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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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    Im Licht der gezielt eingesetzten Spots leuchteten zwei kleine Metallschilder auf der Mauerkrone. »Crotalus adamanteus« und »Crotalus atrox« stand darauf graviert, und der Hausherr beugte sich suchend über die Umrandung, als er mit den Golfhandschuhen leicht auf das Netz schlug. Sofort begann sich an mehreren Stellen im Terrarium etwas zu bewegen. Es knisterte und raschelte, bevor ein charakteristisches Geräusch den Raum erfüllte, das in allen Wüsten Amerikas Furcht und Schrecken verbreitete und als allerletzte Warnung vor einem Angriff galt.
    »Aufgewacht, ihr Faulpelze!«, rief der Mann im Golfdress unbeeindruckt. »Ich habe eine Aufgabe für euch!«
    Er schlug erneut auf das Gitter, stärker als zuvor, und der Boden des Terrariums begann zu leben. Hinter Steinen, zwischen den Grasbüscheln und unter den Stämmen erschienen nach und nach ein Dutzend großer Klapperschlagen. Sie schlängelten aufgeregt herbei, züngelten und rasselten mit den Schwanzenden.
    »Der Schlangenträger ist da«, flüsterte er mit leuchtenden Augen. »Kommt zu ihm und fürchtet euch nicht. Denn er ist einer von euch.«
    Unvermittelt hob er eines der Stahlnetze an, ungeachtet der Aufregung und der Angriffslust der Reptilien. Keine der Klapperschlangen wich zurück. Im Gegenteil. Die meisten gingen sofort in Angriffsstellung.
    Lautes Rasseln erfüllte den Raum, schien die Luft zum Vibrieren zu bringen.
    Mit einem erwartungsvollen Ausdruck auf seinem angespannten Gesicht warf der Mann plötzlich seine Golfhandschuhe in Richtung der nächsten Ottern. Diesen Moment genoss er jedes Mal. Blitzschnell zuckten die dreieckigen Köpfe vor und verbissen sich in das warme Leder, bevor auch nur einer der beiden Handschuhe den Boden berührt hatte.
    Ohne zu zögern nutzte der Hausherr geschickt den Augenblick der Ablenkung. Er schob rasch den Metallzylinder in eine Höhlung unter einem der flacheren Steine.
    Doch da war es auch schon zu spät.
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie eine kleinere texanische Klapperschlange, die versteckt zwischen Grasbüscheln auf der Lauer gelegen hatte und sich von den Handschuhen nicht hatte ablenken lassen, wütend auf seine rechte Hand zustieß.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung schoss die Linke des Mannes vor, während er die Rechte zurückriss. Er erwischte die Klapperschlange direkt hinter dem Kopf und packte sie mit einem eisernen Griff. Dabei stieß er ein fast tierisches Grunzen der Befriedigung aus.
    »Du bist noch immer zu langsam für mich«, fauchte er und brachte den weit aufgerissenen Fang des Tieres wenige Zentimeter vor seine Augen. »Aber das war dein letzter Versuch.«
    Der Schwanz der Schlange wand sich wütend um seinen Arm, als der Mann das Gitter zufallen ließ und spürte, wie das Adrenalin nach und nach wieder verebbte. Er packte noch fester zu. Die Bewegungen der Otter wurden allmählich langsamer.
    Mit großen Schritten ging der Mann zu einem der größeren Terrarien an der Wand, schob vorsichtig die Abdeckung auf und ließ dann die kleine Klapperschlange rasch in den Glaskasten fallen.
    »Königsnattern lieben kleine, freche Klapperschlangen wie dich«, murmelte er zufrieden. »Sie haben sie zum Fressen gern und sind noch dazu immun gegen ihr Gift. Aber wenn du Glück hast, dann spielt sie ja vorher noch ein wenig mit dir. Bevor sie dir den Kopf abbeißt.«
    In diesem Moment entrollte sich aus einer Ecke des Terrariums eine fast zwei Meter lange, graubraun-orange gezeichnete Natter und züngelte interessiert in Richtung des Neuankömmlings.
    Als der Hausherr den Raum verließ, bebte das Terrarium unter den wütenden Angriffen der Königsnatter und den verzweifelten Verteidigungsversuchen der Klapperschlage. Der erbitterte Kampf dauerte weniger als vier Minuten. Dann begann die große Natter, ihr totes Opfer zu verschlingen.
     
    Während er die Freitreppe hinunterlief, zog der Mann im Golfdress sein Handy aus der Tasche und wählte. Sein Gesprächspartner hob nach dem ersten Läuten ab.
    »Ja, Gregorios?«
    »Wir brauchen einen Spezialisten, aber frag mich nicht, was für einen«, sagte der Mann übergangslos. »Es ist eine seltsam spitze Glaspyramide in diesem verdammten Zylinder und sonst nichts.«
    »Eine … was?«
    »Du hast richtig gehört, eine Glaspyramide. Durchsichtig, ohne Gravur, etwa vier Zentimeter lang.« Er machte eine Pause, holte ein neues Paar Handschuhe aus einer der Schubladen der Jugendstilkommode in der Eingangshalle, bevor er die Haustür öffnete. »Keine

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