Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
Vom Netzwerk:
Euro nichts in seinen Taschen gefunden«, antwortete Calis bestimmt und rief sich den Bericht Bergners in Erinnerung, den er am Morgen überflogen hatte. »Wie weit kommt man im Gebäude mit dem Schlüssel?«
    »Hier rin und weiter is nich«, erwiderte der Sicherheitschef und wies auf das kleine Schaltbrett neben dem Kreuzworträtselheft. »Se können zwar den Een- und Ausjang von hier elektronisch bedienen, aber der Schlüssel öffnet nur dieset Schloss.«
    »Vielleicht hatte es der Mörder ja auf den Wohnungsschlüssel von Kurt abgesehen«, wandte der Pförtner ein.
    Thomas Calis schaute durch die Scheibe der Pförtnerloge auf die Metalltür, neben der eine auf Hochglanz polierte Tafel »Siemens Gasturbinenwerk« verkündete. »Wenn ich durch diese Tür da drüben gehe, wo komme ich dann hin?«
    »Ins Werksjelände und denn steht Ihnen eijentlich allet offen«, antwortete Pannek. »Et jibt keene Sicherheitskontrollen mehr. An strategischen Durchgängen sind zwar Türen mit elektronischen Sicherungen, an denen Se ’ne Nummer oder ’n Kennwort einjeben müssen. Aber det is schon allet.«
    »Erzählen Sie mir mehr über die Produktion«, forderte ihn Calis auf und lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Was genau baut Siemens hier?«
    »Nüscht, wat man mal eben in die Tasche stecken und mitnehmen kann«, antwortete Pannek. »Hier entstehen Turbinen für Kraftwerke in der janzen Welt, unter anderem die größte und leistungsstärkste Gasturbine, die et jibt, die SGT 5 - 8000 H. Eene Eenzige von ihnen liefert genug Energie, um ’ne Stadt wie Hamburg mit Strom zu versorjen. In der Montagehalle, die noch aus AEG -Zeiten stammt, werden se Stück für Stück zusammenjebaut. Wir können jerne ’nen Blick hineinwerfen, wenn Se det interessiert.«
    Thomas Calis wusste im Moment nicht so richtig, was ihn interessierte. Sein Gehirn war noch immer wie in Watte gepackt. Er unterdrückte ein Gähnen und wies auf Tronheims offene Tasche. »Was könnte außer dem Schlüsselbund noch fehlen?«
    »Soll ich ehrlich sein? Keine Ahnung«, stellte der Portier ratlos fest und zuckte mit den Schultern. »Alles und nichts.«
    »Warum sollte jemand Tronheim die Kehle durchschneiden, nur um in die Pförtnerloge zu gelangen?«, fragte der Kommissar niemanden im Besonderen. »Dem Mörder müsste klar sein, dass spätestens jetzt nach der Entdeckung der Leiche und dem Fehlen der Schlüssel die betreffenden Schlösser ausgewechselt werden können. Damit war alles umsonst.« Er griff nach dem Kreuzworträtselheft und blätterte geistesabwesend darin. »Selbst wenn er durch den Eingang ins Werk gelangt, früher oder später, was dann? Industriespionage? Diebstahl von Einzelteilen?«
    »Die können Se als Ersatzteile jederzeit bestellen«, winkte Pannek ab, »offiziell und nach bebilderter Liste. Und der Zugang zur Entwicklungsabteilung is extra jesichert. Doppelt und dreifach. Da würd ick mein mageres Jehalt drauf verwetten, det da niemand Unbefugtes rinkommt.«
    Calis fühlte sich wie ein Autofahrer in einem riesigen Kreisverkehr, von dem aus nur lauter Sackgassen abgingen.
    In diesem Moment klingelte Panneks Handy. Er nahm das Gespräch an, hörte einige Augenblicke wortlos zu und sagte dann ernst: »Wir sind sofort da.«
    »Probleme?«, fragte der Kommissar und sah den Sicherheitschef neugierig an.
    »Kommen Se mit«, antwortete der nur und gab dem Portier ein Zeichen, den Eingang zu öffnen.
    Wenige Minuten und einige Treppen später waren Calis und Pannek im Keller angekommen, der einem hochmodernen unterirdischen Bunker glich. Mit Neonröhren beleuchtete, hellgrün und weiß gestrichene Gänge bildeten ein weitläufiges Labyrinth, in dem sich jeder Fremde hoffnungslos verirrt hätte.
    Der Sicherheitschef hatte kein Wort gesprochen und war vorausgegangen, bis er endlich vor einer doppelflügeligen Metalltür stehen blieb. Zwei Überwachungskameras mit rot blinkenden Dioden surrten leise, als Pannek eine Zahlenreihe in die flache Tastatur neben dem Türrahmen tippte und die Tür aufstieß. Der Raum, der sich vor ihnen erstreckte, lag im Halbdunkeln. Eine Klimaanlage summte dezent, und auf Dutzenden von Flachbildschirmen, die um einen großen Schreibtisch angeordnet waren, wechselten sich die verschiedensten Ansichten des Werksgeländes ab. Zwei Männer saßen zurückgelehnt in bequemen Sesseln, ihre Hände lagen auf Joysticks, und schauten nur kurz auf, als der Sicherheitschef mit Calis eintrat.
    »Dieser Raum is nachts und an Feiertagen nich

Weitere Kostenlose Bücher