Heiße Beute
aber vielen Dank. Morgen erwarte ich einen Scheck von der Versicherung. Sobald ich das Geld habe, bitte ich Lula, mich zu einem Autohändler zu fahren.«
Ranger und Hector zogen wieder ab, und ich schloss mich in meine Wohnung ein. Mit den Schüssen auf die Fernbedienung hatte ich meine Aggressionen ordentlich abgebaut, jetzt war ich wesentlich milder gestimmt. Mein Herzschlag setzte nur gelegentlich aus, und das Augenzucken fiel kaum auf. Ich verzehrte die letzten Krümel des tiefgefrorenen Plätzchenteigs; es war kein Tastykake, schmeckte aber trotzdem einigermaßen lecker. Dann schaltete ich den Fernseher ein und sah mir ein Hockeyspiel an.
»Oh, oh«, begrüßte mich Lula am nächsten Morgen. »Sehe ich richtig? Bist du da gerade mit einem Taxi vorgefahren? Ist irgendwas mit Rangers Auto passiert?«
»Es ist ausgebrannt.«
»Sag bloß?«
»Meine Tasche war drin. Ich muss mir eine neue Tasche kaufen.«
»Da bin ich genau die Richtige für«, sagte Lula. »Wie spät ist es? Haben die Geschäfte schon geöffnet?«
Es war Montagmorgen, zehn Uhr. Die Geschäfte hatten längst geöffnet. Dass meine Kreditkarte dahingeschmolzen war, hatte ich bereits gemeldet. Ich war in Kauflaune.
»Moment mal«, sagte Connie. »Was ist mit der Aktenablage?«
»Die ist so gut wie erledigt«, sagte Lula. Sie nahm einen Stapel Akten und verstaute ihn in einer Schublade. »Wir bleiben sowieso nicht lange weg. Stephanie kauft immer die gleiche Tasche. Sie geht schnurstracks auf den Verkaufsstand von Coach zu und holt sich eine von diesen protzigen schwarzen Umhängebeuteln aus Leder, und das war’s dann.«
»Übrigens, mein Führerschein ist auch verbrannt«, sagte ich. »Kannst du mich noch zur Zulassungsstelle fahren?«
Connie verdrehte die Augen an die Decke. »Haut schon ab.«
Gegen Mittag kamen wir in der Quaker Bridge Mall an. Ich kaufte mir eine Umhängetasche, anschließend probierten Lula und ich noch einige Parfüms aus. Wir waren auf der oberen Etage, gingen gerade auf die Rolltreppe zu, auf dem Weg zum Parkplatz und nach Hause, da baute sich vor mir bedrohlich eine bekannte Gestalt auf.
»Sie schon wieder!«, sagte Martin Paulson. »Was haben Sie bloß an sich? Ich werde Sie einfach nicht los.«
»Kommen Sie mir nicht blöd«, wehrte ich mich. »Ich bin schwer enttäuscht von Ihnen.«
»So ein Pech aber auch. Beinahe tut es mir richtig Leid. Was machen Sie hier eigentlich? Wollen Sie wieder einer unschuldigen Menschenseele Gewalt antun?«
»Ich habe Ihnen keine Gewalt angetan.«
»Sie haben mich umgestoßen.«
»Sie sind hingefallen. Zweimal.«
»Ich habe Ihnen gesagt, dass mein Gleichgewichtssinn gestört ist.«
»Ich habe keine Lust, mich hier mit Ihnen zu streiten. Also, lassen Sie mich gefälligst durch.«
»Hören Sie schlecht?«, setzte Lula noch einen drauf. »Aus dem Weg!«
Um Lula besser zu sehen, drehte sich Paulson um, wurde aber durch den Anblick offenbar so überrumpelt, dass er das Gleichgewicht verlor und nach hinten fiel, die Rolltreppe hinunter. Vor ihm standen zwei Leute, die er wie Kegel weghaute. Alle drei landeten am Fuß der Treppe auf einem Haufen.
Lula und ich liefen die Stufen hinunter zu dem Menschenknäuel.
Der einzige Verletzte schien Paulson zu sein. »Ich habe mir das Bein gebrochen«, wimmerte er. »Wetten, dass mein Bein gebrochen ist? Wie oft soll ich Ihnen denn noch sagen, dass ich Probleme mit meinem Gleichgewichtssinn habe. Nie hört einer auf mich.«
»Dafür gibt es wohl einen triftigen Grund, dass niemand auf Sie hört«, sagte Lula. »In meinen Augen sind Sie ein Windbeutel, mehr nicht.«
»Das ist alles Ihre Schuld«, sagte Paulson. »Sie haben mich zu Tode erschreckt. Auf Sie sollte man die Modepolizei hetzen. Was soll Ihr blödes gelbes Haar? Sie sehen aus wie Harpo Marx.«
»Hunh«, sagte Lula. »Ich verdufte. Ich lasse mich nicht länger beleidigen. Ich muss sowieso wieder zurück an die Arbeit.«
Wir waren an der Ausfahrt des Parkplatzes, da hielt Lula plötzlich an. »Warte mal. Habe ich auch meine Einkaufstüten hinten auf den Rücksitz gestellt?«
Ich drehte mich um und sah nach. »Nein.«
»Mist! Die muss ich fallen gelassen haben, als dieses Stück Affenscheiße mich angerempelt hat.«
»Macht nichts. Fahr vor bis zum Eingang. Ich springe raus und hole sie.«
Am Haupteingang ließ Lula mich raus, und ich verfolgte unseren Weg zurück bis zur Mitte des Einkaufszentrums. Um zur Rolltreppe zu gelangen, musste ich an Paulson vorbei. Sanitäter
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