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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Lenkrad. »Schnepfe!«, rief er aus und meinte sowohl Alice als auch ihre Sekretärin. Dann nahm er in einem Bedürfnis nach Endgültigkeit das Mobiltelefon, tippte den Namen »Dorner Alice« ein und löschte den Kontakt.
    »Leck mich …«, murmelte er dabei und fragte sich, ob er jetzt Tante Louise danken oder ihr einen ewigen Platz im Fegefeuer wünschen sollte.
     
    Fünf Autos hinter ihm griff ein junger Mann mit kurz geschnittenen Haaren und Sonnenbrille in einem dunklen 3 er BMW zum Telefon und drückte eine Kurzwahltaste. »Er ist auf die A4 abgebogen«, sagte er nur, nachdem sein Gesprächspartner abgehoben hatte. »Ich wette, er fährt nach Frankfurt. Irgendwer muss ihm einen Tipp gegeben haben.«
    »Nicht gut! Der Fremdenlegionär?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, antwortete der BMW -Fahrer. »Das kann nur jemand aus der Szene gewesen sein, aus Berlin.«
    »Hat Calis heute sonst noch mit jemandem gesprochen außer dem Soldaten? Ich meine face to face?«
    »Negativ«, gab der Fahrer zurück. »Vom Präsidium aus ist er direkt nach Borkwalde gefahren. Ich musste zwar ein wenig mehr Abstand halten in dem Kaff, das ist eine ziemlich einsame Gegend. Zum Glück ist er mir nicht entwischt. Aber von dem Legionär ist er direkt auf die A9 gedüst. Er fährt einen silbernen Golf mit dem Kennzeichen B- PS 3805 .«
    »Fahr zurück nach Berlin«, entschied sein Gesprächspartner nach kurzem Nachdenken, »und versuch herauszufinden, wer der Vogel war, der gezwitschert hat. Ich mag keine undichten Stellen bei Jobs dieser Größenordnung. Und Marco?«
    Der junge Mann brummte etwas Unverbindliches ins Telefon, während er sich in die Abfahrt Stadtroda einfädelte und den BMW geschickt mit einer Hand durch die Kurve steuerte.
    »Ich möchte, dass die Botschaft ankommt. Selbst beim letzten gehirnamputierten Blödmann, der an der Spree Zigarettenautomaten knackt. Klar?«
    »Yessir!«, der BMW -Fahrer grinste voller Vorfreude und legte auf. Wenn es nach ihm ging, dann würde er dem Singvogel jede Feder einzeln ausrupfen und ihn danach auf kleiner Flamme braten.
    Und dafür sorgen, dass der Gestank des verbrannten Fleisches bis in die kleinste Ritze der Hauptstadt zog.

Lesesaal der Bibliotheca Alexandrina, La Corniche, Alexandria/Ägypten
    Der ermittelnde Kriminalbeamte der Polizeidirektion Alexandria, Maged Al Feshawi, sah aus wie die Miniaturausgabe von Omar Sharif in seinen besten Jahren. Einen Kopf kleiner als John Finch, steckte er in einem makellos gebügelten Anzug mit Clubkrawatte und trug eine randlose Brille auf der Nasenspitze, über die seine dunkelbraunen Augen skeptisch auf den Piloten blickten. Nachdem die Ambulanz die schwer verletzte Amina Mokhtar in die Intensivstation des nächstgelegenen Krankenhauses gebracht hatte, waren Finch und Al Feshawi in den hellen Lesesaal gegangen und hatten der Spurensicherung das Feld im Manuskriptenmuseum überlassen.
    »Sie haben sicher einen Reisepass dabei, um sich auszuweisen?«, fragte der Polizeibeamte und streckte wie selbstverständlich die Hand aus.
    Finch nickte und reichte Al Feshawi das Dokument. Der blätterte kurz darin, betrachtete nachdenklich den Einreisestempel und gab Finch den Pass dann wieder zurück.
    »Danke.« Er zog sein Mobiltelefon aus der Tasche, tippte rasch etwas ein und steckte es zurück in den Anzug. Schließlich wies er einladend auf einen der Stühle. »Setzen wir uns. Hier können wir ungestört reden«, meinte er nach einem Seitenblick auf die umliegenden leeren Lesetische. »Was genau wollten Sie eigentlich von Dr. Mokhtar?«
    »Sie besuchen«, antwortete Finch ausweichend. »Wir kennen uns bereits seit langer Zeit. Wie geht es ihr?«
    Al Feshawi zog einen kleinen Notizblock aus der Tasche und zuckte die Schultern. »Gute Frage, Mr. Finch. Bei der Ankunft in der Klinik lebte sie noch. Also hoffe ich, dass es ihr den Umständen entsprechend gut geht, aber leider habe ich noch keine Nachrichten aus der Klinik. Die Ärzte sind nicht immer so offenherzig, wenn es um Auskünfte über den Zustand ihrer Patienten geht. Aber diese Diskretion der Mediziner ist wohl auf der ganzen Welt die gleiche.« Er wechselte abrupt das Thema. »Sie sind gestern als Tourist nach Ägypten eingereist. Wo sind Sie in Alexandria abgestiegen?«
    »Im Cecil. Ich mag Hotels mit Geschichte.«
    Der Polizist nickte und machte sich eine kurze Notiz. »Erzählen Sie mir bitte alles, von dem Zeitpunkt an, als Sie die Bibliothek betraten«, meinte er und warf dem

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