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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Abend daraus gestohlen wurde. Oder anders gesagt, weswegen Tronheim die Kehle durchgeschnitten wurde.« Er sah Lindner müde an. »Weil ich einfach nicht glauben will, dass er ein limitiertes Porscherennrad fuhr und deswegen dran glauben musste. Auch wenn mir noch immer ein Rätsel ist, warum der Drahtesel weg ist.«
    »Vielleicht wollte der Mörder es nicht zurücklassen, weil es die Aufmerksamkeit auf den Golf und damit die Leiche gezogen hätte«, gab Lindner zu bedenken. »Manchmal sind die einfachsten Erklärungen die stimmigsten.«
    Der Kommissar zuckte mit den Schultern, während der kleine Kobold in seinem Kopf kichernd hinter einer Gruppe von Gartenzwergen verschwand, die mit kleinen Schubkarren Wettrennen fuhren. »Wie auch immer. Irgendetwas sagt mir, wir sollten es besser rasch herausfinden.«

Terminal 3 , International Airport, Kairo/Ägypten
    John Finch seufzte, als er die lange Schlange von Touristen und Geschäftsreisenden vor dem Abfertigungsschalter sah. Dann reihte er sich am Ende ein und warf einen Blick nach vorne. Zwei gelangweilt schauende Uniformierte kontrollierten mechanisch die Pässe der ankommenden Passagiere, warfen nebenbei immer wieder einen Blick auf einen flackernden kleinen Bildschirm, blätterten in ihren Unterlagen, unterhielten sich kurz, kontrollierten zuletzt noch eine Liste, um dann mit einer resignierten Handbewegung den Stempel auf eine freie Seite des Passes zu knallen.
    Es gibt Dinge, die ändern sich nie, dachte Finch kopfschüttelnd und betrachtete die rot glühenden Ziffern der großen, rechteckigen Uhr, die über dem Foto der großen Pyramide zu schweben schien und inmitten der Zigarettenreklame mit dem Kamel etwas deplatziert aussah. »Das dauert mindestens eine Stunde«, murmelte er und zog ein internationales Luftfahrtmagazin aus der Tasche, das er bei der Zwischenlandung in Rio erstanden hatte, »und das ist noch optimistisch geschätzt.«
    Er vertiefte sich in einen Artikel über den neuen Airbus 380 und war gerade bei den technischen Daten der Triebwerke angelangt, als ihm jemand auf die Schulter tippte.
    »Mr. Finch, John Finch?«
    Er blickte überrascht auf und sah in die dunkelbraunen Augen einer schlanken, uniformierten Frau, die ihn mit leicht schräg gelegtem Kopf und einem neugierigen Blick musterte. Sie trug ihr schwarzes Haar hochgesteckt, und ihre Figur in Verbindung mit dem knappen Schnitt ihrer Uniform würde bei allen noch so religionstreuen Ayatollahs für schlaflose Nächte sorgen, da war sich Finch sicher.
    »Sieh da, es hat sich doch etwas geändert, dem Tahrir-Platz sei Dank«, lächelte er erfreut und nickte. »Yes, Madam, John Finch, direkt aus Südamerika.«
    »Dann folgen Sie mir bitte«, erwiderte die Frau kurz angebunden, drehte sich um und ging voraus, an der Schlange entlang durch die Kontrolle, wo sie den beiden Beamten hinter dem Schalter zunickte, um schließlich mit Finch im Schlepptau eine Tür anzusteuern, deren obere Hälfte aus Milchglas bestand. Sowohl Klinke als auch Schlüsselloch fehlten, stellte Finch alarmiert fest, während er der uniformierten Zollbeamtin zusah, die flink einen langen Türcode eintippte.
    Einen Augenblick später sprang die Tür mit dem blank polierten Schild, auf dem in Arabisch und Englisch »Immigration« zu lesen war, summend auf.
    »Nach Ihnen, Mr. Finch.« Die Handbewegung der jungen Frau war weniger Einladung als unmissverständliche Aufforderung. Der ironische Zug um ihren Mund in Verbindung mit dem forschenden Blick gefiel Finch ganz und gar nicht.
    Ein langer, heller Gang erstreckte sich vor ihnen, von dem in regelmäßigen Abständen Glastüren abgingen. Einige davon standen offen, und John Finch hörte laute Stimmen, Lachen und das Klackern von Computertastaturen. Die junge Beamtin schob ihn mit leichtem Druck am Ellenbogen immer weiter, bis sie vor einer gepolsterten Tür angekommen waren, neben der kein Namensschild hing.
    »Ich mag Ihr Parfum«, versuchte es Finch verbindlich.
    »Sie werden erwartet«, stellte die junge Frau statt einer Antwort fest, drückte ohne anzuklopfen die Klinke nieder und stieß die Tür auf. Dann drehte sie sich wortlos um, ging den Flur hinunter und ließ ihn alleine.
    Das sparsam möblierte Büro, das Finch zögernd betrat, war kühl und überraschend groß, mit einem weiten Panoramablick auf das Vorfeld des Flughafens. Die getönten, riesigen Scheiben reichten bis zum Boden, und Finch schien es, als befinde er sich in der Kanzel eines startbereiten

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