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Heiße Beute

Heiße Beute

Titel: Heiße Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Ich spreizte Arme und Beine, klammerte mich an den Wagen und schrie mir die Lunge aus dem Leib. Der Mann mit der Clinton-Maske versuchte sich an meinen Beinen; als er mir zu nahe kam, trat ich einmal aus und versetzte ihm mit meinen schweren CAT-Schuhen einen Kinnhaken. Der Kerl taumelte rückwärts und kippte um. Rumms! Fiel einfach platt auf den Rücken.
    Jetzt war auch der Fahrer des Wagens ausgestiegen. Er trug eine Richard-Nixon-Maske, aber an der Figur erkannte ich den Mann sofort. Das musste Darrow sein, ganz klar. Ich wand mich aus der Umarmung des Hasen. Offenbar ist es gar nicht so einfach, Dinge oder Menschen festzuhalten, wenn man ein Hasenkostüm mit richtigen Hasenpfötchen trägt. Ich stolperte über die Bordsteinkante und fiel hin, rappelte mich wieder auf und rannte los, was das Zeug hielt, der Hase hinter mir her.
    An der Kreuzung stand ein Auto, und schreiend flitzte ich daran vorbei. Meine Stimme klang heiser, wahrscheinlich war es eher ein Krächzen, das aus meinem Mund kam. Mein Knie war aufgerissen, mein Arm zerkratzt, er blutete, und die Haare hingen mir im Gesicht, wild und durcheinander, weil ich mich mit dem Hasen auf dem Boden gewälzt hatte. Das Auto war mir kaum aufgefallen, es war silberfarben, mehr hatte ich nicht erkannt. Hinter mir hörte ich den Hasen. Ich gab mein Äußerstes, mir brannten die Lungen, aber mir war klar, der Hase würde mich einholen. Vor lauter Angst konnte ich nicht denken, blind lief ich einfach die Straße entlang.
    Ich hörte, wie ein Motor angeschmissen wurde, die Reifen drehten durch. Darrow, dachte ich, kommt und holt mich. Ich schaute mich um, aber dann erkannte ich, dass es gar nicht Darrow war. Es war das silberfarbene Auto, ein Buick LeSabre, und hinterm Steuer saß meine Mutter. Sie raste direkt auf den Hasen zu, der über die Kühlerhaube geschleudert wurde, das künstliche Fell flog wie nach einer Explosion in Fetzen davon und landete als Klumpen seitlich auf der Straße. Das Auto von Darrow bremste scharf und kam neben dem Hasen zum Stehen. Darrow und der andere Mann mit Gummimaske stiegen aus, kratzten den Hasen vom Asphalt, verfrachteten ihn in den Kofferraum und fuhren davon.
    Knapp einen Meter neben mir hielt meine Mutter. Ich humpelte zum Auto, sie gab das Türschloss frei, und ich stieg ein.
    »Heilige Muttergottes«, sagte sie. »Richard Nixon, Bill Clinton und ein Hase waren hinter dir her.«
    »Ja«, sagte ich. »Gut, dass du gerade vorbeigekommen bist.«
    »Ich habe den Hasen überfahren«, sagte sie. »Wahrscheinlich ist er tot.«
    »Es war ein böser Hase. Er hat den Tod verdient.«
    »Er sah aus wie der Osterhase. Ich habe den Osterhasen getötet«, schluchzte sie.
    Ich kramte ein Papiertaschentuch aus der Handtasche meiner Mutter und gab es ihr. »Hast du Valium dabei? Oder was Ähnliches? Klonapin oder Ativan?«, fragte ich sie und durchsuchte ihre Handtasche etwas gründlicher.
    Meine Mutter putzte sich die Nase und fuhr los. »Kannst du dir überhaupt vorstellen, was das für eine Mutter bedeutet, die Straße entlangzufahren und mit ansehen zu müssen, wie ihre Tochter von einem Hasen gejagt wird? Wieso besorgst du dir nicht endlich eine anständige Arbeit? So wie deine Schwester.«
    Ich verdrehte die Augen. Schon wieder kam sie mir mit meiner Schwester, der Heiligen Sankt Valerie.
    »Und sie geht mit einem netten Mann aus«, sagte meine Mutter. »Ich glaube, er hat ehrenwerte Absichten. Und er ist Anwalt von Beruf. Er wird mal viel Geld verdienen.« Meine Mutter kehrte zurück zur Kreuzung, damit ich mir meine Umhängetasche wieder holen konnte. »Und du? Was wird mal aus dir?«, wollte sie wissen. »Mit wem gehst du aus?«
    »Frag nicht so blöd«, sagte ich. Ich ging mit niemandem aus, ich hatte Geschlechtsverkehr mit Batman.
    »Ich weiß gar nicht, was ich jetzt machen soll«, sagte meine Mutter. »Glaubst du, ich muss den Unfall der Polizei melden? Was soll ich denen sagen? Wie hört sich das denn an? Etwa: Ich wollte gerade kalten Braten bei Giovichinni kaufen, da sehe ich, wie ein Hase meine Tochter verfolgt. Er rennt ihr hinterher auf die Straße, und ich überfahre ihn, aber jetzt ist er weg.«
    »Weißt du noch, als ich klein war und wir mal ins Kino fahren wollten und Daddy den Hund auf der Roebling Street überfahren hat? Wir sind ausgestiegen und haben nach dem Hund gesucht, aber wir konnten ihn nicht finden. Er war einfach irgendwohin verschwunden.«
    »Der Hund tat mir so Leid.«
    »Ja, aber ins Kino sind wir trotzdem

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