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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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zurück und spürte den Zorn in sich aufsteigen, »wenn man nur will. Und wenn ich philosophieren möchte, dann gehe ich ins Kaffeehaus und rufe nicht ausgerechnet Sie an. Dies ist eine polizeiliche Ermittlung und eine offizielle Anfrage. Wie lautet Ihre ebenso offizielle Antwort?«
    »Kein Kommentar«, tönte es leise aus dem Hörer.
    »Geben Sie mir das schriftlich?«, setzte Salam kurz nach.
    »Nein.«
    »Gut, dann werde ich meine eigenen Ermittlungen anstellen, zum Glück habe ich noch ein paar Verbindungen, auf die ich zurückgreifen kann.« Salam hatte sich wieder in der Hand. Aber so billig wollte er seinen Gesprächspartner nicht davonkommen lassen. »Und sollte sich herausstellen, dass Sie Scheiße gebaut haben, in welcher Form auch immer, dann verspreche ich Ihnen einen tiefen Fall in eine grausame Realität.«
    »Machen Sie sich nicht unglücklich, Inspektor«, antwortete der Mann der Flugsicherung unbeeindruckt. »Das geht weit über Ihre Kreise hinaus. Über meine übrigens auch.«
    »Kümmern Sie sich um Ihre Flugzeuge und unterschätzen Sie mich nicht«, gab Salam zurück. »Bei mir bleibt Mord immer noch Mord, das können Sie drehen und wenden, wie Sie wollen. Von mir aus bis hinauf zum Präsidenten. Wir sitzen hier in einem sensiblen Distrikt, auf einem vollen Pulverfass, und versuchen, die Leute mit den Streichhölzern in der Hand von den Lunten fernzuhalten. Der Mord an einem Gemäßigten, der sein ganzes Leben lang genau das versucht hat, ist in meinen Augen eine politische Destabilisierung der Region. Und wenn jemand glaubt, er kann damit irgendwelche Machtspielchen veranstalten, dann wird er an mir vorbeimüssen.«
    »Oder über Sie drüber«, kam es nachdenklich aus Karatschi.
    »Oder das«, gab Salam unbeeindruckt zu. »Aber dann sitze ich sowieso am falschen Platz zur falschen Zeit.«
    Damit legte er auf und saß für einen Moment wie erstarrt. Er blickte auf die Reihe der Fotos an der Wand und sah einen Shabbir Salam, händeschüttelnd, bei Empfängen lächelnd und mit dem Präsidenten Arm in Arm. Und doch dabei immer älter und grauer werdend. Seine Illusionen und Hoffnungen waren nach und nach auf der Strecke geblieben.
    Was hatte er gehofft? Seine Militärkarriere, gut verpackt in einem alten Karton, ins Vergessen schicken zu können? Erinnerungen holten ihn ein, kamen zurück, und er strich sich mit der flachen Hand über die grauen kurz geschnittenen Haare. Nun begann alles von neuem, und er hasste es.
    »Zeyshan!«, rief er schließlich und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    Die Tür ging auf, und der junge Unternehmer steckte seinen Kopf herein. »Chief?«
    »Komm rein, machen wir weiter, ich will deinen Vater nicht endlos warten lassen«, sagte Salam und wies auf den Karton mit den Gipsabdrücken. »Hat einer eurer Geländewagen solche Reifen?«
    Interessiert schaute Zeyshan in den Karton und fuhr mit den Fingern vorsichtig über den Abdruck des Profils. »Hmm, das ist ganz sicher keines unserer Autos«, antwortete er dann leise. »Wir haben breitere Reifen aufgezogen, die meisten koreanische Marken. Sind besser als das Billigzeug. Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das hier ein chinesisches Fabrikat. Taugt nichts. Zerlegt sich nach ein paar Tausend Kilometer in dieser Landschaft.«
    Salam nickte grimmig. »Danke, Zeyshan, das hilft mir weiter. Und das Papier?«
    »Also ich bin mir fast sicher, dass die Aufschrift Deutsch ist, oder vielleicht auch Holländisch. Mein Vater könnte Ihnen das genauer sagen, aber wenn Sie meinem Urteil vertrauen –« Zeyshan lächelte schüchtern. »Ich habe unten in der Halle eine Gruppe deutscher Touristen gesehen«, fuhr er fort. »Ich schicke Ihnen einen der Jungs herauf und schon haben Sie eine Auskunft aus erster Hand.«
    Salam grinste und klopfte Zeyshan auf die Schulter. »Wenn ich einen neuen Deputy brauche, stehst du ganz oben auf der Liste. Danke und grüß deinen Vater von mir. Das nächste Abendessen mit Familie geht auf mich.«
    Es dauerte keine drei Minuten, und Kala steckte nach einem kurzen Klopfen ihren Kopf durch die Tür. »Hier ist ein deutscher Tourist, der meint, Sie würden eine Auskunft brauchen, Sir?«
    »Richtig«, nickte Salam und erhob sich, als ein neugieriger, etwas verlegen lächelnder hochgewachsener Junge in Jeans und T-Shirt das Büro betrat. Der Inspektor streckte ihm die Hand entgegen. »Danke, dass Sie gekommen sind. Ich benötige Ihre Hilfe in einer wichtigen Frage, die ich nicht absolut sicher

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