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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Region. Er endete mit der Beschreibung des Kaugummipapiers und der chinesischen Reifen. »Es war ihnen offensichtlich völlig egal, wo sie anhielten«, ergänzte er, »und ob es Ölflecken oder Spuren geben würde oder nicht.«
    Sein Gesprächspartner blieb stumm, aber Salam kannte ihn seit langem und wusste, dass er versuchte, die Teile des Puzzles in eine sinnvolle Ordnung zu bringen.
    »Deutscher Kaugummi, chinesische Reifen, Ölflecken und ein grausamer Mord an einem weisen, alten Mann in einer Region, um die ich dich nicht beneide«, fasste der Mann schließlich zusammen. »Schweigen in Karatschi, und niemand will etwas gesehen haben. Du hast recht, die können nur mit einem Helikopter eingeflogen sein. Und es muss ein pakistanischer gewesen sein, weil kein ausländischer Hubschrauber eine Fluggenehmigung in der Grenzregion erhalten hätte. Ich habe das Gefühl, du hast ein Problem. Wie viele Angreifer schätzen deine Spurenleser?«
    »Mehr als vier, weniger als sieben«, antwortete Salam. »Meine Männer sind gut, und ich kann mich auf ihre Augen verlassen. Oft sehen sie mehr als ich.«
    »Also eine Einsatzgruppe.« Die Tenorstimme klang nachdenklich. »Wenn die ISI daran beteiligt war, hast du schlechte Karten. Selbst die Flugsicherung kuscht und verkriecht sich in die tiefste Höhle, wenn der Service einmal mit den Fingern schnippt.« Er machte eine Pause. »Wir haben leider keinen eigenen Informanten in der Civil Aviation Authority sitzen.«
    »Und jetzt?« Salam griff zu einem Kugelschreiber und begann, ihn zwischen den Fingern zu drehen.
    »Andererseits – wieso sollte die ISI einen alten Mann im Hindukusch ermorden oder dabei zusehen?«, dachte sein Gesprächspartner laut nach.
    »War das jetzt eine rhetorische Frage, oder willst du das tatsächlich wissen?«, erkundigte sich Salam ironisch. »Warum hat die ISI sechs Jahre lang Osama Bin Laden gedeckt und ihn in der Nähe von Islamabad unbehelligt leben lassen, während ihn die restliche Welt fieberhaft gesucht hat?«
    »Vielleicht war das Kopfgeld nicht hoch genug?«, gluckste der Mann, bevor er wieder ernst wurde. »Es gibt Dinge in unserem Land, an denen kannst du nicht rütteln, ohne dir eine Kugel einzufangen. Aber das brauche ich dir nicht zu erzählen. Du hast dir bereits eine eingefangen.«
    Instinktiv fuhr Salam mit der Hand über die Narbe an seiner linken Schulter und schwieg.
    »Ich weiß nicht einmal, ob wir irgendeinen Floh husten hören oder ob alle Spuren schon verwischt wurden. Also lautet mein Rat, falls du darauf Wert legst – begrabe den Fall unter einem hohen Aktenberg. Die Zeichen deuten in die falsche Richtung, nämlich nach oben. Und da wird die Luft dünn und bleihaltig, wie du weißt. Du warst lange genug bei diesem Club, du hast es rechtzeitig zur Polizei geschafft. Setz nicht die paar Jahre, die dir noch bleiben, aufs Spiel. Der alte Mann ist tot, er hat es überstanden. Begrabe ihn und trauere mit seiner Familie.«
     
     
    Es war kalt geworden, und die Dunkelheit war hereingebrochen, als der Chief Inspector in einem einfachen grauen Plattenbau im Osten des Ortes langsam die Treppen hinauf in seine Wohnung stieg. Im Erdgeschoss wohnten seine Eltern, über ihm einer seiner Brüder mit Familie. Im Hausflur roch es nach geschmortem Hammelfleisch und frisch gewaschener Wäsche.
    Salam wurde schlecht, als er an den verbrannten Körper von Juan dachte und das Hammelfleisch roch. Er brauchte dringend einen Gin.
    Während er am Fenster stand und die glasklare Flüssigkeit in das Glas lief, sah er die letzten weißen Bergspitzen in der Nacht versinken.
    »Der ist für dich, Juan«, sagte er leise, als er die Flasche abstellte und den Sternen zuprostete. »Ich trink’ für dich mit.«
    Dann leerte er das Glas in einem Zug.

Senatsverwaltung für Inneres, Berlin-Mitte/Deutschland
    Kriminaloberkommissar Frank Lindner stieß Thomas Calis entschieden mit dem Ellenbogen in die Rippen. »Wenn du jetzt nicht gleich aufhörst zu schnarchen, teile ich dich für vier Wochen zum Straßendienst ein«, zischte er und sah sich verstohlen um. Der kleine Saal im alten Stadthaus war bis auf den letzten Platz besetzt, und die Stimme der Referentin, einer Expertin für Jugendgewalt, schwebte melodiös und unaufgeregt gleichmäßig durch den Raum.
    Seit mehr als einer Stunde.
    »Du hättest den Apfelbaum wählen sollen.« Lindner zog ungerührt eine Tüte Pfefferminzbonbons aus der Tasche und bot Calis eines an.
    »Lieber nicht, sonst wache ich auf«,

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