dass Sie an den Audi gedacht haben, Mr. Llewellyn, und willkommen im skurrilen Haus der Familie Compton«, lächelte sie. »Der Gartenzwerg war Peters Idee. Fragen Sie mich nicht, was er sich dabei dachte.«
Sie wischte sich die Hände an der obligaten blumigen Küchenschürze ab und winkte ihren Besuch herein. »Kommen Sie schon und lassen Sie sich nicht lange bitten, der Fünf-Uhr-Tee wartet. Und der alte Mann vor dem Kamin ebenfalls. Es geht ihm allerdings heute nicht so gut.«
»Kein Wunder«, antwortete Llewellyn enigmatisch und drückte der Hausfrau die Autoschlüssel in die Hand. »Seit wann haben Peters Bewacher eine Gärtnerausbildung gemacht?« Ohne die Antwort abzuwarten, durchquerte er zielstrebig den kleinen Vorraum, während ihm Margaret etwas verwundert hinterhersah und dann in der Küche verschwand.
Als der Major die Tür zum Salon aufstieß, fand er Compton vornübergebeugt, im Kamin rumorend. Sein Kopf und Oberkörper verschwanden in der großen, ausladenden Feuerstelle. Neben ihm lag ein Stapel Holzscheite und eine Schachtel mit langen Streichhölzern.
»Du willst doch hoffentlich nicht dem Weihnachtsmann Konkurrenz machen«, wunderte sich Llewellyn. »Falsche Jahreszeit und vor allem falsche Seite des Kamins.«
Compton richtete sich auf, legte eine Hand auf seine Hüfte und stöhnte leise. »Kannst du dir mich als Santa Claus vorstellen?«, fragte er bissig. »Na eben. So viel kann ich nicht zunehmen, nicht mal durch Margarets kulinarische Breitseiten. Ich habe dich übrigens bereits erwartet. Der Audi?«
»Steht vor der Tür«, gab Llewellyn zurück. »Du kannst ihn also wieder in die Garage stellen. In deine Garage.«
Compton warf dem Major einen schrägen Blick zu. »Du weißt also …«
»… dass dir das Nachbarhaus zur Nebenstraße ebenfalls gehört? Das erforderte nur eine kurze Recherche. Du hast uns von
deinem
Haus auf
dein
anderes Grundstück geschickt und uns die Schlüssel zu
deinem
Audi in die Hand gedrückt. So weit zum Mythos des Nachbarn, der gerade im Urlaub ist.« Llewellyn versenkte die Hände tief in den Taschen seiner Jeans und sah plötzlich wie ein Stier in Sichtweite eines roten Tuchs aus.
»Hmm, hmm«, machte Compton unverbindlich und griff nach den Streichhölzern.
»Das ist mir zu wenig.« Die Stimme des Majors klang keineswegs nach einem Nachmittagsplausch. »Viel zu wenig.«
Compton entzündete ein Streichholz und warf es in hohem Bogen in den Kamin. »Manchmal kann man in unserem Beruf nicht alle Karten auf den Tisch legen«, versuchte er es unverbindlich.
»Aber man sollte seinen Mitspielern zumindest verraten, wie das Spiel heißt«, gab Llewellyn verärgert zurück. »Und vergiss heute am besten die Allgemeinplätze, Peter. Ich möchte Fakten!«
Die ersten Flammen züngelten hoch, und Compton kehrte zu seinem Lehnstuhl zurück. »Was willst du wissen?«
»Du bist ein begnadeter Schauspieler, alter Mann«, brummte Llewellyn, nahm zwei Gläser und füllte sie mit Sherry. »Fast möchte ich sagen, du hast deinen Beruf verfehlt, aber wir beide wissen, dass das nicht stimmt.«
Er drückte Compton eines der Gläser in die Hand und
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