Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
Vom Netzwerk:
besetzt«, erklärte der Sicherheitschef, »da übernehmen die Kollejen an der Pforte die visuelle Kontrolle. Die automatischen Aufzeichnungen laufen aber weiter.«
    Er wandte sich nach rechts und ging durch einen kurzen Gang in einen weiteren Raum, der bis zur Decke mit Serverschränken und Festplattenrekordern vollgestellt war. Hunderte von Kontrolllämpchen blinkten, während ein einzelner Mann vor einem Computermonitor sie bereits erwartete.
    »Det Jedächtnis unserer Überwachungsanlage und zugleich der Hauptserver vom Unternehmen.« Pannek machte eine umfassende Handbewegung und nickte dem Informatiker zu. »Dann zeig mal her, was du hast.«
    Als die ersten schemenhaften Bilder auf dem Schirm auftauchten, lehnte sich Calis vor, um besser zu sehen. »Das ist eine Kamera, die ihre Bilder nur hierher sendet und sich im Bereich zwischen dem Personaleingang und der Turbinenhalle befindet«, erklärte der Techniker. »Der Zeitpunkt der Aufnahme ist gestern Abend. Wie Sie sehen, war es schon fast dunkel.«
    Erst blieb das Bild statisch, und der Kommissar glaubte, es handle sich um ein Foto. Doch dann bemerkte er zwei Schatten, die am rechten Bildrand auftauchten und quer durch das Blickfeld der Kamera liefen. Schemenhafte Umrisse waren zu erkennen, einer der beiden trug etwas in der Hand, das wie eine Tasche oder ein Beutel aussah.
    »Genau sechs Minuten und fünfundvierzig Sekunden später nahmen die beiden denselben Weg wieder zurück.« Der Informatiker drückte einen weiteren Knopf, und die Festplatte sprang zu der vorher markierten Stelle. Die beiden Schatten kamen erneut ins Bild, diesmal liefen sie von links nach rechts.
    »Können das Leute sein, die hier arbeiten?«, fragte Calis.
    Pannek schüttelte entschieden den Kopf. »Jestern war Ostern und det Haus leer.«
    »Die Mörder waren also bereits da«, ärgerte sich der Kommissar, »haben Tronheims Schlüssel schon benutzt und keine Minute verloren. Wohin können sie gelaufen sein?«
    Der Sicherheitschef wiegte den Kopf. »Von der Zeit her kommt der jesamte Trakt im Südwesten det Geländes infrage. Von der Montagehalle der Turbinen bis zu den Depots und Materiallagern. Aber mir beschäftigt im Moment wat janz anderes.« Pannek sah den Kommissar alarmiert an. »Wie zum Teufel sind die beeden unbemerkt in die Pförtnerloge gekommen, um die Kameras abzustellen, obwohl Volker Rieger jestern Abend Dienst hatte?«

3 Die Netze der Macht

Hotel Cecil, La Corniche, Alexandria/Ägypten
    Die Aussicht vom großen Balkon im vierten Stock des Cecil war atemberaubend. Das Meer war dunkelblau wie auf einer kitschigen Postkarte, die Möwen führten ihre Flugkünste vor, und die Sonne stand bereits tief. Ihr rötliches Licht verlieh der Corniche, der Strandpromenade im Zentrum von Alexandria, ein geheimnisvolles, exotisches Flair. Die sechsspurige Straße, über die sich hupend der Verkehr schob, war eine der Hauptverkehrsadern der Stadt am Mittelmeer.
    Das Cecil atmete Geschichte. Es war ein altes Haus, voller Tradition und Erinnerungen, das seinen etwas verstaubten Charme überraschend gut über die Jahre gerettet hatte. Wenn auch die Renovierungen nach dem Zweiten Weltkrieg hie und da übers Ziel hinausgeschossen waren, so war das ehrwürdige Hotel doch immer noch, was es bereits 1926 gewesen war – ein stilvolles Refugium für Weltenbummler.
    Als John Finch bei seiner Ankunft dem hilfsbereiten jungen Mann an der Rezeption erklärt hatte, dass er gerne für einige Tage in das traditionelle Hotel am Meer ziehen wolle, hatte der ihm die Qual der Zimmerwahl elegant erleichtert:
    »Ich kann Ihnen eine Suite zum Meer hin anbieten oder ein Eckzimmer, ebenso mit Blick auf die Corniche. Aber ich mache Ihnen einen Vorschlag: Ich gebe Ihnen die Suite zum selben Preis wie das Zimmer, und Sie haben mehr Platz.« Das Trinkgeld, das Finch ihm daraufhin über die schwarze Marmorplatte geschoben hatte, war mit einem diskreten Lächeln und einem höflichen Kopfnicken wie selbstverständlich eingesteckt worden.
    Nun stand der Pilot an die warmen Steine des Hauses gelehnt, ein Glas Port in der Hand, und schaute vom Balkon hinunter auf das bunte und laute Treiben entlang des Meeres. Er überlegte, ob er Fiona anrufen sollte. Warum hatte er sie nicht mitgenommen auf seiner Reise zurück zu seinen Wurzeln?
    Auf den breiten Bürgersteigen flanierten Paare, Gruppen junger Menschen drängten sich lachend in der späten Nachmittagssonne. John Finch war nur fünf Jahre in Südamerika gewesen, doch

Weitere Kostenlose Bücher