Heiß
um. »Von hier werden alle Überwachungskameras auf dem Gelände kontrolliert?«, fragte er und deutete auf die Aufzeichnungsgeräte.
Pannek schüttelte den Kopf. »Nur ein Teil, die wichtigsten, wenn Se so wollen«, meinte er. »Es gibt noch eine größere Zentrale im Keller, aber det wissen die wenigsten. Wir fahren mit den meisten Systemen zweispurig. Die ham hier Angst vor Industriespionage, keen Wunder bei den janzen chinesischen Delegationen, die am liebsten in der Turbinenhalle schlafen würden. Mit einjeschalteten Film- und Fotokameras …«
Der Sicherheitschef grinste. »Aber im Moment haben wir so viele Aufträge, dass fast rund um die Uhr jearbeitet wird. Nur an janz wenigen Tagen steht hier alles still.«
»War Ostern so ein Datum?«, fragte Calis.
»Ja, jenau, det war so ’n Tag, da war ausnahmsweise nur ’ne Handvoll der dreitausend Beschäftigten da«, bestätigte Pannek.
»Und einer davon war Tronheim …«, murmelte Calis gedankenverloren.
»Ja, Kurt wurde von Volker abgelöst«, stellte der Pförtner fest, »und von dem habe ich heute Morgen übernommen.«
»Ach ja, Volker Rieger, mit dem habe ich noch in der Nacht kurz gesprochen«, erinnerte sich der Kommissar und zog den Reißverschluss der Tasche auf.
»Die gehörte Tronheim. Könnten Sie beide einen Blick hineinwerfen? Vielleicht fällt Ihnen etwas auf. Wir haben sie im Kofferraum des Golfs gefunden, in dem die Leiche lag. Also hatte sie der Mörder in der Hand. Die Fingerabdrücke darauf stammen allerdings alle vom Opfer.«
»Also hat der Mörder Handschuhe jetragen«, schloss Pannek messerscharf. »Det war wohl keene Tat im Affekt.« Er beugte sich über die Tasche. »Wat sollte uns auffallen? Ick hab keene Ahnung, wat Kurt normalerweise dabeihatte, wenn er zur Arbeit ging.«
Der Pförtner stand auf, blickte Calis etwas unsicher an und stellte sich dann neben den Sicherheitschef. »Blödes Gefühl, in Kurts Tasche herumzuwühlen«, murmelte er und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Was sollen wir schon groß finden?«
»Oder nicht finden«, gab Pannek zu bedenken, der Calis immer sympathischer wurde. »Wenn der Mörder wat herausjenommen hat.«
»Drehen wir es doch anders herum«, warf der Kommissar ein. »Wenn Sie beide den Dienst antreten, was haben Sie dabei?«
»Etwas zu essen«, antwortete der Pförtner prompt und grinste. »Wir kommen hier nicht weg, müssen Sie wissen. Also nimmt man sich Brote mit und was zu trinken.«
»Is beedes da«, meinte Pannek und zog zwei leere Flaschen Apfelsaftschorle und eine halbvolle Brotdose aus der Tasche. »Ersatzbrille, ’n dünner Rejenmantel, Taschentücher, Kugelschreiber, Portemonnaie, Ausweis.«
»Das alles würdest du in meiner Tasche auch finden«, bestätigte der Portier. »Dazu noch ein oder zwei Bücher, gerade an den Feiertagen kann es ruhig sein, und dann liest man.«
»Aber der Tronheim mochte nicht lesen«, erinnerte sich Pannek. »Der hatte doch immer diese Kreuzworträtselhefte mit.«
Der Pförtner nickte, trat an den Schreibtisch und suchte ein wenig. Dann zuckte er ratlos mit den Schultern. »Ist nicht hier. Kurt hat es nach seinem Dienst für Volker liegengelassen. Der ist auch ganz verrückt nach Rätseln. Wahrscheinlich hat er es mitgebracht.«
Der Kommissar lehnte sich an den Schreibtisch. »Was haben wir übersehen?«, fragte er niemanden im Besondern und ließ seinen Blick von einem Monitor zum anderen wandern.
»Schlüssel.«
Pannek hatte es ganz nüchtern festgestellt, nachdem er in seinen Taschen gekramt hatte. »Jeder Mensch hat ’nen Schlüsselbund dabei. Wohnung, Auto, Spind im Sportverein.«
»Richtig!«, bestätigte der Pförtner, »bei uns kommt noch der Schlüssel für die Pförtnerloge dazu.«
Calis horchte auf. »Sie meinen …«
Pannek nickte. »Jeder Kollege hat seinen eijenen Schlüssel für diesen Raum. Wenn er zum Beispiel auf die Toilette muss, dann schließt er ab, bis er wieder zurückkommt. Und hier is ja nicht der offizielle Einjang für Besucher. Der Empfang ist weiter vorne. Eine extra Lieferanteneinfahrt gibt es ooch noch. Hier kommen und gehen nur die Mitarbeiter.«
Der Kommissar war mit zwei Schritten bei der Tasche Tronheims und durchsuchte sie.
Keine Schlüssel.
»Det is komisch«, meinte Pannek, der ihm über die Schulter schaute. »Hatte er sie vielleicht in der Hosentasche oder am Jürtel? Manche Kollegen tragen sie an ’ner dünnen Kette.«
»Nein, die Spurensicherung hat außer Kleingeld und zweihundert
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