Heiß
geben?«
»Selbstverständlich«, nickte der blonde Mann und schob den Zylinder über den Tisch. »Wie Sie vielleicht bereits in den Nachrichten gehört haben, wurde die Aktion erfolgreich abgeschlossen, wie Sie es gewünscht haben.«
Der Hausherr drehte den kleinen Zylinder in seinen Händen, schraubte ihn auf und warf einen Blick hinein, bevor er antwortete. »Ich habe gleich nach den ersten Meldungen das vereinbarte Honorar auf Ihr Konto auf den Cayman Islands überwiesen. Gute Arbeit – ich habe nicht einen Augenblick daran gezweifelt. Jetzt müssen wir nur noch etwas nachhelfen und die polizeilichen Ermittlungen im Sand verlaufen lassen. War außer dieser Pyramide noch etwas in dem Zylinder?«
Sein Besucher schüttelte bestimmt den Kopf. »Ich habe auf der Fahrt heute am frühen Morgen einen Blick hineingeworfen«, antwortete er. »Schon um mich zu versichern, dass die drei Kasper nicht vielleicht doch versucht haben, uns in letzter Sekunde zu täuschen. Aber außer der Pyramide habe ich nichts gesehen. Keine Notiz oder Nachricht. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die drei …«
Der Mann im Golfdress unterbrach seinen Gast und winkte ab. »Da gehen wir ganz konform in unseren Ansichten. Gute Erfüllungsgehilfen, aber nichts weiter. Sie haben ihre Schuldigkeit getan, und wir haben pünktlich und schnell bekommen, was wir wollten.« Er stand auf, griff nach den Handschuhen und lehnte sich an den Tisch. »Wie weit ist die Polizei bisher in ihren Untersuchungen gekommen?«
»In Berlin tappt sie im Dunkeln, von da ist keine Gefahr zu erwarten«, antwortete der Besucher selbstsicher und erhob sich ebenfalls. »Keine Verbindung zum Opfer oder zum Berliner Milieu, kein offensichtliches Motiv und keine Spuren. Es hat in der Tatnacht ziemlich heftig geregnet, und laut den Medien ist die Tatwaffe verschwunden. Der ermittelnde Kommissar der Mordkommission tummelt sich zurzeit eher in den Klatschspalten als auf den Chronikseiten. Aber zur Sicherheit haben wir eine Nachhut in der Hauptstadt gelassen. Und in Frankfurt? In Frankfurt läuft alles auf einen vereitelten Terroranschlag hinaus. Eine Autobombe, die aus Versehen zu früh zündete. Das klingt immer gut, für alle Beteiligten, und die Öffentlichkeit ist beruhigt, wie effektiv unsere Exekutive arbeitet.«
Wenige Minuten später rollte der dunkelblaue Bentley Mulsanne über die weiß gekieste Auffahrt und hielt vor dem Eingang der Villa kurz an, um seinen Fahrgast einsteigen zu lassen. Dann, mit einem dumpfen Grollen, beschleunigte er in Richtung Merianstraße.
Der Hausherr stand am Fenster im ersten Stock und blickte der Limousine nach, bevor er sich umwandte, die Pyramide und den Metallzylinder vom Tisch nahm und das Sitzungszimmer verließ. Doch er ging nicht über die breite, elegant geschwungene Freitreppe nach unten, sondern stieg eine Etage höher unters Dach.
Er stieß eine Schwingtür auf, feucht-warme Luft kam ihm entgegen. Er lächelte und steckte im Gehen die Pyramide wieder in den Zylinder, den er danach sorgsam verschloss. Je weiter ihn sein Weg durch den mit Teppich ausgelegten Gang führte, umso näher schien eine Atmosphäre von Urwald und Wildnis zu rücken. Als er eine Lichtschranke passierte, ertönte aus versteckt angebrachten Lautsprechern plötzlich Vogelkreischen. Zugleich schaltete sich ein Scheinwerfer ein und beleuchtete eine massive Metalltür, die geschickt mit Holz verkleidet war und sich so nicht von den anderen Türen rundum unterschied. Nur der Retina-Scanner an der Wand unmittelbar daneben verriet dem Eingeweihten die besondere Funktion.
Der Hausherr legte lächelnd seine Stirn an das Gerät, und mit einem kleinen Piepton quittierte der Scanner die erfolgreiche Abtastung. Gleich darauf sprang die Tür auf und gab den Weg in einen Raum frei, der im Halbdunkel lag. Luftbefeuchter und Klimaanlagen summten, irgendwo gurgelte Wasser. Entlang der Wände standen großzügig bemessene Terrarien, manche vier Meter oder fünf Meter lang.
Den Mittelpunkt des Raumes bildete eine kniehohe, gemauerte Umrandung aus Natursteinen, die mit einem feinmaschigen Metallnetz abgedeckt war. Was wie eines der künstlichen Wasserbecken in einem der edleren chinesischen Restaurants von Frankfurt aussah, war ein überdimensioniertes Terrarium, das mit großen Felsbrocken, Baumstämmen und Inseln aus trockenem Gras dekoriert war. Auf den ersten Blick schien das aufwendig gestaltete Gelände verlassen, es war kein Tier zu
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