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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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des traditionsreichen Barnes Sports Club endete. In den Garageneinfahrten parkten Porsche Cayenne oder andere trendige SUV s, während an den Fenstern aufwendige Osterdekorationen Schattenrisse warfen.
    Der kleine Garten, den Llewellyn durchquerte, war ebenfalls mit Blüten von Frühlingsblumen übersät, der Türklopfer aus Messing an der grünen Eingangstür war auf Hochglanz poliert, und ein Osterhase mit Korb lächelte von der obersten Stufe der kleinen Treppe.
    Llewellyn fragte sich, ob die Comptons eine Überwachungskamera montiert hatten, als Margaret nur Sekunden, nachdem er geklopft hatte, die Tür öffnete.
    »Mr. Llewellyn! Schön, Sie zu sehen, Sie waren lange nicht hier«, lächelte die rundliche grauhaarige Frau in ihrer farbenfrohen Küchenschürze. »Das Abendessen haben Sie verpasst, aber ich habe einen Kuchen im Rohr, der in ein paar Minuten fertig sein wird. Sie werden mir doch keinen Korb geben? Einen Tee dazu?«
    Sie zog den Major in den kleinen Flur und schloss die Tür, bevor Llewellyn antworten konnte. »Peter wird sich freuen. Er hat viel von Ihnen gesprochen nach der Geschichte mit dem Schweizer Konsortium.«
    »Ich hoffe, ich störe nicht, Margret«, warf Llewellyn ein, »aber es ist wichtig, sonst wäre ich nicht um diese Zeit hergekommen.«
    »Ach was, Sie stören nie«, winkte die Hausfrau ab und schnüffelte. »Ich glaube, ich sollte nach meinem Kuchen schauen, sonst haben wir gleich einen ungenießbaren schwarzen Ziegelstein im Ofen.«
    Llewellyn blickte Margaret nach, die mit wehender Schürze in der Küche verschwand. Dann betrat er nach kurzem Anklopfen das Wohnzimmer, das von einem riesigen Kamin beherrscht wurde. Die Einrichtung schien direkt aus einem ehrwürdigen englischen Club zu stammen. Mit dunklem Holz verkleidete Wände, überfüllte Bücherregale, von Messinglampen beleuchtete Pferde- und Hundebilder an der Wand. Einige Sessel standen um einen mit grünem Filz bezogenen Kartentisch herum, auf dem ein Stapel Tageszeitungen und Magazine bedrohlich schräg seine Stellung behauptete.
    »Kommst du, um zu sehen, ob der Greis noch lebt?«, ertönte eine energische Stimme aus einem hohen Lehnsessel vor dem Kamin. »Ich kann dich beruhigen. Wer diesen Winter in England überstanden hat, den kann nicht mehr viel erschüttern.«
    »Nachdem sich die Regierung noch über Wasser hält, die Monarchie vor hormonellem Tatendrang nur so strotzt und selbst die Wirtschaft die Euro-Krisen nicht so ernst nimmt, muss es dir gutgehen.« Llewellyn lächelte und trat ans Feuer. »Sonst wäre in diesem Land schon alles zusammengebrochen.«
    »Schwindler!«, kam es aus dem Lehnsessel, gefolgt von einem leisen Lachen. »Aber wenigstens eine nette Lüge, und genau das ist es, was denen da oben abhandengekommen ist: der Charme. Damit halten die sich nicht mehr auf.«
    Der Mann, der sich seufzend erhob, um Llewellyn zu begrüßen, war älter als er. Er trug eine dicke Brille auf einer aristokratischen Nase, die in einem schmalen, blassen Gesicht prangte. Über dünnen Lippen saß ein kurz getrimmter Schnurrbart, der einem der eleganten Darsteller in den Mantel-und-Degen-Filmen der dreißiger Jahre hätte gehören können. Tiefe Falten um die dunkelbraunen wachen Augen verrieten eine gute Prise Humor, die überraschend vollen grauen Haare waren akkurat gescheitelt. Peter Compton, ehemaliger Führungsmann im britischen Inlandsgeheimdienst MI 5 , Vertrauter und Berater von sechs Premierministern und seit seiner Pensionierung allgemein respektierte graue Eminenz in der Geheimdienstszene, legte nach wie vor Wert auf ein makelloses Äußeres und eine zeitlos englische Kleidung.
    »Heute verkaufen die Mächtigen ihren Charme nicht mehr ans Volk, sondern an die Banken und bekommen dafür eine Grundlage zum politischen Überleben. Wie wär’s mit einem Whisky?« Compton wies auf den gut bestückten Beistelltisch, wo eine Batterie von Flaschen im Schein des Feuers funkelte. »Oder nehmen wir uns ein Vorbild an Queen Mum, die wurde mit Gin steinalt.«
    »Oder dank Gin«, lächelte Llewellyn. »Trinkst du mit?«
    »Die einzige Freude, die ich noch habe, angesichts des Dilettantismus, der sich in unserem Geschäft durchgesetzt hat«, entgegnete Compton und versenkte die Hände in die Taschen seines Morgenmantels im Burberry-Muster. »Dazu kommt, dass Weihnachten und Ostern hochoffizielle Anlässe für Margret sind, um in unserer Küche Kalorienbomben zu bauen und damit meine Linie zu sabotieren. Wenn Terroristen

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