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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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flüsterte der Kommissar und schüttelte den Kopf. »Die sind zu stark, ich bin zu schwach und das mit dem Apfelbaum war gemein.« Er schaute auf die Uhr und fluchte leise. »Ich sollte schon längst bei Siemens auf der Matte stehen oder Dr. Sternberg an die Obduktion erinnern.«
    »Und mich allein hier lassen, kommt nicht infrage«, wisperte Lindner. »Außerdem gibt es nachher einen Stehempfang mit Büfett. Frühstücksersatz.«
    Eine streng nach hinten frisierte Dame aus der vorderen Reihe im Businesskostüm drehte sich halb um und zischte ein vernichtendes »Schhhhhh!« über ihre Schulter.
    »Streberin«, murmelte Calis und lehnte sich zurück. Warum hatte er das Gefühl, dass ihm die Zeit zwischen den Fingern zerrann im Fall des ermordeten Pförtners? Irgendetwas beunruhigte den Kommissar. Ein kleiner Kobold, der ganz hinten in seinem Kopf Verstecken spielte und immer dann, wenn Calis genau hinsah, schon wieder weg war.
    Oder ein Gartenzwerg.
    Die Rednerin vorne am Pult sprach von einer Spirale der Gewalt, die es zu durchbrechen galt und von zusätzlichen Aufwendungen, die man vonseiten der Stadt und des Landes endlich leisten müsse.
    Warum hatte man den Siemenspförtner ermordet? Die Ablösung war da und die Pförtnerloge wieder besetzt, seine Dienstzeit vorbei, der Mann auf dem Heimweg. Wozu ein so grausamer Mord? Eine Verwechslung? Ein Raubmord? Die Spurensicherung hatte in Tronheims Hosentasche mehr als zweihundert Euro gefunden. Habgier kam also nicht infrage, und selbst ein hastiger Raubmörder hätte die Taschen durchsucht. Also doch ein persönlicher Racheakt?
    »Würdest du einem Nebenbuhler die Kehle durchschneiden?«, raunte Calis seinem Chef zu.
    »Nein, eher einen Orden verleihen«, konterte Lindner grinsend. »Im Ernst, ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand auf offener Straße einen Mann mit dem Auto anfährt, ihm mitten auf der Fahrbahn die Kehle durchschneidet und dann noch seine Leiche auf den Beifahrersitz platziert und zudeckt, nur weil der seine Frau …«
    Ein strafender Blick der Dame in der Reihe vor ihnen brachte Lindner abrupt und schuldbewusst zum Schweigen.
    »… verwöhnt? Das war das Wort, verwöhnt …«, murmelte Calis nickend und versank wieder in Gedanken. Der Golf – sicher gestohlen. Das Rad – verschwunden. Hatte der Kollege von Tronheim nicht etwas von einer Tasche gesagt? Thomas Calis war plötzlich putzmunter. Wieso hatte die Spurensicherung nichts von einer Tasche berichtet?
    Oder hatte sie? Dieser verflixte Schlafmangel bremste seine Überlegungen wie eine Schaumgummiwand!
    Der Kommissar stand auf und nickte entschuldigend seinen Sitznachbarn zu, dann fädelte er sich aus der Reihe, ohne auf Lindners fragenden Blick zu achten. Das alte Parkett im Saal knarrte erbärmlich, und die Frau am Rednerpult schaute Calis irritiert an. Ach was, dachte er, nach der Nachrichtensendung ist mein Ruf sowieso schon ruiniert. Er schloss die schwere Holztür so leise wie möglich hinter sich und atmete auf. Dann zog er das Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Arthur Bergner.
    »Du bist schon unter den Lebenden?«, meldete sich der Leiter der Spurensicherung verwundert. »Haben die Anrufe der Fans dich nicht schlafen lassen? Wenn du noch einen Schirm für deine Freunde möchtest, dann muss ich dich enttäuschen. Der ist ein Einzelstück.«
    »Witzbold«, flüsterte Calis. »Dafür braucht man einen Waffenschein, das ist medialer Selbstmord, und den zahl ich dir zurück. Aber hör zu, Winnetou, habt ihr am Tatort eine Tasche gefunden? Ich war gestern nicht ganz bei der Sache. Soweit ich mich erinnere, hat mir der Pförtner, der Tronheim abgelöst hat, etwas von einer Tasche erzählt.«
    »Die steht schon auf deinem Schreibtisch und wenn du vor deinem Termin kurz auf der Arbeit vorbeigeschaut hättest, dann könntest du bereits drin wühlen«, erwiderte Bergner trocken. »Wir haben nichts Ungewöhnliches gefunden. Keine fremden Fingerabdrücke, nur die von Tronheim. Deine Mörder haben also Handschuhe getragen. Was den Inhalt betrifft, das Übliche.«
    »Handschuhe?«, fragte Calis nach und fuhr sich müde mit der Hand übers Gesicht.
    »Du bist wohl noch nicht richtig munter, was?« Calis konnte vor seinem geistigen Auge sehen, wie Bergners dreckiges Grinsen immer breiter wurde. »Sonst musst du mir noch erklären, wie ein Toter seine Tasche in den Kofferraum des Golfs stellen konnte, bevor er am Beifahrersitz Platz nahm.«
    »Ist ja gut«, brummte Calis. »Zwei

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